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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Umwelfreundliche Skigebiete?

Skigebiete gelten als Umweltsünder, aber manche bemühen sich um Ansätze von Nachhaltigkeit

von Lisa Amenda 09.03.2020
Zum Skifahren zählt Bekleidung, Equipment, Anreise, aber vor allem auch das Skigebiet. Für alle, die zwar möglichst umweltfreundlich unterwegs sein wollen, aber nicht den Aufstieg aus eigener Kraft bewältigen wollen, haben wir uns auf die Suche nach umweltfreundlichen Skigebieten begeben.

Hört man sich einmal um, was denn am Skifahren nicht umweltfreundlich sein soll, dann fällt oft der Satz: „Skigebiete verbrauchen viel zu viel Energie“. Aber stimmt das? Sind die Skigebiete die eigentlichen Klimasünder? Vorgeworfen wird ihnen:

  • Flächenverbrauch
  • Bodenverdichtung
  • Erhöhter Wasser- und Energiebedarf durch technische Beschneiung

Es ist wohl nichts neues, dass der Ausbau von Pisten, Parkplätzen und Hotels Flächen verbraucht, auch, dass der Boden durch das Roden von Wald und den Einsatz von Pistenfahrzeugen verdichtet werden kann und so das Risiko von Bodenerosion steigt. Und ein Punkt, der wohl immer noch am kritischsten gesehen wird, ist die technische Beschneiung. Allein für die Grundbeschneiung von einem Hektar Piste mit einer Schneehöhe von rund 30 cm werden eine Million Liter Wasser benötigt. Das ist so viel wie in ein durchschnittliches 25 Meter-Schwimmbecken passt. Und zum Thema Energie: Nach Angaben des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS) verbraucht ein Skifahrer im Durchschnitt 16 Kilowattstunden Energie pro Skitag. Im Vergleich: Mit einer Kilowattstunde kann man eine Waschmaschine bei 60°C waschen oder neun Liter Tee kochen. Sieben Stunden Fernsehen geht auch.

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Zertifizierte Skigebiete

Dass es auch anders geht und wie sich beispielsweise Skigebietsriese Whistler Blackcomb für die Umwelt einsetzt, darüber haben wir hier schon berichtet. Für heute wollen wir aber in Europa bleiben. Denn es gibt auch hier Skigebiete, die es anders machen wollen. Die sich nicht mit Umweltverachtern in einen Topf werfen lassen wollen. Doch wie erkennt man diese? Ähnlich wie bei Equipment und Bekleidung ist es auch hier für uns als Wintersportler am einfachsten auf Zertifizierungen und Siegel zu achten. Eine der höchsten Zertifizierungen ist hier EMAS. Die EU-Umweltzertifizierung steht für Eco-Management and Audit-Scheme und nur Unternehmen dürfen diese tragen, die von staatlich geprüften Umweltgutachter/innen validiert wurden. Die Zertifizierung gibt es seit 1993 und Unternehmen können damit nur Standorte auszeichnen lassen. Keine Produkte. Kurz zusammengefasst, haben EMAS-zertifizierte Unternehmen unter anderem

  • eine Umweltprüfung durchgeführt,
  • ein Leitbild in Bezug auf ihr Umweltmanagement festgelegt, das eine strategische Ausrichtung in Richtung Umweltschutz bestimmt,
  • ein Umweltprogramm mit konkreten Zielen erarbeitet sowie
  • eine Umwelterklärung erstellt und
  • den Prozess von einem staatlich ausgebildeten Umweltprüfer validieren lassen.

Bisher ist in Österreich nur das Skigebiet Schmittenhöhe zertifiziert. Auch das Gebiet Schnalstaler Gletscher hat die Zertifizierung.

Neben der EMAS-Zertifizierung können Wintersportler nach einer Studie der Universität für Bodenkultur in Wien (kurz BOKU Wien) auch auf die ISO 14001-Zertifizierung achten. Laut BOKU sind die Skilifte Lech, das Skigebiet Planai-Hochwurzen sowie die Gletscherbahnen Kaprun damit ausgezeichnet. Bei der ISO 14001-Norm stehen im Vordergrund:

  • Festlegung von Umweltzielen und entsprechenden Maßnahmen,
  • Umsetzung der festgelegten Maßnahmen,
  • Überprüfung der Maßnahmen im Hinblick auf die Umweltziele und Umweltleitlinien und
  • ggfs. Anpassung der Maßnahmen sowie Umweltziele des Unternehmens.

