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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Der Pandemiewinter ist auch ein Klimawandelwinter

Gedanken zum vergangenen Corona-Jahr und der Krise in der Krise

von Totti Lingott 15.03.2021
Dieser Winter - und auch die Hälfte des letzten - war ja schon sehr speziell. Aber wem sag ich das? Wahrscheinlich sind der Großteil unserer Artikel so gestartet. Und trotzdem will ich das nochmals betonen. Für wen hat diese kuriose Situation nicht zu Veränderung geführt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es weltweit viele Menschen gibt, die sich überhaupt nicht anpassen mussten durch den Ausbruch dieser Covid-19-Pandemie.

ISPO 2020: Eine andere Welt

Bei mir war sie omnipräsent seitdem ich am letzten Januartag des Jahres 2020 im PowderGuide-Auftrag von der ISPO nach Hause kam. Davor waren es ja nur Nachrichten von einem Virus in China und 14 Infizierten in München, aber die Lage sei vollkommen unter Kontrolle und alle Infektionsketten (das Wort gab’s damals doch noch gar nicht, oder?) konnten nachvollzogen werden. So recht glauben konnte man das zu diesen Zeiten ja schon nicht - aber wir wiegten uns alle noch in Sicherheit. Auf dem Messegelände gab es noch Witze à la „Geh’ nicht in die C-Hallen! Da sind Leute aus Wuhan!!“ - so recht witzig war es nicht, aber geschmunzelt haben trotzdem alle.

Wer dachte damals schon an ein Einstellen des normal-frequenten Flugverkehrs? Das gehört doch schließlich zu einer vernünftigen Globalisierung dazu! Noch Ende Januar 2020 flogen aus aller Welt Besucher und Aussteller nach München für eine Sportartikelmesse! Heute sehen wir kaum Kondensstreifen und Flugzeuge am Himmel und alle Messen finden digital statt.

Mit Mundschutz auf dem Messegelände umher laufen? Außer den (vernünftigen) Asiaten hat das doch nie jemand gemacht! Und meistens sind wir zumindest mit einer dicken Erkältung, wenn nicht mit einer gescheiten Grippe von der Messe heimgekommen. Heute sehen wir nur noch Menschen mit verhüllten Gesichtern und Kleinkinder lernen neben „Mama“ und „Papa“ das Wort „Maske“ als eins ihrer ersten Wörter. Dreijährigen wünschen sich „an Weihnachten gibt’s dann kein Corona mehr!“, obwohl man mit aller Macht versucht, diese Themen von den Kleinen fernzuhalten.

Wo sind wir da nur reingeraten? Ich meine damit nicht, dass alles falsch ist, was derzeit umgesetzt wird. Sondern will auf die massiven Veränderungen hinweisen, die wir in den letzten Monaten durchgemacht haben und mehr als ein stückweit auch schon akzeptiert haben.

Zurück zu meiner Heimfahrt. Beim Zwischenstopp im Allgäu war mir schon etwas komisch. Gerade noch daheim angekommen, bekam ich innerhalb von ein paar Minuten Fieber. Für sieben Tage lag ich ohne etwas zu essen mit Fieber im Bett und hatte ne Lungenentzündung. Mein Arzt kam zu Hausbesuchen und wollte auf meine Fragen „Kann es nicht das Virus sein? Ich war schließlich auf der Messe und da gab’s doch diese C-Hallen!!“ nicht reagieren. Tests waren damals noch nicht so richtig verbreitet. „Ist vermutlich doch nur einer dieser grippalen Infekte, die man von der Messe mitbringt und diesmal hat’s mich halt erwischt“, dachte ich mir. Bzw. versuchte ich mir einzureden. Um es kurz zu fassen, ich verlies für vier Wochen das Haus nicht und die drei Geschosse zurück aus dem Keller in die Wohnung waren auch nach acht Wochen noch Schwerstarbeit. Bis Ende April verbat ich mir Sport, da ich schon beim Müll rausbringen außer Atem geriet. Erst ab Mitte Mai ging es langsam wieder bergauf.

Neue Normalität?

