Die Beobachter*innen werden vom SLF ausgebildet (PG durfte auch schon an einem Beobachterworkshop teilnehmen), melden regelmässig und werden für ihre Meldungen entschädigt. Sie erfassen Daten wie Schneehöhe oder Neuschneemenge, beobachtete Alarmzeichen und Lawinenabgänge und machen oft auch eine Einschätzung der aktuellen Lawinengefahr. Manche melden von einem bestimmten Ort, in der Regel ihrem Wohn- oder Arbeitsort, der zum Beispiel ein Skigebiet sein kann. Andere SLF-Beobachter – zum Beispiel solche, die hauptberuflich als Bergführer unterwegs sind – bewegen sich aber auch völlig frei in den Schweizer Alpen. Sie melden immer dann, wenn sie interessante Informationen haben, von ihrem jeweiligen Standort aus.
Um den Beobachtunsdaten und den gemeldeten Schneehöhen Gesichter zu geben, stellen wir gemeinsam mit dem SLF einige Beobachter*innen in Kurzinterviews vor. Im ersten Teil melden sich Raphy Troillet und Paul-André (genannt Paulon) zu Wort. Raphy ist Schreiner, Bergführer und Patrouilleur in Verbier. Er ist seit 2014 Beobachter beim SLF. Paulon ist seit 1973 dabei. Er ist Rentner und war früher im Pisten- und Rettungsdienst, sowie Katasterhalter für die Gemeinde Anniviers.
Was genau meldest du als Beobachter?
Raphy: Morgens mache ich die Schneemessungen. Ich beobachte das Wetter und übermittle die Daten an das SLF. Im Laufe des Tages mache ich Beobachtungen vor Ort (Schneeprofile, Lawinen) und übermittle auch diese Daten.
Paulon: Jeden Tag mache ich Beobachtungen und Messungen auf dem Schneefeld, das direkt vor meinem Haus liegt. Ich mache Schneemessungen (Höhe des Neuschnees, Schneehöhe, Wasseräquivalent des Neuschnees, wenn mehr als 10 cm fallen, Eindringtiefe der Rammsonde) und Beobachtungen (Schneegrenze, Regen-Schnee-Grenze, Lawinen usw.).
Wie wurdest du SLF-Beobachter?
Raphy: Mein Vorgänger hat auch im Pisten- und Rettungsdienst von Verbier gearbeitet, und ich war sein Stellvertreter. Als er 2014 seine Stelle aufgegeben hat, habe ich seine Arbeit als Beobachter übernommen.
Paulon: Mein Vater war schon seit 1956 Beobachter. Ich habe übernommen, als er 1973 starb. Ich weiss nicht, wie er Beobachter geworden ist, aber ich erinnere mich, dass man damals jeden Morgen die chiffrierten Notizen per Telegraf an die Nummer 110 des SLF übermittelte.
Was gefällt dir an der Aufgabe?
Raphy: Ich mag es, den Schnee und die Lawinen zu verstehen. Es ist faszinierend zu verstehen, warum und wo Lawinen niedergehen und warum manchmal gar nichts passiert.
Paulon: Auf jeden Fall bin ich besessen vom Notieren. Ich würde also auch Notizen machen, wenn ich nicht Beobachter für das SLF wäre. Deshalb gefällt mir die Arbeit sehr.
Was magst du nicht/was ist mühsam?
Raphy: Wenn ich für ein Schneeprofil viel graben muss.
Paulon: Eigentlich nichts. Ein wenig schade ist, dass wir jetzt mehr und mehr durch automatische Stationen ersetzt werden. Wir müssen also über immer weniger Parameter berichten.
Was bedeutet es dir, Beobachter zu sein?
Raphy: Das ermöglicht mir, den ganzen Winter über die Entwicklung der Schneedecke zu verfolgen.
Wie gut kannst du die Aufgabe mit deiner sonstigen Tätigkeit vereinbaren?
Raphy: Ich bin durch meine Arbeit den ganzen Tag im Gelände. Das erleichtert mir, die Lawinengefahr bei meinen Skitouren einzuschätzen.
Paulon: Die Beobachtungstätigkeit kostet mich jeden Morgen nur 10 Minuten. Ich habe also kein Problem, diese mit meinem Leben in Einklang zu bringen. Ich denke, dass jeder Freiwillige diese Arbeit gut machen könnte.