Passform und Handling
Die Leistenbreite ist – wie bereits beim Vorgängermodell – mit 99mm angegeben und somit im Vergleich zu einigen anderen Skitourenschuhen etwas schmäler geschnitten. Sowohl der Innenschuh, als auch die Schale können (und m.M.n auch sollten) sehr gut an den jeweiligen Fuß angepasst werden. Bei mir gab es im Zehenbereich ein paar Druckstellen, welche beim Bootfitting problemlos beseitigt werden konnten.
Auch wenn nicht unbedingt passend zu diesem Absatz, würde ich an dieser Stelle gerne noch erwähnen, dass die Standard-Sohlen des Innenschuhs nur zur Deko taugen und durch eigene, angepasste Einlegesohlen getauscht werden sollten. Dies ist meiner Meinung nach jedoch nur ein geringer Kritikpunkt, da ich die Sohle in jedem Fall gewechselt hätte.
Das Verriegeln des Gehmechanismus erfolgt klassisch durch Umlegen eines „Hebels“ im unteren Wadenbereich. Da der Hebel beim Umlegen in den Gehmechanismus schwierig zu greifen ist, befestigt Tecnica hier ein kleines Schnürchen am unteren Ende des Hebels, womit es dann auch mit den Handschuhen funktioniert. Nicht immer ganz einfach, klappt jedoch wenn man das Schnürchen zu greifen bekommt einwandfrei.
Aufstiegseigenschaften
Die Schaftrotation ist herstellerseitig mit 60 Grad angegeben und kann sich für einen derartigen Boot sehen lassen. Die Bewegungsfreiheit nach hinten ermöglicht auch in längeren, flachen Passagen eine relativ natürliche Gehbewegung. Um jedoch ein Maximum an Bewegungsfreiheit zu erlangen, müssen sowohl die oberen zwei Schnallen, als auch der Powerstrap sehr locker bzw. geöffnet sein, was in meinem Fall leider dazu führt, dass ich minimal Spiel im Fersenbereich bekomme. Aus diesem Grund schließe ich eine der beiden oberen Schnallen auch im Aufstieg locker und nehme ein paar Grad Einbuße in Kauf. Nach vorne ist der Bewegungsfreiraum ebenfalls angenehm und reicht für mich als Skitourengeher mit Fokus auf der Abfahrt gut aus. Der Innenschuh verfügt über ein Schnürband, welches zugeknotet werden kann und somit das Verrutschen im Innenschuh minimieren soll. Mir ist dieses Schnürband vor allem in der Abfahrt wichtig, im Aufstieg hab ich es zwar auch immer zugeknotet, musste dann aber feststellen, dass es sich während längeren Aufstiegen öfters öffnet. Als größter Pluspunkt hinsichtlich der Aufstiegsperformace ist schließlich das geringe Gewicht der Schuhs zu nennen. Mit knapp unter 1400g pro Skischuh (Größe 26,5) „hebt“ er sich leicht und ermöglicht auch mal eine Skitour jenseits der 1000hm.
Ebenfalls sehr positiv ist mir die Vibram-Sohle des Zero G Tour Pros aufgefallen: Kletterpassagen am Fels oder der verschneite Weg zum Bus sind mit der rutschfesten Sohle mit erstaunlich gutem Profil kein Problem.
Abfahrtseigenschaften
Die meisten Leser dieses Testberichts wissen vermutlich, dass es sich bei den angegebenen Flex-Werten bei Skischuhen um ungenormte Werte handelt und diese keine einheitliche Auskunft über die Steifigkeit einen Skischuhs geben. Innerhalb des Sortiments eines Herstellers kann der Flex-Wert jedoch als guter Anhaltspunkt verwendet werden.
Dieser ist beim Zero G Tour Pro mit 130 angegeben und somit am härtesten Ende des Sortiments angesiedelt. Diesen harten Flex spürt man auch bei der Abfahrt: Während man im Aufstieg noch der Meinung war, einen Skitourenschuh an den Füßen zu haben, beginnt der Schuh sich mit dem Schließen der Schnallen, des Powerstraps und dem Wechseln in den Abfahrtsmodus mehr und mehr wie ein Freerideschuh anzufühlen. Natürlich ist die wahrgenommene Steifigkeit sehr davon abhängig wie eng die Schnallen – und vor allem der Powerstrap – geschlossen werden. In der Abfahrt flext der Schuh recht angenehm, obwohl es mir vorkommt, dass er erst ab einem gewissen Punkt progressiv flext und mit zunehmendem Druck fester wird. Da ich jedoch meistens dazu neige, den Schuh gut anzuknallen (was übrigens mithilfe des Powerstraps sehr gut funktioniert) fällt mir das nicht negativ auf. Da der Schuh, wie bereits erwähnt, angenehm steif bei der Abfahrt ist, lassen sich auch schnellere Runs im harten bzw. verfahrenen Schnee gut mit ihm meistern. Die Kraftübertragung erfolgt sehr direkt und bei geschlossenen Schnallen und Powerstrap hat der Fuß (bei mir) keinerlei Spiel im Inneren des Skischuhs.
Die seitliche Kraftübertragung ist mit den richtigen Einlagesohlen ebenfalls sehr präzise und lässt keine Wünsche offen.
Für einen Skitourenschuh ist die Abfahrtsperformance meiner Meinung nach echt gut. Der Schuh macht auch im harten Schnee eine gute Figur und erlaubt sportliches Fahren bei allen Bedingungen. Steinhart und stocksteif ist er nicht, das muss er aber auch nicht unbedingt, dafür gibt es Alpin- bzw. Freerideschuhe ohne jeglichen „Gehkomfort“.