Mittlerweile war das Wort "Pandemie" im Alltag angekommen. Mir ging’s wieder gut, aber die Welt hat sich verändert. Für vermutlich jeden von uns gab es substantielle Veränderungen. Veränderungen, die uns in ganz anderer Intensität aller Voraussicht nach noch in unserem Leben - und nicht erst im Leben unserer Kinder und Kindeskinder - erreichen werden bzw. eingeleitet werden müssten, sind viel mehr als zuvor zur Nebensache geworden. Leider war der Klimawandel nie so präsent oder spürbar oder wurde einfach noch nicht so hysterisiert und fatalisiert. Vielleicht weil er noch nicht die Krankenhäuser füllt - zumindest in unseren Breiten nicht. Klar, die Schneefallgrenze wandert, die Winter werden kürzer, die Sommer werden länger und trockener, die Wälder sterben, es gibt mehr Stürme und Starkniederschläge, aber meist läuft es doch für den einen Menschen glimpflich ab und wir meinen immer noch, wir bekommen das wieder in den Griff.

Krise in der Krise

Genau darin liegt vermutlich auch die Schwierigkeit, dem Klimawandel eine ähnliche Präsenz zu verschaffen wie so einer Pandemie. Ich war (doch auch positiv) überrascht wie schnell so eine Krise mit Substanz und Konsequenz weltweit Beachtung findet und bearbeitet werden kann. Und gleichzeitig auch irritiert, warum sich die Politik und die Wirtschaft nicht auch für den Klimaschutz so engagieren kann!? In der Pandemie waren viele Alltägliche Dinge auf einmal nicht mehr wichtig. Mit entscheidender Medien-Tirade wurde genug Hysterie geschürt, damit auch der Letzte verstand, dass es eine Existenz bedrohende Krise ist (aber wie bedrohend sie wirklich ist, können wir immer noch nicht sagen). Es kann darüber diskutiert werden, ob wir vielleicht auch etwas überreagiert haben. Definitiv blieb und bleibt für viele Maßnahmen kein Handlungsspielraum, aber ich hab das Gefühl wir können mit existentiellen Ängsten nicht mehr umgehen. Eventuell weil wir seit der Nachkriegszeit und damit in den letzten beiden Generationen (zumindest mal in unserer) uns in einem Luxus von „das will ich haben, das kauf ich mir“-Konsum gesuhlt haben und das lebensbedrohendste dabei war, sich mit dem Auto auf den Weg in die Alpen zu machen.

Das Verhältnis von Kosten zu Einkommen hat sich so sehr verschoben, dass wir uns quasi alles leisten können - von Billigreisen über neue Skitourenausrüstungen zu reichlich argentinisches Rindfleisch und Bioprodukten im Discounter. Der Anreiz auf Verzicht oder Selber machen, anbauen bzw. reparieren ist nicht mehr gegeben. Ihren Teil dazu trägt sicherlich eine Globalisierung mit weltweit sehr unterschiedlichen Mindestlöhnen bei, aber auch lokal und regional ist der grundlegende Gedanke von Wettbewerb und eine Wirtschaft des Wachstums vermutlich eher dafür verantwortlich. Dagegen können wir uns wohl nur selber wehren, wenn wir uns bewusst dagegen entscheiden. Sind wir Homo sapiens so hirnentwickelt, um unsere Erde zu zerstören? Oder sind wir zu doof, um diesen Planeten zu retten?

Muss Klimaschutz wirtschaftlich werden?

Mir geht es um den Fakt, dass Klimawandel auf einmal nicht mehr oder fast nicht mehr auf dem Radar war und auf der anderen Seite so eine Krise alle Kräfte der Welt mobilisiert, um für das Menschenüberleben zu kämpfen. Wie effizient ist denn eine bzw. eine mehrfache Impfstoffentwicklung innerhalb von weniger als 12 Monaten? Natürlich steckt bei der vermeintlich humanitären Vordergründigkeit der pharmazeutischen Industrie ganz viel wirtschaftliche Hintergründigkeit drin - und unendlich viel staatliche Unterstützung. Es geht vermutlich wiedermal nur, wenn’s Geld gibt.

Könnten wir den Klimaschutz nicht endlich so gestalten, dass das wirtschaftliche Interesse dementsprechend steigt? Klar, ansatzweise gibt es da schon Bestrebungen, jedoch wurden CO2-Zertifikate dann doch eher zu „kalkulierenden laufende Kosten“ anstatt zu einem wirklichen Anreiz anders zu wirtschaften.

