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Schneegestöber

SchneeGestöber 1 2022/23 | Frühwinter – Was man beachten sollte

Alle Jahre wieder hat der Frühwinter seine Tücken

von Stefanie Höpperger 17.12.2022
Dieses Jahr lässt der Winter etwas auf sich warten, aber wie sagt man so schön? "Gut Ding braucht Weile". Für die lässigen Geländetouren braucht es jedenfalls noch Geduld, denn bei der überschaubaren Schneemenge und -Konsistenz ist noch nicht viel sinnvoll möglich. Die Lawinengefahr ist bereits sehr präsent. Ein frühwinterliches Altschneeproblem gekoppelt mit sehr störanfälligen Triebschneepaketen macht uns Sorgen. Bleibt zu hoffen, dass es uns nicht den ganzen Winter über begleitet!

Die ersten Schneefälle

Auch und besonders wenn noch kein Lagebericht ausgegeben wird, sollte man im Frühwinter die Wettersituation beobachten. Die ersten Schneefälle der Saison sind zum Skifahren meist noch uninteressant, sie bilden aber die Grundlage für den weiteren Verlauf bzw. die Entwicklung der Schneedecke. Sie beeinflussen maßgeblich, ob sich ein frühwinterliches Altschneeproblem entwickelt oder nicht. Ein solches Altschneeproblem kann uns im schlimmsten Fall den ganzen Winter über begleiten. Es ist also vorteilhaft, ab den ersten Schneefällen die Entwicklung im Auge zu behalten!

Dabei gilt es besonders zu beachten:

  • In welcher Höhenlage und Exposition bleibt der Schnee liegen, wo schmilzt er wieder ab?
  • Gibt es eine flächig vorhandene Schneedecke, oder nur einen Fleckenteppich (keine durchgehende Schneedecke)?

Ein tolles Tool dafür sind Webcams oder Schneeerkundungstouren zu Fuß oder mit Schneeschuhen.

Gerade im Frühwinter, wenn noch wenig Schnee liegt, finden die Umwandlungsprozesse sehr stark statt. Denn häufig folgt nach den ersten Schneefällen eine längere Schönwetterphase mit 2 typischen Szenarien:

1) Bei sonnigem, mildem Wetter schmilzt der gefallene Schnee großteils wieder. Das ist im Prinzip positiv zu werten, denn wenn kein Schnee liegt, kann sich kein Schwimmschnee bilden. Somit ist weniger wahrscheinlich, dass sich ein frühwinterliches Altschneeproblem entwickelt. In hohen Lagen (2000-3000m) sowie Hochalpin (ab 3000m), vorrangig in steilen Nordhängen, bleibt der Schnee aber auch dann noch gerne liegen, da es kälter ist und je nach Exposition keine direkte Sonneneinstrahlung mehr stattfindet.

2) Ist es hingegen sonnig mit kalten Temperaturen, beginnt die Schneedecke abzustrahlen. Je trockener die Luft dabei ist, desto mehr findet dieser Prozess statt. Durch die Abstrahlung kühlt die Schneeoberfläche stark ab. Dadurch kann sich auf wenigen Zentimetern ein großer Temperaturunterschied bilden, der die aufbauende Umwandlung extrem fördert. Die Moleküle wuseln nur so zwischen den einzelnen Schneekristallen und arbeiten auf Hochtouren an der Produktion von frühwinterlichem Schwimmschnee. Je nachdem wie stark die aufbauende Umwandlung arbeitet und wie lang die Schönwetterphase andauert, bilden sich lockere Schichten aus kantigen Kristallen, Facetten oder Becherkristalle (Schwimmschnee). Das kann die Schneeoberfläche, einzelne Schichten, aber auch die ganze Schneedecke betreffen.

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Der Temperaturgradient ist entscheidend

Im Hochgebirge, wo schon früh oft mehr Schnee liegt, bilden sich Schwachschichten gerne im mittleren Teil der Schneedecke und an der Schneeoberfläche. In tieferen Lagen ist häufig die gesamte Schneedecke betroffen. Die an der Schneeoberfläche und am Boden gemessene Schneetemperatur bleibt dieselbe, egal wie dick die Schneedecke ist. Allerdings ist der Temperaturgradient, also die Änderung der Temperatur pro Zentimeter Schneehöhe, bei geringer Schneehöhe viel größer. Je größer der Temperaturunterschied auf wenigen Zentimetern ist, umso stärker arbeitet die aufbauende Umwandlung. Je geringer die Schneehöhe, umso schneller wird die gesamte Schneedecke umgewandelt.

