Ich möchte noch eine andere Frage in den Raum werfen: Ist es denn der Wintersport allein, der diese Probleme befeuert bzw. gar die Möglichkeit bringt, diese Probleme zu lösen? Nein. Ganz entschieden. Der Wintersport ist aus der hedonistischen Lebensweise der Menschen entstanden. Weil sie sich irgendwann nicht mehr den ganzen Tag um die Besorgung ihrer Nahrungsmittel kümmern mussten und Zeit hatten. Er ist purer Luxus. Wir beschäftigen uns hier mit reinen Luxusproblemen. Nicht mehr und nicht weniger. Ein schöner Zeitvertreib eben. Würde der Wintersport jetzt also wegfallen, würden sich die Menschen neue Hobbies suchen. Zeit haben sie ja schließlich immer noch. Also schaffen wir meinetwegen den Wintersport ab. Geben wir das Skifahren auf. Wir Deutschen haben nach diesem Corona-Winter eh schon Übung darin. Man gewöhnt sich an alles. Doch jetzt stehen wir immer noch vor dem Problem, dass sich die Erde überhitzt, dass die Meeresspiegel steigen werden und sich vermutlich Extremereignisse und Naturkatastrophen vermehren werden. Wählen wir also immer noch die falschen Parteien, kaufen Billig-Fleisch und fördern somit die Abholzung des Regenwalds oder greifen zum 100. Polyester-Tshirt, weswegen dann noch mehr Erdölreserven angezapft werden müssen, dieses Mal vielleicht in einem Naturschutzgebiet in der Arktis, dann wird sich nichts an unserer jetzigen Situation ändern, auch ohne Skifahren. Wie viel sollten wir uns für den radikalen Schutz der Erde verbieten müssen? Und vor allem, wie viel wollen wir uns verbieten? Denn wenn wir ehrlich sind, dürften wir hier nichts im Internet lesen (man denke an die Serverkapazitäten im Hintergrund), keinen Schritt vor die Haustür machen, geschweige denn die Heizung anschalten oder einen Atemzug machen.
Und wenn wir uns dann noch nur auf uns selbst, das eigene Land, die eigene Region fokussieren, dann werden wir nicht weiter kommen. Wir müssen begreifen, dass die Welt zusammenhängt. Alles. Vom Plankton im Meer bis zum Hirsch in unseren Wäldern. Dass ein Skigebiet in British Columbia in einem Naturschutzgebiet auch uns etwas angeht. Oder wollen wir zurück zu engstirnigem Nationalismus? Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Deswegen sollten die Nachhaltigkeit und der Naturschutz auch keine Ländergrenzen kennen. Aber wenn wir das noch nicht verstanden haben, dann müssen wir uns wohl eingestehen, dass wir hier nicht vergebens versuchen die Erde zu retten, sondern dass wir jetzt schon mit bestem Wissen und Gewissen dabei sind, unser Zuhause grundlegend zu zerstören. Und vor allem uns selbst. Denn die Erde wird überleben. Die Natur wird sich regenerieren. Wir Menschen nicht. Und wenn hier die Forderung nach mehr Radikalität im Raum steht, würde ich gerne mit dem radikalsten aller Gedanken abschließen: Wenn wir als Spezies Mensch nicht in der Lage sind auf unseren Heimatplaneten aufzupassen, haben wir dann überhaupt verdient weiter auf ihm zu leben?
Im Hinblick auf diese Alternative: Wollen wir dann nicht doch der Menschheit noch eine Chance geben, die Hoffnung nicht aufgeben und den philanthrophischen Weg der bisherigen Schnee von morgen-Ausgaben weiter gehen – ohne unseren radikalen Geist vollkommen zu verlieren?