Skiresort.de und Alpine Pearls

Abseits staatlicher Zertifizierungen hat auch das Portal skiresort.de einen Test zu umweltfreundlichen Skigebieten durchgeführt. 438 Gebiete wurden in das Ranking aufgenommen und nach Kriterien wie „Sanfter Tourismus“, „Sperrung von Pisten bzw. Pistenteilen bei schlechter Schneelage zur Schonung der Grasnarbe“, „Schutzbereiche für Tiere“, „Umweltorientierte Aufklärung und Förderung des Bewusstseins der Wintersportler“, „Energieeffizienter Betrieb“, „Ökologische Beschneiung“ usw. untersucht. Gewonnen haben Gebiete wie Aletsch Arena, Wildkogel, Skiwelt Wilder Kaiser, Rauriser Hochalmbahnen, Vigiljoch oder auch See.

Die Wildkogel-Arena ist außerdem noch Mitglied bei den Alpine Pearls. Dazu gehören 21 Urlaubsorte in fünf Alpenländern, die sich für einen umweltfreundlichen Urlaub bzw. sanften Tourismus einsetzen. Die Alpine Pearls wurden 2006 gegründet und gehen auf die Initiative des Österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zurück. Der Schwerpunkt lag auf der Schaffung innovativer, nachhaltiger und klimaschonender Tourismusangebote. Heute stehen die Mitgliedsorte vor allem für sanfte Mobilität und einen Urlaub ohne Auto. Mitglieder sind neben Neukirchen mit der Wildkogel-Arena unter anderem Ratschings, Bad Reichenhall, Disentis oder Hinterstoder.

Trend Klimaneutralität und energieautark

Ein Trend im Bereich Umweltfreundlichkeit war auch bei Skigebieten das Thema Klimaneutralität. Eines der bekanntesten und größten Skigebiete, das diesen Winter klimaneutral geworden ist, ist Ischgl. Die Lifte laufen in Ischgl mit Strom, der fast komplett aus erneuerbaren Energien, vor allem aus Wasserkraft aus dem Paznaun, stammt. Laut Ischgl selbst sparen die Solar- und Wärmerückgewinnungsanlagen etwa 80.000 Liter Heizöl – und so 244 Tonnen CO2 pro Jahr. Ein Bergrestaurant und die Talstation der Gampenbahn werden mit Erdwärme beheizt. Und auch bei der Beschneiung und Pistenpräparierung soll die Silvrettaseilbahn AG den Energieverbrauch reduziert haben: Durch Schneehöhenmessung mittels GPS in allen Pistengeräten soll nur da Schnee erzeugt werden, wo er auch benötigt wird. Das soll Strom und Wasser bei der Schneeerzeugung und Pistenmaschinenstunden sparen – im Ausmaß von weiteren 150 Tonnen CO2 pro Jahr. Zusätzlich hat Ischgl das entstandene CO2 kompensiert: Mit ClimatePartner in einem Aufforstungsprojekt in Peru und mit der Aufforstung von 10.000 Bäumen im Paznaun selbst.

Aber auch energieautark ist bei Skigebieten ein Thema: Die Hochalmbahnen im Salzburger Rauris haben eine Null-Energie-Bilanz, das heißt sämtliche Anlagen werden mit im eigenen Wasserkraftwerk erzeugtem Strom betrieben. Auch in der Steiermark im Skigebiet Riesneralm wird seit diesem Winter auf energieautarke Beschneiung gesetzt. Zwei Wasserkraftwerke sollen rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Das sei circa dreimal so viel wie die saisonale Beschneiung und der Betrieb des gesamten Skigebiets fordern. Das zweite Wasserkraftwerk soll 2020 ans Netz gehen und ein Rohrsystem haben, dass an die bestehende Beschneiungsanlage angeschlossen wird und so Schnee und Strom gleichzeitig produzieren kann. Auch das Snow Space Salzburg mit Flachau, Wagrein und St. Johann setzt auf Klimafreundlichkeit: Alle Lift- und Schneeanlagen werden dort aus erneuerbaren Energiequellen gespeist.

Wo gehe ich jetzt Skifahren?

In welche Gebiete ihr geht und welche ihr unterstützen wollt, bleibt euch natürlich selbst überlassen. Ich selbst lege vor allem Wert auf unabhängige, staatliche Zertifizierungen wie EMAS oder ISO. Diese findet ihr eigentlich immer direkt auf der Webseite des jeweiligen Skigebiets. Für mich ist auch immer noch ein guter Indikator, wie die Skigebietsbetreiber sonst zu Umweltthemen stehen. Planen sie zum Beispiel umstrittene Gebietserweiterungen? Dann sehe ich mich vielleicht nochmal nach einem anderen Gebiet um. Ein Tipp ist auch noch, dass ihr nicht direkt jeder Pressemitteilung zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit uneingeschränkt glaubt und vertraut. Das Thema Greenwashing hatten wir ja schon, aber zur Zeit ist es einfach im Trend sich mit nachhaltigen Themen zu schmücken. Und alles schön und gut, dass zum Beispiel Ischgl sich mit Klimaneutralität schmückt, man sollte aber auch beachten, was sonst noch in dem Gebiet passiert.

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