Erster Eindruck
Am Freeguide Carbon fallen sofort zwei Dinge auf. Erstens hat er, obwohl es sich um das Topmodell von Scott bei den Skitourenschuhen handelt, "nur" zwei Richtige Schnallen und die "Schnalle" oben am Schaft ist als Powerstrap ausgeführt. Ich kenne das bisher eher von leichteren Schuhen, die stärker auf den Aufstieg ausgelegt sind. Nichtsdestotrotz fühlt sich der Freeguide Carbon spätestens bei der Anprobe wie ein Freeride- bzw. abfahrtsorientierter Tourenschuh an. Die vorhandenen Schnallen reichen ganz offensichtlich leicht aus, um einen äußerst strammen Flex zu ermöglichen.
Ungewöhnlich ist zudem das Boa-System am Innenschuh, das statt einer Schnürung verwendet wird. Damit lässt sich der Innenschuh leicht und recht fest verschließen sowie schnell wieder öffnen.
Der Verriegelungsmechanismus ist beim Freeguide Carbon innenliegend, was im Gegensatz zu den aktuell stärker verbreiteten außenliegenden Varianten natürlich den Vorteil bietet, dass er weniger leicht beschädigt wird. Dafür kann es leichter zu Vereisung kommen.
Tester und Testbedingungen
Ich bin etwas über 180cm groß und wiege gut 75kg. Ich bin sehr viel auf Ski unterwegs, meist auf Skitour, aber auch beim Freeriden und Piste fahren im Skigebiet. Da ich vor allem auf die Abfahrt Wert lege bin ich meist mit breiten Ski und stabilen, abfahrtsorientierten Schuhen unterwegs. In den letzten Jahren habe ich zahlreiche Schuhe getestet, wobei mich zuletzt vor allem der Scott S1 und der La Sportiva Skorpius überzeugt haben.
Den Freeguide Carbon habe ich seit März in Gebrauch, wobei die Frühjahrssaison auch bei mir coronabedingt zum größten Teil ausgefallen ist. Daher konnte ich den Schuh noch nicht in tiefwinterlichen Bedingungen testen, sondern hatte ihn bisher nur vom späten Frühjahr bis jetzt im Gebrauch. Dabei habe ich ihn ausschließlich auf Skitouren verwendet, bei denen es zwar teils schönen Firn, häufiger schwierigen Schnee und ein paar Mal auch Powder gab. Als Ski waren ein Downskis CountDown 104 sowie ein Downskis CountDown 104 L mit dem Schuh im Einsatz.
Den Schuh habe ich in Größe 27,5 getestet, was für mich mit 28cm langen Füßen von der Länge her recht knapp ist. In der Breite habe ich aber sogar noch etwas Platz, der Schuh ist also tendenziell eher für breitere Füße ausgelegt. Aber hier gilt natürlich ohnehin: Anprobieren!
Testbericht
Der Schuh sitzt gut am Fuß und lässt sich trotz der vermeintlich geringen Anzahl an Schnallen gut einstellen. Das Boa-System sorgt dafür, dass es kein Rutschen im Innenschuh gibt und erspart einem zudem das Schnüren. Überhaupt ist der Innenschuh vielleicht nicht der leichteste, aber von guter Qualität. Er kann durch Aufbacken angepasst werden, gibt verhältnismäßig warm, findet die richtige Mischung aus Polsterung und Kraftübertragung und wirkt langlebig.