Gleichzeitig stellt der Hoji Free das Top Freeridemodell, also den abfahrtslastigsten Schuh in der Kollektion von Dynafit dar, und verspricht kompromisslose Abfahrtsperformance mit hervorragenden Aufstiegseigenschaften. Ich habe daher versucht, den Schuh seinem Einsatzgebiet entsprechend zu nutzen. Zudem musste er sich mit meinen gewohnten Skischuhen, den Lupo Modellen von Dalbello, vergleichen lassen.
Tester und Testprodukt
Ich bin 189cm groß und 80kg schwer, fahre eher verspielt, springe viel und bin auch mal schneller unterwegs. Ich gehe, wenn der Schnee passt, überall am Berg skifahren. Wenn er nicht passt, bin ich eher im Park. Ich gehe auch hin und wieder Skitouren, meist in interessantes Gelände, weniger auf bestimmte Gipfel. Ich habe den Hoji Free mit meinem gewohnten Ski Setup getestet, einem K2 Catamaran mit CAST Bindungssystem, sowie mit meinem „Pistenski“, einem Faction Prodigy 4.0 mit STH2 Bindung. Das CAST System erlaubt das Verwenden von Tourensohlen wie jener des Hoji Free mit dem Pivot Vorderbacken und die STH Bindung nimmt durch die Höhenverstellung des Vorderbackens auch Tourensohlen auf, wobei mir bewusst ist, dass letzteres so nicht unbedingt vorgesehen ist, aber es funktioniert (auf eigenes Risiko). Für mich war wichtig zu erfahren, wie sich der Schuh im Vergleich zu meinen anderen Schuhen mit meinem gewohnten Ski Setup schlägt.
Details zum Testmodell
Dynafit Hoji Free 2019, MP 27,5, Sohlenlänge 310mm, original Innenschuh, aufgebacken und angepasst; Keine zusätzlichen Spoiler verbaut oder Modifikationen vorgenommen.
Erster Eindruck
Wie anfangs erwähnt, ist der Hoji Free die Evolution des Hoji Pro (zum Test). Der Hoji Free soll weniger Allrounder sein, sondern eher die aggressiven, abfahrtsorientierten Skifahrer ansprechen, dabei aber trotzdem alle guten Aufstiegseigenschaften beibehalten, mit denen der Hoji Pro bereits überzeugen konnte.
Da der Hoji Free in eine große Bandbreite an Bindungen passen soll, musste Dynafit für dieses Modell von der „Speed Nose“ abrücken und dem Schuh einen klassischen Schnabel verpassen, damit er mit der ISO 9523 Norm in alle gängigen MNC Bindungen passt und somit seinem angedachten Einsatzbereich entsprechend gefahren werden kann. Da dafür ohnehin neue Gussformen für die Hauptschalen notwendig waren, konnte man das Feedback zum Hoji Pro berücksichtigen und in die überarbeitete Hauptschale einfließen lassen. Während der Schaft funktional identisch bleibt und hier für den Hoji Free, der einen „130er“ Flex aufweisen soll, nur steiferer Kunststoff verwendet wurde, hat die Hauptschale generell etwas weniger Volumen. Dadurch ist der Schuh etwas schmäler (Leistenbreite 102mm) und über den Zehen sowie im Fersenbereich etwas enger. Außerdem wurde der Knöchelbereich auf das Feedback zum Hoji Pro hin - was wir auch schon in unserem Test geben mussten - überarbeitet. Diese Änderungen sollen eine sportlichere Fahrweise ermöglichen und bekannte Schwächen des Hoji Pro, gerade in der Passform, ausmerzen. Die Sohlenlänge ist bei der Free Variante durch den Schnabel wieder etwas länger als beim Pro, aber dennoch sehr kurz. Während mein Dalbello Lupo bei MP 27,5 317mm misst, liegt der Hoji Free bei gleicher MP Größe bei 310mm. Hätte ich einen reinen Tourenschuh gesucht, wäre ich vielleicht auf die nächst größere Schale gegangen, für einen Allroundskischuh wollte ich aber eine eher knappere Passform. Ich trage bei Straßenschuhen ca. Größe 43,5-44, habe aber eher dünnere, nicht allzu breite Füße mit ein paar skischuhbedingten Überbeinen.
Der Rest des Schuhes ist wie gesagt identisch mit dem ursprünglichen Modell. Es komm auch der ausgetüftelte Gehmodus von Fritz Barthel, dem Erfinder der Tech-Bindung, zum Einsatz, bei dem das Umlegen von nur einem Hebel die nötige Umstellung vom Geh- in den Skimodus ermöglicht.
Der Schuh kommt, ähnlich wie sein indirekter Vorgänger, der Dynafit Vulcan, und eben auch wie die Fulltilt oder Dalbello Krypton/Lupo Schuhe, im dreiteiligen Cabrio Design, welches sich ursprünglich von den Raichle Flexon Modellen ableitet. Die mittlere Schnalle, die für den Fersenhalt sorgt, ist als Ratschen-Riemen ausgeführt. Der Strap oben ähnelt einem Booster Strap und der Verschluss kann komfortabel und sehr schnell entriegelt werden. Öffnet man den Hebel auf der Rückseite vom Abfahrts- in den Tourenmodus, wird dadurch gleichzeitig die obere Schnalle sowie der PowerStrap geöffnet und die Schaftrotation auch nach hinten freigegeben. Die Zunge ist zweigeteilt und flext nur, wenn der Schuh richtig geschlossen ist. Somit ist im Gehmodus, wenn die obere Schnalle und der Strap entspannt sind, nach vorne viel Bewegungsfreiheit vorhanden.
Ein wesentlicher Unterschied des Hoji Frees zum Hoji Pro ist der Innenschuh. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit der Marke Sidas speziell für den Schuh designt. Er ist sehr leicht, will trotzdem aber noch genug Dämpfung, Komfort und Kraftübertragung bieten, wie man es von einem Alpinschuh kennt. Außerdem ist er thermisch anpassbar. Ich persönlich bin großer Fan der dickeren Intuition Wrap Innenschuhe. Natürlich habe ich auch sofort versucht, einen solchen Innenschuh im Hoji Free zu verwenden, allerdings hat ein (neuer) Intuition Pro Wrap einfach zu viel Volumen und ich bekomme den Schuh damit kaum noch geschlossen. Generell macht der Sidas Innenschuh aber einen qualitativ hochwertigen Eindruck und steht meiner Meinung nach anderen leichten Toureninnenschuhen in nichts nach.