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Safety-Reports

risk'n'fun | Teilnehmerreport Trainigssession Hochkönig

Wahrnehmen – Entscheiden –Beurteilen

von Birgit Krenn 16.02.2019
PG-Userin Birgit hat dieses Jahr die Teilnahme an der dreistufigen Freerideausbildung mit risk'n'fun gewonnen und berichtet vom Level 1 Camp am Hochkönig:

Empfangen werden wir von meterhohen Schneewänden und einem ziemlich eindrucksvollen Felsmassiv, das herrschaftlich über dem Schigebiet thront. Und von Miriam der Trainerin. Ein guter erster Eindruck, der sich im Laufe der nächsten drei Tage auch bestätigen wird. Neben den zu erwartenden Agendapunkten wie Lawinen- und Schneekunde, Reduktionsmethode und Piepssuche sind „Wahrnehmen – Entscheiden –Beurteilen“ die wesentlichen Schlagworte der Risk’n’Fun Session I.

Wenn ich von mir ausgehe, entscheide und beurteile ich STÄNDIG. Nicht nur am Berg, nicht nur im Schnee, sondern von früh bis spät, im Job, auf der Straße, im Café. Meistens nicht auf Basis dessen, was da draußen ist, sondern was in mir, an früheren Erfahrungen, Erwartungen und Vorurteilen, drinnen ist. Aber zurück in den Schnee und ins Skigebiet und mit dem Blick und der Wahrnehmung nach außen – denn da offenbart sich die wesentliche Information, die für einen großartigen und sicheren Freeridetag erforderlich ist:

Wahrnehmen

Kann ich die Berggipfel bis ins nächste Bundesland oder bei den europäischen Nachbarn erkennen, oder ist der Nebel so dicht, dass ich den Wald mit meinen Freeridekollegen verwechsle. Brüllt mir der Wind ins Ohr und schichtet den Schnee in fette Packen, oder gefriert er in Windgangeln und Wechten? Oder rieselt das zerbrechliche Schneekriställchen leise und friedlich und legt sich ganz vorsichtig und zärtlich auf die Schneeoberfläche, um seine Nachbarn nicht zu stören? Frier ich oder schwitz ich? Pflüge ich bis zu den Hüften durch den Schnee, oder reduziert sich die angesagte Neuschneemenge dann in der Realität leider doch auf Mauserlknietiefe. Betrachte ich die Gruppe am heutigen Tag als meine Konkurrenz, der ich meinen Mut und meine Risikobereitschaft beweisen will, oder sind es Mitstreiter, die ich zu Rate ziehen und mit denen ich ein offenes Wort unter Freunden führen kann?

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Was erkenne ich, wenn ich die Umgebung auf unterschiedlichen Skalen betrachte? In der Weite das Gelände, die nächsten möglichen Lines und die hilfreichen Liftverbindungen, die mich dort hinbringen. Nahe gezoomt, die Schneeoberfläche, ihre Struktur, die Spuren, die ich selbst im Schnee hinterlasse. Mal auf den Vordergrund, Mal auf den Hintergrund scharf stellen und zuletzt auch auf mich selbst!

Welchen Layer legen meine eigenen Gefühle über das, was ich sehe und höre? Verwandelt ein Serotonin/Dopamin/Adrenalin Cocktail ein steiles Couloir in einen harmlosen Rodelhügel, oder bin ich so schlecht drauf, dass flache Pumptracks mit Gefahr und Gebrechen drohen? Bemerke ich, dass Wind aufkommt und der Schnee sich von Champagner- zu Platten-Powder wandelt, oder werden scharfe Konturen zu weichen, um dann ganz zu verschwinden?

Beurteilen

Vielleicht ist das für andere leicht. Für mich ist es schwer. Ich bin ein Kopf- und Theorie-Mensch. Trotzdem hab ich‘s in der Risk´n Fun Session geschafft, meine Umgebung nicht nur durch die Augen romantischer Literaten und Landschaftsmaler zu sehen und daraus den Eindruck erhabener Natur zu gewinnen, sondern auch eine Wahrnehmung von möglichen Freeridelines, und deren  Risiko- und Gefahrenzeichen zu erkennen.

Entscheiden

Am Ende formt sich aus der Summe der Eindrücke, zusammen mit ein paar Basics aus der Schnee- und Lawinenkunde, eine Risikoeinschätzung und daraus eine Entscheidung. Diese Entscheidung wird validiert, indem man die eigene Wahrnehmung sowie die daraus gezogenen Schlüsse mit jenen der anderen vergleicht und sie gemeinsam in einen Plan für den nächsten Run und den nächsten Tag übersetzt. Das Ganze in herrlicher Natur und mit richtig netten Leuten - Menschen die sich austauschen, gemeinsam lernen und sich über das fette Grinsen in den Gesichtern der anderen freuen.

Fazit

Bei der Freeride Session geht es in erster Linie um Fähigkeiten und dann um Wissen. Fähigkeiten sind nachhaltig, graben sich in die Nervenbahnen um zu bleiben. Vor allem, wenn man sie weiter trainiert. So wie ich, beim Level II!

PS: Wenn ich das Dauerklingeln aus der WhatsApp Gruppe richtig interpretiere, ist nicht nur die neu erworbene Kompetenz gekommen um zu bleiben, sondern auch einige Freundschaften!

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