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Materialtests

Materialtest | Norse Skis – The Enduro

Die Definition von Balance

von Volker Lehmann 03.03.2022
Nachdem wir letztes Jahr die kleine Skischmiede NORSE und den "The Freeride" in 192cm testen durften und den Aufbau der Ski genauer vorgestellt hatten, waren wir gespannt auf den zweiten Ski in der noch kleinen Produktlinie. "The Enduro": ein Ski, der sein Einsatzgebiet im Namen trägt und in verschiedenen Skimagazinen als wahrer Alleskönner ausgezeichnet wurde.

Beschrieben wird der Ski mit seiner 100mm Taille als vielseitiger Ski, den man zum Touren, zum Powdern, im Zerfahrenen sowie auf der Piste einsetzen kann.

Zeit, dass sich PowderGuide den Ski für einen intensiven Test unter die Skischuhe schnallt!

Erster Eindruck

Im Vergleich zum Freeride ist der Enduro über die ganze Biegelinie straffer. Der Ski hat einen ausgeprägten Tiprocker und im Gegensatz dazu einen etwas weniger ausgeprägten aber dennoch präsenten Tailrocker. Nose und Tail werden zum Ende hin weicher. Qualitativ wirkt der Ski hochwertig verarbeitet und das klare Design gefällt. Wie beim Freeride besteht die Base aus einem gesinterten Belag, der mit Nanowachs behandelt wurde. Es wird versprochen, dass der Ski während der ganzen Lebensdauer nicht gewachst werden muss.

Auf meiner nicht zertifizierten Küchenwaage, brachte der Ski etwas über 1900g auf die Waage und war somit etwas schwerer als die angegebenen 1825g.

Tester und Testbedingungen

Getestet wurde der Ski an mehr als 15 Tagen bei unterschiedlichsten Schneebedingungen. Als Bindung wurde eine Look Pivot mit Cast montiert, damit sämtliche All-Mountain Eigenschaften getestet werden konnten. Zum reinen Touren mit vielen Höhenmetern ist das Setup sicherlich zu schwer. Gerade bei schwierigen Bedingungen bin ich jedoch froh, eine solide Bindung unter den Füssen zu haben. Montiert wurde der Ski auf dem empfohlenen Montagepunkt.

Materialtests
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Die letzten Jahre bin ich immer Ski in über 185cm gefahren. Auf Empfehlung von Patrik Sannes von Norse, wollte ich dieses Mal die 180cm lange Variante ausprobieren. Von 1300 Höhenmeter Touren, Powdern in Engelberg sowie in diversem liftunterstützen Mixed-Gelände wurde der Ski ausgiebig unter die Lupe genommen. Ich bin 176cm gross, bringe gute 75kg auf die Waage und mag unterschiedlichste Skikonzepte, die tendenziell eher etwas straff abgestimmt sein dürfen. Beim Powdern geht nichts über das Praxis Powderboard, verlassen kann ich mich immer auf meine Fischer Ranger 107ti und an Pistentagen schöre ich auf meinen Völkl Deacon 84. Als Schuh waren während des Tests der Dalbello Krypton Pro und der Dalbello Lupo 130C im Einsatz

Praxistest

Die ersten Tage fand ich keinen richtigen Zugang zum Ski. Erst als mich meine Snowboardkollegen auf Ziehwegen stehen liessen, war mir klar, dass es der Belag ist, der mich ausbremst. Nach Rücksprache mit Norse habe ich den Ski heiss gewachst und gut ausgebürstet. Laut Patrik braucht der Belag offenbar doch Pflege und Wachs, wie jeder andere Ski auch. Seitdem fährt sich der Ski deutlich besser. Die folgenden Einschätzungen beziehen sich auf den gewachsten Ski.

Pistenperformance
Beim ersten Einsatz auf der Piste erweckte der Ski Erinnerungen an den Freeride. Draufstellen und der Ski macht, was ihm gesagt wird. Der Pilot ist jederzeit Herr der Lage. Bewegungen werden direkt in Richtungsänderungen weitergeben, ohne dass das Gefühl aufkommt, nicht zentral über dem Ski zu stehen oder demnächst abgeworfen zu werden.

Der Radius von 21 Metern macht den Ski jetzt nicht zur sportlichsten All-Mountain Waffe. Durch den ausgeprägten Tiprocker und der schmalen Schaufel, ist es schwierig Druck auf die Schaufel zu bekommen. Folglich kommt das Gefühl auf, dass der Ski nicht über den ganzen Kantenzug fährt, sondern über die hinteren 2/3 der Skilänge. Dennoch lässt sich der Ski durch seinen harmonischen Flex gut durch die Kurven steuern. Der Kantengriff ist bemerkenswert gut, was ich mir durch den torsionsstabilen Aufbau erkläre. Jederzeit verleiht der Ski, durch sein präsentes aber nicht zu langes oder hakeliges Heck, Vertrauen - egal welche Schneeverhältnisse vorgefunden werden.

