Der Salomon Rocker2 115 trifft damit perfekt meinen Geschmack eines Allround-Offpiste-Skis. Vergleicht man ihn mit seinem großen Bruder (Rocker2 122) ist er in weit mehr Bedingungen nutzbar! Das ist wahrlich ein Ski, der bei frischem Tiefschnee ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert – allerdings kommt man in steilerem Gelände logischerweise auch wesentlich schneller an seine Grenzen. Der Salomon Rocker2 115 zaubert einem aber auch selbiges ins Gesicht.
Den kleineren Bruder (Rocker2 108) bin ich noch nicht gefahren, aber nach Aussage von verschiedenen Personen liegt die Tendenz schon merklich mehr auf der Allround- und nicht mehr so sehr auf Powder-Seite. Demnach hat Salomon mit dem 115er durchaus eine LĂĽcke geschlossen und einen Ski produziert, der nahe an einen One-Quiver-Ski kommt; allerdings wĂĽrde ich ihn eher als Backup-Ski fĂĽr die Tage/Gebiete, bei denen man nicht genau weiĂź was einen erwartet und von tiefen Pulverschnee bis ausgefahrenen Rinnen alles dabei sein kann.
Die Entscheidung zu den nicht komplett durchgezogenen Kanten an Skispitze und -ende kann man zumindest ein bisschen in Frage stellen. Klar, das Gewicht kann dabei eine Rolle spielen, aber für mich steht mit der Haltbarkeit einiges auf dem Spiel im Verhältnis zu den gesparten Gramm. Nach Salomon sind die kantenlosen Endbereiche verantwortlich „für flüssigeres Gleiten im Powder, weil die Kanten nicht "hängen bleiben" und der Ski leichter ist“. Ob der Ski mit Kanten öftermal „hängen bleiben“ würde, ist schwer zu sagen, aber zumindest der gute Auftrieb und hohe Drehfreudigkeit werden tendenziell sehr wohl dem Eindruck des Tests gerecht. Ob das wirklich an den eingesparten Kantenstücken liegt?
Testbedingungen, Bindung und Bemerkungen zu den genutzten Skischuhen
Von den Schneeverhältnissen her kann vermutlich nicht breiter testen: Von windverpresstem, zum Teil sehr deckeligen Schnee, über frischesten Pulverschnee und bis zu feuchtem, schwerem, nassen Frühlingsschnee war alles auf dem windigen Gletscher und in den steilen Couloirs von La Grave dabei. Bruchharsch, eisige Steilwände, und ausgefahrene Gletscher waren dann in Chamonix als Testterrain gebucht. Der Testfahrer ist 180 cm groß und 82 kg schwer. Auf dem Testski war eine Dynafit Radical 1.5 cm hinter der eigentlich empfohlenen Skischuhmitte montiert (minus acht Zentimeter zur eigentlichen Skimitte).
Ich bin den Salomon Rocker2 115 mit drei verschiedenen Boots gefahren: Mit einem im Verhältnis recht weichen Crispi (Skw:ol), dem alten Black Diamond Factor und der 2014er Version des Letztgenannten. In der genannten Reihenfolge nehmen m. E. auch die Steifigkeit und die Direktheit der Kraftübertragung des Skischuhs merklich zu. Und für mich schnitt der Ski auch wesentlich besser ab, umso direkter nutzbar der Boot war. Jetzt werden sicher Einige einwenden, dass dies generell mit jedem Ski so sei, aber ich bin der Meinung, dass ein weicher Ski wesentlich besser mit einem weichen Boot zu fahren ist. Wie auch immer, mit dem Crispi ließ sich der Salomon Rocker2 115 nur sehr schwer kontrollieren, wohingegen man mit dem neuen Black Diamond Factor keine Probleme hatte dem Ski seinen Stempel aufzudrücken. Den Rückschluss könnte man wie folgt zusammenfassen: Der Salomon Rocker2 115 ist ein Ski, den man sehr bewusst und durchaus etwas sportlicher fahren muss, um sein wahres Potential heraus zu kitzeln.
Fazit
Salomon hat mit den verschiedenen Breiten der Rocker2 Serie (90, 92, 108, 115, 122) nicht nur simpel an der Breite der Ski gearbeitet, sondern scheinbar jedem Ski (ich kann das bisher nur für den 115er sagen) einen speziellen Charakter verliehen. Wer denkt mit dem Rocker2 115 findet man schlicht einen schmaleren 122er, der wird überrascht sein. Der 115er kann definitiv für jegliches Offpiste-Gelände und auch mal für die Piste hergenommen werden. Gerade in steilem und ruppigem Terrain arbeitet er überraschend solide und verleiht viel Sicherheit. Sein Spezialgebiet ist aber sicherlich der Pulverschnee und enges Treeskiing-Terrain. Man braucht etwas Zeit um den Charakter des Skis zu erkennen, aber wenn das Vertrauen mal hergestellt ist, hält er in jeden Bedingungen was er verspricht – viel Spaß im Schnee!
Vor- & Nachteile
+ extrem drehfreudig
+ gut kontrollierbar
+ sehr guter Auftrieb
- eingeschränkt tourentauglich wegen des Gewichts
- recht weiche Nose neigt zum ungewollten Greifen bei Harschdeckel
- keine durchgezogene Kanten an Skispitze und -ende
Detailinformationen
Testversion: Salomon Rocker2 115 in 188 cm?
UVP: 649.95 Euro?
Längen: 168 / 178 / 188 cm?
Abmessungen: 139 / 111 / 131 (168 cm), 139 / 113 / 131 mm (178 cm), 139 / 115 / 131 mm (188 cm)
Radius: 14.0 / 16.4 / 21.0 m
Gewicht: 2.0 kg / Ski (bei 168 cm), 2.1 kg / Ski (bei 178 cm), 2.3 kg / Ski (bei 188 cm) (Herstellerangaben)
Durchgehender Holzkern – optimale Stabilität, ein kraftvoller Rebound, maximale Ski/Schnee-Kontakt und eine effektvolle Vibrationsfilterung
Pulse Pad – Gummischicht entlang der Kanten in bestimmten Zonen des Skis für geschmeidigeres Fahrgefühl und verbesserten Ski/Schnee-Kontakt
Breitere Kanten und Kantenverstärkung – steifere Kanten, die langlebiger und griffiger sind und eine verbesserte Stoßfestigkeit erzielen
Kantenloser Bereich und Honigwaben-Konstruktion an Tip und Tail – wendiger Ski und optimale Manövrierfähigkeit und leichtes Handling
Twin Rocker mit Early Rise Tail - spielerisches, einfaches Drehen ohne Verkanten
Link zur Herstellerseite