Empfangen werden wir von meterhohen Schneewänden und einem ziemlich eindrucksvollen Felsmassiv, das herrschaftlich über dem Schigebiet thront. Und von Miriam der Trainerin. Ein guter erster Eindruck, der sich im Laufe der nächsten drei Tage auch bestätigen wird. Neben den zu erwartenden Agendapunkten wie Lawinen- und Schneekunde, Reduktionsmethode und Piepssuche sind „Wahrnehmen – Entscheiden –Beurteilen“ die wesentlichen Schlagworte der Risk’n’Fun Session I.
Wenn ich von mir ausgehe, entscheide und beurteile ich STÄNDIG. Nicht nur am Berg, nicht nur im Schnee, sondern von früh bis spät, im Job, auf der Straße, im Café. Meistens nicht auf Basis dessen, was da draußen ist, sondern was in mir, an früheren Erfahrungen, Erwartungen und Vorurteilen, drinnen ist. Aber zurück in den Schnee und ins Skigebiet und mit dem Blick und der Wahrnehmung nach außen – denn da offenbart sich die wesentliche Information, die für einen großartigen und sicheren Freeridetag erforderlich ist:
Wahrnehmen
Kann ich die Berggipfel bis ins nächste Bundesland oder bei den europäischen Nachbarn erkennen, oder ist der Nebel so dicht, dass ich den Wald mit meinen Freeridekollegen verwechsle. Brüllt mir der Wind ins Ohr und schichtet den Schnee in fette Packen, oder gefriert er in Windgangeln und Wechten? Oder rieselt das zerbrechliche Schneekriställchen leise und friedlich und legt sich ganz vorsichtig und zärtlich auf die Schneeoberfläche, um seine Nachbarn nicht zu stören? Frier ich oder schwitz ich? Pflüge ich bis zu den Hüften durch den Schnee, oder reduziert sich die angesagte Neuschneemenge dann in der Realität leider doch auf Mauserlknietiefe. Betrachte ich die Gruppe am heutigen Tag als meine Konkurrenz, der ich meinen Mut und meine Risikobereitschaft beweisen will, oder sind es Mitstreiter, die ich zu Rate ziehen und mit denen ich ein offenes Wort unter Freunden führen kann?