Performance im Variantengelände
Am wohlsten fühlt sich der Ski im "Gemüse". Egal ob im Zerhackten, in Buckeln, auf Dust on Crust oder einer völlig durchgenudelten Piste. In allen Gelände- und Schneearten kann ich mich auf den Ski verlassen. Die Schwungeinleitung gelingt im steilen und technisch schwierigen Gelände spielerisch, ohne dass das Gefühl aufkommt, die Kontrolle über den Ski zu verlieren. Wie auch beim Freeride wirkt sich das lange Rockerprofil, die weicher werdenden Skienden und der relativ kurze Sidecut positiv auf die Drehfreudigkeit des Skis aus. Und wenn der Ski in Falllinie gebracht wird und Geschwindigkeit aufnimmt, dämpft er die Unebenheiten unglaublich gut weg – erstaunlich für einen Ski in dieser Gewichtsklasse. Noch etwas, das mich an diesem Ski beeindruckt: Wer gerne an Geländekanten abzieht, wird bei der Landung vom Ski automatisch wieder in die richtige Position gestellt.

Powderperformance & Tourentauglichkeit
Beim ersten Ausflug habe ich die Ski auf eine längere Tour mit ca. 1300hm mitgenommen. Zusammen mit dem CAST-System ist das Gewicht recht ordentlich und zum reinen Touren nicht zu empfehlen. Die erste Abfahrt durch Bruchharsch, Plattenpulver und gesetztem Powder ging ohne Probleme und gab mir einen ersten positiven Eindruck.

(Anmerkung: Mit einer Pin-Bindung kann ich mir den Ski, gerade bei schlechteren Bedingungen, sehr gut vorstellen. Im technischen Gelände ist eine einfache Schwungauslösung wichtig und das kann dieser Ski bestens!)   

Bei einem unerwartet guten Powdertag in Engelberg musste sich der Ski im Big-Mountain Gelände auszeichnen. Ungewohnt, sich mit einem 100mm und 180cm kurzen Ski im Einstieg bei 30cm Neuschnee im Steinberg wiederzufinden. Überraschend, wie gut sich der Ski hier geschlagen hat. Ja, es ist kein Powderboard, aber den windgepressten, oberen Teil nimmt er mit, ohne einzutauchen oder hängen zu bleiben. Im windberuhigten Teil beginnt er bei Geschwindigkeit gut aufzuschwimmen, so dass für diese Mittelbreite ein gutes Surffeeling aufkommt. Im verspielten Gelände poppt der Ski genügend und es lassen sich gekonnt kurze und lange Schwünge mit kleineren Dropeinlagen aneinanderreihen.

Fazit

The Enduro überzeugt mich vor allem im Mixed-Gelände. Von der Piste in zerfahrenes Gelände springen, wenn es schnell, bucklig und ruppig wird, oder wenn die ein oder andere Kante zum Abziehen verleitet - dann entfaltet der Ski sein Potential. Er vermittelt Sicherheit, Tempostabilität und dreht gerade bei schlechteren Schneebedingungen ohne zu hakeln. Ein wahrer All-Mountain Ski, der vom Anfänger bis hin zur Expertin viele SkifahrerInnen ansprechen kann. Zu kritisieren gibt es einzig, dass er sich durch den ausgeprägten Tiprocker relativ kurz fährt. Gut auf der Piste, tempostabil, um durch Zerhacktes zu pflügen, leicht genug, für Touren und um durch den Powder zu surfen. Ein einfach zu fahrender und kraftsparender Ski, der keine Überraschungen bietet und mit dem ich gefühlt langsamer unterwegs bin als es in Wirklichkeit der Fall ist. Vielleicht ist das für mich der größte Kritikpunkt, den es an diesem Ski gibt! Der Ski ist ausbalanciert und empfehlenswert für alle, die nur mit einem Ski auskommen wollen.

Vor- & Nachteile

+ Drehfreudig
+ Tempostabil
+ Ausbalanciert
+ Kraftsparend
+ vermittelt Sicherheit in allen Schneearten
+ Gewicht
+ sehr gute Verarbeitungsqualität
- Belag braucht trotz anderslautender Angaben normal Wachs und Pflege vor dem ersten Einsatz
- fährt sich kurz

Informationen

UVP €800,-

Sidecut: 126 - 100 - 114 mm

 Länge Radius Gewicht
164 cm 15 m 1.580 g
172 cm 18 m 1.700 g
180 cm 21 m 1.825 g
188 cm 24 m 1.875 g

Hier geht es zur Website von Norse mit weiteren Informationen.

Der Ski wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

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