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Um noch eins drauf zu setzen: Wie können wir im Kleinen solch einen Anreiz generieren, wenn selbst die Politik dabei versagt, weil sie viel zu sehr von den klassischen wirtschaftlichen Grundlagen des Wachsen gefangen ist, weil die Verbindungen zur Wirtschaft viel zu verstrickt sind, um unabhängig das Große Ganze im Blick zu haben und wirklich im Sinne der Bürger zu handeln? Ich rede hier nicht mal von der Perfidität einiger Politiker sich aus dem selbst beschlossenen Maskenzwang zu bereichern.

Um konstruktiv zu bleiben: Können wir den Klimaschutz nur entscheidend vorantreiben, wenn wir die Wirtschaftlichkeit dahinter herstellen? Oder begehen wir dabei den Fehler, dass wir wieder nicht akzeptieren, dass die Grundlage unserer Wirtschaft (Wachstum!) schon in sich hinkt, weil wir in einem geschlossenen System (Erde!) leben und ewiger Wachstum nur auf Kosten anderer gehen kann? Es also unabhängig von wirtschaftlichen Gesichtspunkten vonstatten gehen muss?

Warum können wir all unsere Energie in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft nicht genauso für unseren Planeten einsetzen? Was hindert uns daran dem Thema Klimawandel eine genauso große Aufmerksamkeit und Konsequenz zu widmen wie der Pandemie? Solche Gedanken gingen vermutlich vielen von euch durch den Kopf - in den vielen Stunden Freizeit, die nicht mit Skifahren (oder ähnlichem) befüllt werden konnten. Oder bei den wenigen ausgewählten Stunden Spazierengehen, die uns noch erlaubt wurden. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen! Für die Bekämpfung dieser Pandemie lassen wir uns unsere Freiheit nehmen, aber für den Klimaschutz sind wir (zum Großteil) nicht bereit signifikante Veränderungen auf uns zu nehmen. Das gesparte Geld vom abgeblasenen Urlaub, investierten wir da lieber (zum Großteil) weiter in Dinge, die die Welt für Klimaschutz nicht braucht.

Balance und Kipppunkte

Aber genau das ist ja das Schwierige. Einen Weg zu finden, um unseren Planeten noch zu retten, aber trotzdem noch ein lebenswertes Leben zu leben. Natürlich entstehen dabei gerade für den Wintersport enorme Diskussionen, ob nun die Lifte abgerissen werden sollten oder nicht. Ich bin der Meinung, genau das (die Diskussion und Publikation, nicht unbedingt die abgerissenen Lifte) braucht es um das Thema Klimaschutz weiter in aller Munde zu bringen und einen gesellschaftlichen Kipppunkt zu erreichen.

Es gibt sicherlich einige Beispiele von Personen, die vollkommen konsequent nur noch im Sinne des Klimaschutzes agieren. Aber die große Masse wird das nicht schaffen - ich zähle mich dazu. Und gerade für diese Gruppe wird es wichtig sein, einen gesunden Mittelweg zu finden, mit dem man vieles besser macht, aber nicht alles über den Haufen schmeissen muss. Genauso wenig werden wir doch Viel-Fleisch-Esser mit einem Hinweis in Veganer verwandeln können! Und dabei geht es auch darum seinen Hebel einzusetzen, um zu informieren, kritisch zu hinterfragen und Leute zu überzeugen, z.B. weniger Fleisch zu essen.

Informieren sehern wir auch als Aufgabe von PowderGuide und es ist spitzfindig zu behaupten, dass es sich bei der Rubrik Schnee von Morgen um greenwashing handelt. Uns ist bewusst, dass wir durch das Internet Resourcen verbrauchen, sehen unseren Auftrag aber darin aufzuklären über das Thema Nachhaltigkeit, Klimawandel, zeitgemäßer Skisport und die Zukunft unseres geliebten Wintersports - genau deshalb wurde die Rubrik ins Leben gerufen. Nicht um ein Image aufzupolieren (würde uns übrigens nicht substantiell helfen für eine verbesserte Vermarktung). Und Internet ist nun halt mal das Medium, welches heutzutage eher gelesen wird als die gedruckte Gazette.

Lifte Abreißen -  ja was denn nun?

