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Safety-Themen

PartnerNews | SLF: Die Beobachter sind die Augen und Ohren der Lawinenwarnung

Wer sind die SLF Beobachter?

von PowderGuide 12.12.2020
Für ein zuverlässiges Lawinenbulletin braucht es aktuelle Informationen aus dem Gelände. Dazu unterhält das SLF ein eigenes Netz von etwa 200 Beobachterinnen und Beobachtern in den Schweizer Alpen und im Jura. Anlässlich des 75. Jubiläums des Lawinenbulletins stellt das SLF einige von ihnen in kurzen Portraits vor.

Die Beobachter*innen werden vom SLF ausgebildet (PG durfte auch schon an einem Beobachterworkshop teilnehmen), melden regelmässig und werden für ihre Meldungen entschädigt. Sie erfassen Daten wie Schneehöhe oder Neuschneemenge, beobachtete Alarmzeichen und Lawinenabgänge und machen oft auch eine Einschätzung der aktuellen Lawinengefahr. Manche melden von einem bestimmten Ort, in der Regel ihrem Wohn- oder Arbeitsort, der zum Beispiel ein Skigebiet sein kann. Andere SLF-Beobachter – zum Beispiel solche, die hauptberuflich als Bergführer unterwegs sind – bewegen sich aber auch völlig frei in den Schweizer Alpen. Sie melden immer dann, wenn sie interessante Informationen haben, von ihrem jeweiligen Standort aus.

Um den Beobachtunsdaten und den gemeldeten Schneehöhen Gesichter zu geben, stellen wir gemeinsam mit dem SLF einige Beobachter*innen in Kurzinterviews vor. Im ersten Teil melden sich Raphy Troillet und Paul-André (genannt Paulon) zu Wort. Raphy ist Schreiner, Bergführer und Patrouilleur in Verbier. Er ist seit 2014 Beobachter beim SLF. Paulon ist seit 1973 dabei. Er ist Rentner und war früher im Pisten- und Rettungsdienst, sowie Katasterhalter für die Gemeinde Anniviers.

Was genau meldest du als Beobachter?

Raphy: Morgens mache ich die Schneemessungen. Ich beobachte das Wetter und übermittle die Daten an das SLF. Im Laufe des Tages mache ich Beobachtungen vor Ort (Schneeprofile, Lawinen) und übermittle auch diese Daten.

Paulon: Jeden Tag mache ich Beobachtungen und Messungen auf dem Schneefeld, das direkt vor meinem Haus liegt. Ich mache Schneemessungen (Höhe des Neuschnees, Schneehöhe, Wasseräquivalent des Neuschnees, wenn mehr als 10 cm fallen, Eindringtiefe der Rammsonde) und Beobachtungen (Schneegrenze, Regen-Schnee-Grenze, Lawinen usw.).

Wie wurdest du SLF-Beobachter?

Raphy: Mein Vorgänger hat auch im Pisten- und Rettungsdienst von Verbier gearbeitet, und ich war sein Stellvertreter. Als er 2014 seine Stelle aufgegeben hat, habe ich seine Arbeit als Beobachter übernommen. 

Paulon: Mein Vater war schon seit 1956 Beobachter. Ich habe übernommen, als er 1973 starb. Ich weiss nicht, wie er Beobachter geworden ist, aber ich erinnere mich, dass man damals jeden Morgen die chiffrierten Notizen per Telegraf an die Nummer 110 des SLF übermittelte.

Was gefällt dir an der Aufgabe?

Raphy: Ich mag es, den Schnee und die Lawinen zu verstehen. Es ist faszinierend zu verstehen, warum und wo Lawinen niedergehen und warum manchmal gar nichts passiert.

Paulon: Auf jeden Fall bin ich besessen vom Notieren. Ich würde also auch Notizen machen, wenn ich nicht Beobachter für das SLF wäre. Deshalb gefällt mir die Arbeit sehr.

Was magst du nicht/was ist mühsam?

Raphy: Wenn ich für ein Schneeprofil viel graben muss.

Paulon: Eigentlich nichts. Ein wenig schade ist, dass wir jetzt mehr und mehr durch automatische Stationen ersetzt werden. Wir müssen also über immer weniger Parameter berichten.

