Endlich ist der Winter wie er gehört: Kalt und mit Neuschnee. In Tirol sind Skitouren im Gelände nun vielerorts machbar. In tieferen Lagen schaut es dieses Jahr aber noch mager aus, dort ist höchstens der Aufstieg mit den Ski möglich, zum Abfahren reicht es weitgehend noch nicht. In Waldschneisen und windgeschützten Bereichen oberhalb der Waldgrenze konnte man in den letzten Tagen tollen Pulver fahren, auf Sharks muss man aber noch etwas achtgeben.
Die Entwicklung Teil 1: Altschneelawinen bei schlechter Schneelage
Ein frühwinterliches Altschneeproblem führte um die Weihnachtsfeiertage zu einer lawinenreichen Zeit. Vor allem dort, wo sich vor Ende November eine geschlossene Schneedecke befand, wurde der Schnee aufbauend umgewandelt und locker (siehe Gestöber 1). Als primäre Schwachschicht fungierte ein Fundament aus kantigen Kristallen und Tiefenreif, aber auch aufbauend umgewandelte Schichten, die sich rund um Krusten gebildet haben, konnten gestört werden. Vor der Weihnachtszeit waren Skitouren abseits der Pisten großteils nicht sinnvoll möglich. Auch befand sich noch kein passendes Brett über den lockeren Schichten, mitunter ein Grund, warum die Lawinenaktivität erst um den 23.12. anfing. An diesem Tag stiegen die Temperaturen mit Einsetzen des Niederschlages an und der Schneefall ging in Schneeregen oder Regen über.
Am 25.12. folgte ein weiterer Temperatursprung in die Höhe - ein zusätzlicher Indikator für die Ausprägung eines Brettes (gebundener Schnee) und förderlich für die Lawinenaktivität. Die Lawinen, die im Sellraintal durch Wintersportler:innen ausgelöst wurden, hielten sich in Grenzen. Betrachtet man es aber im Verhältnis zu den dort überhaupt möglichen Touren, liegt der Schnitt echt hoch. (Lawinen wurden ausgelöst an: Lampsenspitze, Pirchkogel, Rietzer Grieskogel, Praxmarer Grieskogel, Schöntal, Grieskogelscharte 2x, Zischgeles,....).
Es können leider viele mit dem Begriff "Altschneeproblem" wenig anfangen und wissen auch nicht, wie man es handhaben sollte. Zudem wird nach wie vor mehr auf die Gefahrenstufe geachtet, anstatt auf das Lawinenproblem und die Gefahrenmuster. Auch sind viele noch im Glauben, dass wenig Schnee sicherer sei als viel Schnee. Dazu eine oft gehörte Aussage: "Es liegt fast kein Schnee, da kann keine Lawine abgehen". Ein Irrglaube, der noch immer in vielen Köpfen verankert ist. Gerade Winter mit wenig Schnee sind lawinenreich!