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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Freetouring in den Bergsteigerdörfern der Karnischen Alpen

Naturnaher Freeride Tourismus in Südstaulage

von Jan Salcher 28.12.2020
Die Bergsteigerdörfer des Tiroler Gail- und Lesachtals liegen versteckt unter einer dicken Schneedecke. Die Rekordniederschläge Anfang Dezember haben den Ruf der Karnischen Alpen als schneesicheres Gebiet erneut unterstrichen. Die Basis für einen tourenreichen Winter ist damit meterhoch gelegt und zwar bis in das Frühjahr hinein.

Bergsteigerdörfer der ersten Stunde, so dürfen sich das Lesachtal und das Tiroler Gailtal nennen. Seit über zehn Jahren wird die Philosophie eines naturnahen Alpintourismus im Gebiet gelebt und so ist es kaum verwunderlich, dass gerade Bergsportler, die unberührte alpine Landschaften suchen, in diese Region an der italienischen Grenze kommen. Wer "sanften" Tourismus mit spannenden Freeride-Touren verbinden will, wird hier fündig!

Wir haben einem local einige Fragen gestellt und um ein paar Tipps gebeten: der Berg- und Schiführer Josef „Pepi“ Klingesberger betreibt mit seiner Lebenspartnerin im Weiler Obergail einen Partnerbetrieb der Bergsteigerdörfer.

Jan Salcher: Pepi, erzähl uns bitte etwas zu deinem beruflichen Hintergrund, deiner alpinen Karriere?

Pepi: Ich bin spät in Kontakt zu den Bergen gekommen, während meiner Schulzeit an der HTL in Hallstatt. Schlußendlich hat es mich nach Kärnten verschlagen und über den Outdoorbereich, wie z. B. das Canyoning, bin ich bei der Bergführerausbildung gelandet. Ein paar Jahre war ich im Winter am Arlberg als Skiguide tätig, ebenfalls in Zentralasien mit Skitourengruppen, aber seit Helene und ich vor ein paar Jahren die hepi-Lodge gekauft haben, bin ich vor allem hier im Lesachtal und den umliegenden Gebirgsgruppen unterwegs.

Siehst du dich eher als Freerider oder Skitourengeher/Alpinist?

Eine schwierige Frage, ich würde sagen eher Skitourengeher. Ich bin zwar nicht derjenige, der mit dem leichtesten Material auf die höchsten Berge steigt, aber ich möchte mir meine Abfahrten selbst erarbeiten. Nachdem ich als Tourengeher abfahrtsorientiert bin, sind die Ski etwas breiter und schwerer. Ich glaube, dass nennt man jetzt Freetourer, oder?

Wo zieht man deiner Meinung nach die besten Schwünge in den Schnee, wenn man in den Karnischen Alpen ein Tour machen möchte?

Mein Favorit ist das Schönjöchl, direkt hinterm Haus gelegen. Vom Joch zieht eine breite, nordseitige Rinne bis zur Enderberghütte hinunter, wo es normalerweise viel Platz gibt. Vielleicht sollte ich das jetzt nicht allzusehr hinausposaunen!? Im Tal hat man sehr viele Möglichkeiten zum Tourengehen, einige Touren sind sehr bekannt und etwas mehr begangen, auf anderen ist man oft alleine unterwegs. Im Osttiroler Teil sind die Reiterkarspitze (siehe TourenTipp) und das Spitzköfele meine Lieblingstouren, weil sie sehr viel Platz zum Ski fahren bieten.

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Wie würdest du das Tourengebiet „Karnische Alpen“ charakterisieren?

Abwechslungsreich, das fällt mir auf diese Frage sofort ein, abwechslungsreich! Jedes Seitental hat seinen eigenen Charakter, in dem einen ragen wuchtige Kalkberge auf, im Nachbartal dominieren schwarze Gesteine und dunkle Wände. Anfangs hat es mich ein wenig genervt, dass man unterhalb der Waldgrenze starten und bei fast jeder Tour zuerst einmal eine knappe Stunde entlang von Bergbächen in ein Tal hineingehen muss. Mittlerweile finde ich genau dies reizvoll, gibt es doch Gelegenheit sich auf die Tour einzustimmen, die Muskulatur gut aufzuwärmen, Gelegenheit für das eine oder andere nette Gespräch oder Zeit zum Nachdenken. In allen Tälern geht es über Almwege bis zum Talschluss, d. h. der erste Teil erfordert keine besondere Konzentration oder weist technische Schwierigkeiten auf. Wie schon gesagt, das ideale „warm-up“, denn sowie man am Ende eines Tales angelangt ist, geht es steiler bergauf. 

Was sollte man unbedingt beachten, wenn man mit Ski im Gebiet unterwegs ist?

