Wir haben Marker um eine Stellungnahme zu den aufgetretenen Schwächen und den Änderungen an der Marker Tour F12 für die aktuelle Saison 2011/2012 gebeten:
PG: Welche Änderungen erfolgten an der Tour F10/F12 zum aktuellen Modelljahr im Detail und warum? Und weshalb erfährt man so wenig über diese Änderungen?
Marker: Da gab es eine Menge laufende Verbesserungen, wie eigentlich bei allen Bindungen. Mit einer rührigen & flexiblen R&D Abteilung und einem engagierten Testteam ist es bei uns zum Glück möglich die Produkte ständig weiter zu verbessern. Hier ist ne kleine Zusammenfassung der wichtigsten Verbesserungen:
- Das Material der Systemplatte ist von glasfaserverstärktem Polypropylen auf glasfaserverstärktes Polyamid umgestellt worden. Dadurch wird der Rahmen deutlich verwindungssteifer, was man vor allem bei harten Querungen im Aufstieg merkt.
- Verbesserungen gibt es auch im Bereich des Gehlagers. Hier arbeiten wir jetzt mit einer hohlen Stahlachse, die in Lagerbuchsen dreht. Der Effekt ist noch weniger Spiel im Gehlager (vor allem spĂĽrbar im Aufstieg).
- Dann haben wir das Handling der Bindung deutlich verbessert:
- Ă–ffnungslasche ist komplett ĂĽberarbeitet & deutlich einfacher zu bedienen, selbst wenn sie mit Schnee aufgefĂĽllt ist.
- Es gibt Teflon Beschichtungen & einen Faltenbalg im Bereich des Gehlagers, der Bereich, der bei ungünstigen Schneeverhältnissen am stärksten von Schneeaufbau betroffen ist. Diese neuen Features wirken dem Schneeaufbau entgegen & erleichtern das Verriegeln der Bindung (vom Geh- zum Abfahrtsmodus).
- Die Einführschrägen an Systemplatte und Skilager (schwarze Platte, die hinten auf dem Ski montiert ist) sind verbessert und erleichtern das Verriegeln der Bindung zusätzlich.
- Die Fersenkinematik ist ĂĽberarbeitet & das Einstiegsverhalten (auch bei Schnee & Eis unter der Schuhsole) ist damit deutlich verbessert.
- Die Rollen am Vorderbacken wurden durch Teflongleitschuhe ersetzt. Die Folge: geringere Abnutzung durch Dynafit-Inserts an den Schuhen & besserer Kraftschluss zum Skischuh wegen größeren Auflageflächen. Soweit die wichtigsten Verbesserungen…
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Wir haben aus unserem ersten Jahr (nach längerer Abstinenz) im Tourenbereich viel gelernt & versucht diese Erkenntnisse unmittelbar umzusetzen!Alle beschriebenen Verbesserungen sind jetzt schon an den Sportfachhandel ausgeliefert, dort erhältlich & werden öffentlich kommuniziert. Allerdings wird nicht jede einzelne laufende Verbesserung unserer Bindungskollektion aktiv nach außen getragen… nicht zuletzt wegen einem begrenzten Marketing Budget.
PG: Die meisten bzw. genau genommen irgendwann alle Tourenbindungen leiern -insbesondere auf breiten Freerideski aus, so auch die Tour. Wie ist die Garantie- bzw. Kulanzabwicklung? Wo wird die Grenze gezogen zwischen Ersatz/kein Ersatz?
Marker: Jede Tourenbindung, jeder Sportartikel, sei es Bindung, Ski, oder Fahrrad… unterliegt einem gewissen Verschleiß.
Marker versucht in Sachen Garantie und Kulanz natĂĽrlich die Kunden zufrieden zu stellen!
Also werden alle Produkte, deren Abnutzungserscheinungen über den natürlichen Verschleiß hinausgehen & nicht mutwillig zerstört worden sind, ausgetauscht. Wo die Grenze gezogen wird, kann in dem Fall nur der geschulte Fachhändler entscheiden!
PG: Ist das Problem eines vertikal locker werdenden Vorderbackens bei der Tour F10/12 –wie es in unserem Test schwach auftrat– behoben worden? Und wenn ja, welche technischen Veränderungen wurden vorgenommen?
Marker: Das beschriebene Problem tritt generell nicht bei allen Marker Tour F10/F12 Bindungen aus der Saison 10/11 auf. Es mussten ein paar Faktoren zusammenkommen. So konnte z.B. ein zu knappes Einstellen der Spannhöhe am Vorderbacken bzw. ein hängenbleiben der Pin-Bindungs-Inserts von schlecht verarbeiteten Schuhen zu einem Aufhebeln des Vorderbackens führen.
Alle Tour F10/12 ab Saison 11/12 kommen jedoch mit einem verstärkten Setup im Bereich der Achse und des Gehlagers. Das heißt, das Material wurde aufgedickt und an anderer Stelle wieder eingespart um das Gewicht zu halten und trotzdem eine drastische Verbesserung in Sachen Stabilität hinzubekommen. Einen Teil tragen auch die Teflongleitstücke in den Voderbacken-Sohlenhaltern (diese ersetzen die kleinen Röllchen) dazu bei –hier kann kein Pin-Bindugs-Insert eines schlecht verarbeiteten Schuhs hängen bleiben. Gleichzeitig ist der Kraftschluss wegen größeren Auflagepunkten besser, was für eine noch bessere Fahrperformance sorgt.
Alles in allem gab es kleine aber effektive Veränderungen - bisher ist von der 11/12er Generation keine Bindung mit einem Vorderbacken-Spiel aufgetaucht!
PG: Tourenbindungen nach dem Rahmenprinzip sind prinzipiell anfällig gegenüber sogenannten "Kniefällen". Bei der Marker Tour F10/12 wurden ebenfalls Bindungsschäden nach solchen Stürzen bekannt. Wurden technische Verbesserungen realisiert, die auf dieses Problem abzielen?
Marker: Wir denken, dass das kein reines Problem von Rahmenbindungen ist. Auch bei lowtech-Bindungen kann es zu Schäden oder Bindungsausrissen durch Kniefälle kommen.
Kniefälle sind eben extreme Belastungen für jede Tourenbindung auf dem Markt, die von der Belastung und er Situation mit einem Fahrradsturz zu vergleichen sind.
In jedem Fall haben wir auch hier reagiert und den Bereich rund um die Achse verändert & verstärkt. Die Achse selbst ist jetzt eine Hohlachse aus Edelstahl, die in Buchsen dreht und nicht wie vorher direkt im Gehlager. Auch hier ist seit den Änderungen kein einziger Fall eines Defekts durch Kniefall bekannt.
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