Die Europäischen Warndienste (eaws) haben sich auf folgende Lawinenprobleme geeinigt und verwenden inzwischen auch einheitliche Symbole: Neuschnee, Triebschnee, Nassschnee, Altschnee, Gleitschnee
Zusätzlich gibt es ein Icon für „günstige Situation" (Erklärung zu den Lawinenproblemen). In Nordamerika werden teilweise noch weitere Probleme benannt, etwa Wechtenbruch, Lockerschnee (nass und trocken), sowie „deep slab" und „persistent slab". Letztere sind Europa als „Altschnee" zusammen gefasst.
Drew Hardesty hat sich intensiv mit den Lawinenproblemen beschäftigt und gemeinsam mit seiner Kollegin Wendy Wagner die „Avalanche Toolbox" entwickelt. In der Toolbox kann man schematisch nachschauen, welches „Werkzeug" für welches Problem angebracht ist. (Siehe auch) Für jedes Problem werden drei Faktoren betrachtet: Vorhersagbarkeit des "Verhaltens", Wahrscheinlichkeit von Fernauslösungen, Nützlichkeit von Schneebeobachtungen und Tests. So wird, unabhängig von der Gefahrenstufe, der Unterschied zwischen Altschneeproblemen und zum Beispiel einer Neuschneesituation heraus gearbeitet.
Im folgendem Kommentar erläutert Hardesty Näheres zu den Lawinenproblemen und der Schwierigkeit, komplexe Schneeeckensituationen in einer Gefahrenstufe zusammen zu fassen. Der Text erschien ursprünglich auf dem Blog des Utah Avalanche Center und wurde von PG in Absprache mit dem Autor übersetzt und unwesentlich bearbeitet:
Die Gefahr in den Gefahrenstufen
„Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen, abgesehen von allen anderen." Wer hat das nochmal gesagt? Mark Twain? Nein, Winston Churchill. Aber es klingt so, als hätte er es von jemand geklaut (Twain?). Mit unseren Lawinengefahrenstufen ist es so ähnlich wie mit der Demokratie.
Kürzlich habe ich bei einem Vortrag die Teilnehmer gebeten, die Gefahrenstufe bei zwei verschiedenen Situationen zu bestimmen. Vorher habe ich ihnen einen kleinen Crashkurs gegeben: Wenn wir unseren Lagebericht schreiben, beurteilen wir jedes mögliche Lawinenproblem nach einer Reihe von Faktoren:
Die Wahrscheinlichkeit einer Auslösung
Bruce Jamieson hat vor einigen Jahren eine Studie durchgeführt, bei der er Experten (Lawinenwarner u.ä.) zur Wahrscheinlichkeit einer Auslösung bei unterschiedlichen Gefahrenstufen befragte. (Siehe Abbildung). Die Auslösewahrscheinlichkeit nimmt mit einem Anstieg der Gefahrenstufe etwa um das 10fache zu.
Früher galt der Faktor „Auslösewahrscheinlichkeit" als wichtigster Punkt bei der Bestimmung der Gefahrenstufe. Begriffe wie „unwahrscheinlich", „möglich", „wahrscheinlich" spielten eine große Rolle. In der Regel wurde die Stufe erheblich angegeben, wenn Selbstauslösungen in den Bereich des Möglichen rückten. Dieses System hat nicht gut funktioniert. Stell dir vor, jemand bietet dir 10 Miliionen Dollar, um Russisches Roulette zu spielen. Würde es deine Entscheidung beeinflussen, wenn du wüsstest, wieviel Schuss das Magazin hat? Was, wenn ich dir sage, dass ein Gummigeschoss drin ist? Eine Kugel? Eine Kanonenkugel? Eine Atomrakete? Würdest du dich umentscheiden?
Ich bat meine Vortragsteilnehmer, die Auslösewahrscheinlichkeit pro Gefahrenstufe einzuschätzen. Das Ergebnis lautete in etwa:
Gering - 1-5%
Mäßig - 25-35%
Erheblich - 60-65%
Groß - 75-85%
Sehr groß - 90-100%
Für mich war dabei besonders der Sprung von mäßig (35%) auf erheblich (60%) interessant. Was ist der entscheidende Unterschied zwsichen diesen beiden Stufen? Schließlich sind die meisten Leute bei Stufe 2 und 3 unterwegs. Wo sind die fehlenden 25% hin?