Natürlich soll man auf seine Sicherheit achten, davon gehe ich jetzt einfach aus, dass dies jeder. der im Winter mit Ski, unterwegs ist, beachtet. Mir persönlich ist es sehr wichtig, nicht nur das Abenteuer zu suchen, den perfekten Pulver oder spektakuläre Abfahrten, sondern mich mit dem nötigen Respekt sich in der Natur zu bewegen. Der Alpenverein und die Bergsteigerdörfer beschäftigen sich aktuell auch mit diesem Thema, ich habe darüber vor kurzem etwas gelesen, oder? Ein gewisses Auge für die Natur, ein gewisses Maß an Sensibilität ist notwendig. Am besten man bleibt in der Nähe der in vielen Führern beschriebenen Skitourenrouten. Das gleiche gilt in den unterhalb der Almwiesen liegenden Waldgebieten. Man sollte daran denken, dass es andere Nutzer gibt, die sich im Gebiet aufhalten und dieses nutzen, z. B. die Bergbauern, die es teilweise durch ihre Arbeit erst möglich machen, dass wir Skitouren gehen können, indem sie viele Flächen offenhalten. Wir müssen aber unbedingt auch daran denken, dass unser Erholungsraum für andere Mitlebewesen Lebensraum ist und vor allem der Winter für die Tierwelt eine herausfordernde Zeit ist, besonders bei uns mit dem vielen Schnee.

Welche Ausrüstung, welche Art von Ski würdest du für Touren am Karnischen Hauptkamm empfehlen?

Die Touren sind in den Karnischen Alpen nicht extrem lang, die meisten liegen zwischen 1000 und 1400 Höhenmetern. Ich habe schon gesagt, dass ich abfahrtsorientiert bin und Wert auf einen breiteren, längeren Ski lege. Bei der Länge der Touren kann man durchaus schwereres Material verwenden. Besonders dann, wenn es pulvrig ist. Im Gebiet kann sich jeder gemäß seinen eigenen Vorlieben, was die Ausrüstung betrifft, bewegen. 

Was ist das Besondere an der hepi-Lodge?

Das Spezielle an der hepi-Lodge ist, dass sie unser Traum ist, den wir dort versuchen zu leben. Wir möchten eine neue Ländlichkeit entwickeln. Wie kann man am Land als junge Familie mit einer ausgewogenen „work-life-balance“ erfolgreich sein und sich eine Lebensgrundlage schaffen - das ganze möglichst nah an und mit der Natur und einer bodenständigen Lebensweise? Das Leben hier ist sehr von Arbeit geprägt und inmitten dieser die Schönheiten der Umgebung zu erleben und zu genießen, ist die Herausforderung und gleichzeitig der Anspruch der hepi-Lodge, oder anders ausgedrückt „die einfache ART im Lesachtal“!

Noch eine abschließende Frage: Kannst du noch wedeln?

Ja… (lacht)! Ich wedele oft. Genau das macht Skibergsteigen, Freetouring oder Freeriden aus, sich dem Gelände und den Verhältnissen angepasst zu bewegen, nicht nur im Aufstieg sondern auch beim Abfahren!

Danke für deine Zeit und das Gespräch!

Mit Öffis zur Tour

Im Tiroler Gailtal lassen sich mehrere Skitouren problemlos mit einer öffentlichen Anreise verbinden, ist doch das Tal über den Verkehrsverbund Tirol mit einer gut getakteten Busverbindung (aus Innsbruck am besten mit dem Expressbus bis Tassenbach und dort umsteigen in den Regionalbus) erschlossen. Bei einigen Touren geht’s direkt von der Bushaltestelle mit Ski los, bei anderen reichen ein paar Minuten zu Fuß, um zum Toureneinstieg zu gelangen. Hier eine kleine Auswahl nach Haltestellen geordnet:

  • Kartitsch-Rauchenbach: Öfenspitze und Hochegg
  • Kartitsch-Äußerst: Dorfberg (Gailtaler Alpen)
  • Obertilliach-Leiten: Resslerknollen, Tscharrknollen, Filmoorhöhe und Große Kinigat
  • Obertiliach-Biathlonzentrum: Hoher Bösring
  • Obertilliach-Hotel Weiler: Golzentipp (Gailtaler Alpen)
  • Obertilliach-Bergen: Spitzköfele und Reiterkarspitze 
  • Untertilliach-Winkl: Reiterkarspitze, Cima Manzon, Huitlahnerkogel, Hochspitz 

Bersteigerdörfer-Partnerbetriebe im Tiroler Gailtal: 

Hotel Waldruhe
Familie Strasser
Neuwinkel 154, A-9941 Kartitsch

Hotel Weiler
Familie Scherer-Weiler
Dorf 1, A-9942 Obertilliach

Und die im Artikel erwähnte Hepilodge:
Helene Windbichler & Josef Klingesberger
Obergail 10, A-9653 Liesing

Weiter Infos zu den Bergsteigerdörfern der Karnischen Alpen, zur Anreise, weiteren bergsteigerfreundlichen Partnerbetrieben und Tourenvorschläge findet Ihr unter www.bergsteigerdoerfer.org  

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