Um die Diskussion aus der vorletzten Ausgabe von Schnee von Morgen (siehe ganz unten in den Kommentaren) nochmals etwas anzufachen. Ich bin der Meinung eine Gesellschaft von ausschließlich radikalen Umschwünglern wird nicht funktionieren. Oder anders ausgedrückt: Sollen wir Leute verurteilen, nur weil sie sich nicht noch konsequenter für den Klimaschutz engagieren könnten als sie es eh schon tun? Wie ein Freund, der sich ein Sabbatjahr nimmt, um für den Klimaschutz einzutreten - angefangen bei der Aufklärung über das klimavernünftigste Kreuz auf dem Wahlzettel hat er einen Youtube-Kanal initiiert. Soll ich ihn nun anrufen und ihn aufklären, dass Youtube nicht-erneuerbare Resourcen verbraucht? Wäre vermutlich nicht so sinnvoll. Genauso wenig wie das Abreissen der Lifte dazu führen wird, dass es keinen Wintertourismus mehr geben wird.

Hier im Schwarzwald gab es diese Saison jedenfalls ein Verkehrschaos wie zu besten Winterzeiten nicht. Auffällig viele Autokennzeichen aus nahegelegenen Großstädten waren die Konsequenz (allerdings auch viele Tagestouristen, die sonst den Samstagnachmittag beim Shoppen in der Stadt o.ä. verbringen). Wobei „nahe" definitiv relativ ist. Als sich noch kein Nordstau abzeichnete, die Schneesituation in Bayern miserabel war, die Option österreichische Alpen als Alternative nicht gegeben war und die Parkplatzgebühren in den bayerischen Alpen und im Allgäu immer teurer wurden, waren auch öfters mal OA- oder M-Kennzeichen im Schwarzwald zu finden. Wohlgemerkt Tagestouristen!

Anderntags hat eine Skitour, die normalerweise nur alle paar Jahre mal ein paar Skitourengeher sieht (Weilersbach Tal-Hinterwaldkopf) zu Parkplatzarmut im Tal und Menschenreichtum auf dem Gipfel geführt. Ja, so gut wie alle Parkplätze von Standard-Touren (ich sag’ nur Skitourenführer und PowderGuide-CRs), waren diesen Winter im SW überfüllt - und das schon um 8 Uhr 30 in der Früh. Auch hier möchte ich betonen, dass ich nichts gegen Tagestouristen habe! Und mir ist auch egal, ob aus Freiburg oder anderen Städten.

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Es liegt nahe zu spekulieren was passieren würde, wenn die Skigebiete in den Alpen mit einem Schlag geschlossen werden würden. Ist es denn besser, dass Fler für einen Tag in den SW fahren anstatt für eine Woche Skiurlaub in Alpen zu machen? Klar, für das kleine Tal in den Alpen wäre es ruhiger, aber für das Große Ganze definitiv nicht hilfreich. Abgesehen davon hat das schon eine gehörige Portion localism, den ich wage, zu hinterfragen.

Es wird auch hier nur einen sanften Wandel geben können. Aber es braucht genauso die radikalen Köpfe, die aufstehen und vorausgehen - sonst wird sich die Masse nicht sanft wandeln lassen. Ich bin deswegen eher für eine „Mindestaufenthaltsdauer bei Anreise mit eigenem Auto“ im Tal, um die Tagestouristen und den entsprechenden CO2-Ausstoss bei Anfahrt in den Griff zu bekommen. Daneben natürlich keine Lift-Neuerschließungen mehr und ein sinnvolles Nutzen der alten Anlagen bis es gar nicht mehr geht. Es gibt ja genug Beispiele von nostalgischen 60er Jahre Gondeln, die immer noch in Betrieb sind. Die meisten sind ja leider in den europäischen Alpen (zumindest in D, AT und CH, zum Teil auch in FRA) schon abgebaut und exportiert worden - meist in den Osten -, weil es hier im Westen immer das Neueste und Größte sein muss. Daran muss sich etwas ändern, nicht an der Frage, ob wir noch Lifte haben dürfen!

Wir haben in der letzten Ausgaben der Schnee von Morgen Rubrik die Bedeutung der Kipppunkte (Tipping Points) kennengelernt und ganz ohne in Fatalismus zu verfallen, geht es wohl nicht. Gestern hab ich von dem Freund im Sabbatjahr erfahren, dass der rechnerisch früheste Zeitpunkt für den Kipppunkt „Amazonasregenwald wird zu Savanne" das Jahr 2021 ist. 2021!! Es ist vermutlich realistischer, dass es erst in zehn bis 15 Jahren soweit ist, aber Fakt ist: wir können es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen. Heißt im Umkehrschluss, es lässt sich auch nicht ausschließen.

