Die Freeride Pro von Fritschi wurde nach Herstellerangaben nicht nur im Design, sondern auch bei den Funktionen gegenüber dem Vorgänger verbessert. Inwieweit dem Hersteller aus dem Kandertal in der Schweiz wirklich ein Kunstgriff auf Higend-Niveau gelungen ist, wird erst der Langzeittest der zeigen. Vorab schon mal die ersten Eindrücke vom neuen "Freeride Mountaineering"-Modell.
Der Erste optische Eindruck der Bindung ist, dass viel Plastik verarbeitet wurde. Das neue Design der Bindung ist meiner Meinung nach mittelmäßig. Mit der Freeride Pro versucht der Schweizer Hersteller Fritschi eine Bindung im „Freeride Mountaineering“-Segment zu platzieren. Früher hätte man wohl „Skibergsteigen“ oder „Ski Plus“ dazu gesagt. Gemeint ist abfahrtsorientiertes Tourengehen mit Liftunterstützung im anspruchsvollen Gelände.
Der Z-Wert von 4-12 ist für den durchschnittlichen Fahrer (Größe und Gewicht betreffend) völlig ausreichend. Die Auslösewerte auch für Tourenskischuhe ansprechend. Das Gesamtgewicht per Paar ist mit 2190 g zum Vorgängermodell leicht um 200g gestiegen. Die optional erhältlichen Harscheisen sind bis 110 mm, die Skistopper bis 115 mm Breite verfügbar.
Praxistest
Der Einstieg in die Bindung funktioniert problemlos und mit wenig Kraftaufwand. Es ist darauf zu achten, mittig – also wirklich gerade – einzusteigen, ansonsten besteht die Gefahr, dass die Vorder- oder Hinterbacken nicht optimal greifen. Während verschiedener Test-Touren hat mich die komfortable Aufstiegsperformance sehr positiv beeindruckt. Die "Gliding Technology" ist deutlich spürbar und ermöglicht einen optimalen Drehpunkt beim Aufsteigen. Bei einem Ski von 188 cm Länge benötigen Spitzkehren etwas Übung; doch nach einigen Versuchen klappt auch das.
Die Abfahrtseigenschaften sind gut. Die Kraftübertragung bei einem Ski um 105mm Mittelbreite ansprechend. Negativ fällt jedoch die hohe Standhöhe auf. Die ersten Schwünge habe ich mit angezogener Bremse gezogen und erst nach und nach steigerte ich die Radien. Mit den ersten erfolgreichen „big turns“ hat sich mein Vertrauen in die Bindung wesentlich erhöht und somit den ersten optischen Eindruck deutlich relativiert. Mit der Fritschi Freeride Pro können Schwünge präzise eingeleitet werden und sowohl die Kraftübertragung als auch die Rückmeldung der Bindung waren stets einwandfrei. Mit dem wachsenden Vertrauen konnte ich dann schon kleinere Drops über Felsen in die Lines integrieren.
Die Bedienbarkeit ist traditionell eine der Stärken der Fritschi-Bindungen. Die Einstellung des Z-Werts und die Anpassung an den BD-Factor (mit Tourensohle) sind im Manual gut erklärt und einfach durchzuführen. Einzig eine Erläuterung zur Einstellung des Anpressdrucks hat mir gefehlt. Aufgrund der stufenlosen Verstellbarkeit der Frontplatte, können Skischuhe sowohl mit Touren- als auch mit Alpinsohlen verwendet werden. Weiters sind alle vier Stufen der Steighilfe (0° / 3° / 9° / 13°) problemlos mit dem Skistock einstellbar, ebenso das Ent- und Verriegeln für kurze Abfahrten. Lediglich das Verstellen auf die höchste Stufe (13°) erforderte ein wenig Übung.
Bewertung
Aufstiegseigenschaften: ****
Abfahrtseigenschaften: ****
Bedienbarkeit: ****
Kompatibilität: ****
Lieferumfang: ***
Erhältliches Zubehör: Harscheisen (86 mm, 110 mm), Skistopper (80 mm, 90 mm, 100 mm, 115 mm), Fangriemen
Preis (UvP): 369 Euro
Fazit
Nach mehreren Einsätzen präsentieren sich die Eigenschaften der Bindung durchwegs positiv und anwenderfreundlich. Sowohl im Aufstieg als auch bei der Abfahrt hat die neue Freeride Pro stets die Anforderungen zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Zu bemängeln ist der schnelle Materialverschleiß der Hinterbacken und der Verriegelung. Weiters könnte das Gewicht meiner Ansicht nach noch optimiert werden und das Zubehör für breitere Skier erweitert. Die Freeride Pro ist eine leicht zu bedienende Bindung für abfahrtsorientierte Tourengeher und Gebietsfahrer, die gerne einen zusätzlichen Aufstieg für eine schöne Abfahrt angehen. Hardcore Fahrer und Gebietsfahrer werden die Vorteile der Freeride Pro nicht ausnutzen können und sich an der hohen Standhöhe und der zu Alpinbindungen vergleichsweise mittelprächtigen Kraftübertragung stören. Reine Tourengeher werden hingegen das hohe Gewicht bemängeln.
Vorteile
- Guter Allrounder
- Bedienungskomfort
NachteileÂ
- Gewicht
- Wenig Zubehör für breite Freeride-Skis
- Materialverschleiß von häufig beanspruchten Teilen
- (fehlende Bohrschablone)Â