Schneeprofil lesen
Allgemeines
Das Schneeprofil wurde am zweiten Dezember um 14 Uhr 30 in Sölden zwischen dem Gaislachkogel und der Mautstation zum Rettenbachferner auf 2350m aufgenommen. Wir befinden uns hier in einem 29° steilen Nordosthang. Während der Aufnahme beträgt die Lufttemperatur -9,8°C, die Schneeoberflächentemperatur -8,5°C. Es ist windstill und stark bewölkt während es schwach schneit.
Im Bemerkungsfeld lesen wir von Setzungsgeräuschen, die der Schneeprofilersteller Tobias hier vernommen hat. Auch das Testergebnis passt dazu: ECTP9 in einer markanten Schwachschicht.
Alle Schichten sind trocken. Dies erkennt man an der Zahl „1“ in der Spalte mit dem durchgestrichenen Kreis. Die Feuchtigkeitsgrade gehen hinauf bis zur 5, wobei 2 für „schwach feucht“ steht und 5 für „wasserdurchtränkt“.
Der Temperatugradient von der Oberfläche bis zum ersten Messpunkt innerhalb der Schneedecke zehn Zentimeter darunter ist sehr stark ausgeprägt: von -8,5°C auf -5,5°C. Darunter wurden etwa alle zehn Zentimeter weitere Temperaturmessungen durchgeführt, die einen etwas steileren Verlauf zeigen. In Bodennähe herrschen annähernd 0°C.
Blau
Am Standort liegen ca. 85cm Schnee aufgeteilt auf sieben Schichten, die mittels Handprofil ermittelt wurden. In der obersten Schicht liegt frischer Neuschnee mit einer Korngröße bis 2mm und der Härte 1 (= Faust). Das heißt, der blaue Balken läuft nur bis zum ersten Strich auf der Grafik nach links hinaus und man kann die Schicht mit der Faust ohne große Krafteinwirkung problemlos durchdringen.
Darunter sehen wir zwei Schichten mit bereits stärker abbauend umgewandelten Kristallen beziehungsweise Triebschnee. Diese bestehen primär aus rundkörnigen Kristallen mit einer Größe von 0,5mm und einer Härte bis 2-3. Das heißt, für Härtegrad 2 (vier Finger) ist die Schicht nur mehr sehr schwer durchdringbar, für Härtegrad 3 (ein Finger) sehr leicht.
Rot
Zwischen 50cm und 35cm Höhe befindet sich eine markante Schwachschicht mit Härtegrad 1. Sie besteht aus kantigen Kristallen mit einer Korngröße von 1,5 bis 2mm. In dieser Schicht ist der Stabilitätstest gebrochen, in diesem Fall ein Extended Column Test ECT mit dem Ergebnis ECTP9. Das heißt, beim neunten Schlag bei der ersten Belastungsstufe aus dem Handgelenk ist der gesamte Block mit einer Breite von 90cm und einer Tiefe von 30cm - der vorher aus der Schneedecke seitlich und hinten herausgetrennt wurde - in eine obere Hälfte und eine untere Hälfte auseinander gebrochen. Und zwar in der Schwachschicht im Bereich von 35 – 50cm Höhe.
Grün
Unterhalb der markanten Schwachschichten befindet sich eine dünne Schmelzkruste mit Härtegrad 4 (Bleistift). Aber die Kruste besteht nicht nur aus Schmelzformen, sondern auch teilweise aus kantigen Kristallen. Diese sind 0,5 – 1,5mm groß.
Unterhalb von 31cm sehen wir noch zwei Schichten aus kantigen und kantig-abgerundeten Kristallen mit einer Korngröße zwischen 1 und 2mm und Härtegrad 2 und 2-3.