Wann kommt unser System des Erdenmenschen denn an den Kipppunkt, endlich verstanden zu haben, dass es nur mit einer massiven Veränderung auf unserem Planeten weitergehen kann? Und wurde das denn schon mal berechnet? Ich denke, wir sind vermutlich noch nicht am frühesten Zeitpunkt angelangt und es könnte leider auch noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis dieser Kipppunkt erreicht ist. Lea hatte letzte Woche einen lesenswerten Artikel verlinkt, in dem es um soziale bzw. die entscheidenden Kipppunkte für einen erfolgreichen Klimaschutz geht. Berechnen lässt sich anscheinend nicht, wann wir so weit sind.

Abenteuer umweltfreundlich

Bis dahin bleibt uns doch nicht viel anderes übrig als viel Übriges anders zu machen. Und damit diesen Kipppunkt heraufzubeschwören. Nach den frühwinterlichen Autokarawanen in den SW (man durfte ja nur maximal zu zweit im Auto sitzen), stellte sich für mich die Frage, ob das wirklich zeitgemäßer Wintertourismus ist. Das war der Punkt, an dem ich akzeptierte, den SW neu zu entdecken und von der Haustüre in Freiburg zu starten. Ich geb' zu, nur wegen der formidablen Schneesituation bis in die Täler wurde dies mit ausreichenden Skitourenhöhenmetern versüßt - und natürlich durch mein Lastenrad, das mit etwas Elektrounterstützung mir den Weg erleichterte.

Das Ziel war schnell auserkoren und schon war ich auf dem Weg zum Freiburger Hausberg Schauinsland. Mit dem Rad bis auf ca. 700 m Höhe und dann weiter mit den Ski auf den Gipfel (1.284 m). Genau diese Tour spiegelte die Gegensätzlichkeit am besten wider. Man muss dazu wissen, dass der Gipfel fast mit dem Auto erreichbar ist und am Wochenende dementsprechend viele Wanderer, Rodler, Spazierengeher, und natürlich auch Skitourengeher, um den Gipfel unterwegs sind. Als wir auf den letzten ruhigen Metern der Nordseite eine kleine Wechte überwanden, um auf dem Wanderweg die Ski umzubauen, waren wir und der Pulk Menschen doch etwas überrascht über die skurrile Begegnung. Es wurden immer mehr Leute, die stehen blieben und darauf warteten, dass wir endlich wieder ins Tal fuhren (manche packten schon das Handy zum Filmen aus und fragten, ob wir denn hier wirklich runter fahren würden - das waren wohl diejenigen, die normalerweise shoppen gehen). So müssen sich wohl Bergsteiger im Berner Oberland fühlen, die von asiatischen Touristen aus der Jungfrau-Bahn beäugt werden (war das diesen Sommer eigentlich anders?). Hier die Masse, die mit möglichst wenig Aufwand ein Naturerlebnis generiert, da der Skitourengeher, der extra viel Aufwand auf sich nimmt und darin das Naturerlebnis sieht.

Die anderen Freiburger Skitourengipfel Feldberg, Hinterwaldkopf (war etwas überfüllt auf dem Gipfel, siehe oben), Kandel und Belchen folgten und ich kann es nur empfehlen, denn ohne Parkplatzsuche und der zusätzlichen sportlichen Aktivität hat es sich auf jeden Fall zeitgemäßer angefühlt. Und der zeitliche Aufwand hielt sich bei den meisten Touren durchaus im Rahmen (ca. drei bis vier Stunden von Haustür zu Haustür). Daneben gab es dann noch das ein oder andere Projekt, die öffentlichen Verkehrsmittel für eine Akkumulation der Abfahrtsmeter zu nutzen und auch dies führte zu durchaus vernünftigen Tagesbeschäftigungen (auch mal mit 36 km und 2.700 m Abfahrt auf Ski). Erfreulicherweise sah man in diesem Winter immer wieder andere Radler mit Ski im Lastenrad, auf dem Rücken, auf dem Skianhänger oder unterm Arm.

Ich möchte nochmals betonen, es geht hier nicht um Selbstbeweihräucherung oder Selbstbesserdarstellung (um's vorweg zu nehmen: nein, in anderen Aspekten bin ich definitiv nicht so klimakonsequent), sondern darum, Dinge im Kleinen anders zu machen, sich umzugewöhnen und Ideen weiterzugeben! Und darum die notwendige, rege und konstruktive Diskussion über die Zukunft des Wintersports anzukurbeln!

In diesem Sinne hoffe ich in den nächsten Tagen auf reichlich Neuschnee bis in die Niederungen des Schwarzwaldes!

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