Was bedeutet es dir, Beobachter zu sein?

Raphy: Das ermöglicht mir, den ganzen Winter über die Entwicklung der Schneedecke zu verfolgen.

Wie gut kannst du die Aufgabe mit deiner sonstigen Tätigkeit vereinbaren?

Raphy: Ich bin durch meine Arbeit den ganzen Tag im Gelände. Das erleichtert mir, die Lawinengefahr bei meinen Skitouren einzuschätzen.

Paulon: Die Beobachtungstätigkeit kostet mich jeden Morgen nur 10 Minuten. Ich habe also kein Problem, diese mit meinem Leben in Einklang zu bringen. Ich denke, dass jeder Freiwillige diese Arbeit gut machen könnte.

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Was war dein eindrücklichstes Erlebnis mit Schnee und Lawinen?

Raphy: Im Februar 1999 sind in nur drei Tagen fünf riesige Lawinen im Wildbach von Lourtier auf mein Dorf niedergegangen. Die Ablenkdämme waren gefüllt und liefen über. Glücklicherweise gab es keine Opfer, aber die Schäden waren erheblich. Das ist das einzige Mal, dass ich fünf sehr grosse Lawinen an ein und demselben Ort in so kurzer Zeit habe niedergehen sehen.

Paulon: Ich wurde 1984 während meiner Arbeit als Patrouilleur bei einer Sprengung selbst einmal verschüttet. Glücklicherweise wurde ich von meinem Kollegen gerettet, der mit mir vor Ort war. Ich wurde verletzt, aber das Unglück hatte Gott sei dank keine schwerwiegenden Folgen.

Was verbindet dich mit dem Material Schnee?

Raphy: Das Skifahren.

Paulon: Wenn man in den Bergen lebt, hat man keine Wahl. Man sieht den Schnee fast jeden Monat im Jahr, sodass er wirklich ein Teil unseres Lebens ist.

Was machst du gerne am Feierabend/in deiner Freizeit?

Raphy: Ich wandere gern und fahre gern Motorrad (Enduro).

Paulon: Ich liebe Skifahren und fahre viel Ski. Wenn es aber viele Leute hat, wie zum Beispiel an Weihnachten, gehe ich nicht Skifahren. An Weihnachten fahre ich ins Tessin. Ich mache keine Skitouren mehr, weil ich Probleme mit meinen Knien habe und mir abseits der Pisten fahren schwerfällt. Neben Skifahren spiele ich auch Curling. Wir haben einen kleinen Curling-Club hier in Grimentz, aber kein Curlingfeld. Deshalb spielen wir die ganze Woche in Siders.

Was ist dein Lieblingsort auf der Welt und warum?

Raphy: Das Wallis und seine Berge, vor allem der Grand-Combin, der für mich der allerschönste Berg ist.

Paulon: Ich bin in Grimentz geboren und habe immer hier gelebt. Die Schweiz ist immer noch mein liebster Ort. Hier hat man Ruhe, Gelassenheit bei der Arbeit, Sicherheit. Ich mag auch Italien und ich verbringe oft meine Ferien im Tessin, wo die Familie meiner Frau lebt.

Deine Lieblingsjahreszeit?

Raphy: Der Winter, im Sommer ist es mir zu heiss.

Paulon: Ich mag alle Jahreszeiten.

Worauf kannst du nicht verzichten?

Raphy: Schokolade und Trockenfleisch.

Paulon: Meine Frau!

Das SLF feiert dieses Jahr «75 Jahre Lawinenbulletin». Was bedeutet das für dich?

Raphy: Das ist eine gute Gelegenheit, unseren Ehemaligen zu danken, den Pionieren, die Forschungsarbeit geleistet haben, um den Schnee besser zu verstehen und unsere Dörfer zu schützen. Der Schnee ist derselbe wie vor 75 Jahren, aber heute versteht man die Lawinen besser, und das verdanken wir ihnen.

Paulon: Das SLF ist eine sehr gute Institution, die für die Welt des Amateursports viel Gutes getan hat. Sie haben ein effizientes System entwickelt, das Sicherheit schafft. Es ist gut, so eine Institution zu haben, der man vertrauen kann.

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