Wo kein Brett, da keine Lawinen. Aber: Verletzungsgefahr!

Die lockeren, bindungslosen Schneeschichten bilden zwar eine perfekte Schwachschicht, deswegen muss aber noch keine Lawinengefahr bestehen. Wie wir wissen, braucht es für eine Lawinenauslösung drei Zutaten: Eine Schwachschicht, ein Brett (gebundener Schnee) und eine ausreichend steile Hangneigung.

Der lockere Schnee kann natürlich leicht vom Wind verfrachtet werden und störanfällige Triebschneepakete bilden. Auch gebundener Neuschnee (mit Windeinfluss oder wärmeren Temperaturen gefallen), der auf den lockeren Schichten zu liegen kommt, kann schnell das Brett für eine mögliche Lawinenauslösung bilden.

Fehlt allerdings ein Brett aus gebundenem Schnee bei einer dünnen, komplett aufbauend umgewandelten Schneedecke, ist die Verletzungsgefahr problematischer als die Lawinengefahr. Denn der lockere Schnee bildet keine tragfähige Unterlage und man sinkt bis zum Boden durch. Steine und Gletscherspalten werden oft nur optisch verdeckt, in den Latschen und Almrosen sinkt man ein oder bleibt hängen. Darum ist je nach Bodenbeschaffenheit Skifahren im Frühwinter einfach noch nicht sinnvoll möglich, auch wenn es von einigen immer wieder getestet wird. Die Gefahr, sich zu verletzen, ist groß. Im besseren Fall ruiniert man sich „nur“ die Ski.

Es ist also wichtig, den Untergrund im Sommer zu kennen! Mit wenig Schnee und einer lockeren Schneedecke ist abseits der präparierten Pisten ein halbwegs sinnvolles Abfahren höchstens auf Wiesenhängen oder in vergletschertem Gelände möglich. Am Gletscher gilt es dabei jedoch unbedingt die Spaltensturzgefahr zu beachten!

Die Beschaffenheit des Untergrundes sagt auch etwas darüber aus, ob die Schneedecke und eine mögliche Schwachschicht nur stellenweise oder flächig vorhanden ist. Denn ein variabler Untergrund, der beispielsweise von Latschen, Almrosen oder Blockgelände untergliedert wird, hat zumindest bei wenig Schnee den erheblichen Vorteil, dass eine Schwachschicht nicht über eine große Fläche zusammenhängt. Ein Bruch kann sich somit nicht über große Flächen fortpflanzen und Lawinen fallen dann nicht allzu groß aus.

Die zweiten Schneefälle

Wird eine Schönwetterphase durch weitere Schneefälle unterbrochen, wird es oft kritisch. Um abzuschätzen, ob eine mögliche Lawinengefahr durch die Altschneeproblematik besteht, so sollte man die Kristallformen an der Schneeoberfläche und auch die bereits vorhandenen Schwachschichten in der Schneedecke kennen. Und zwar am besten noch bevor diese durch neue Schneefälle eingeschneit werden! Natürlich ist es auch möglich, die Schwachschichten nach dem Schneefall mittels Schneedeckenuntersuchung zu eruieren. Wenn man sie aber gar nicht auf dem Schirm hat, kann es bereits vor der Schneeprofilerstellung zu spät sein, da man schon eine Lawine ausgelöst hat!

Zusammengefasst:

Ab den ersten nennenswerten Schneefällen die Schneedecke im Auge behalten:

  • In welcher Exposition und Höhenlage bleibt der Schnee liegen?
  • Ist die Schneedecke zusammenhängend oder nicht?
  • Welcher Untergrund (Steine, Wiesen, Latschen, Almrosen,..)? 
  • Schneemenge?
  • Beschaffenheit der Schneedecke: Welche Kristallformen befinden sich in der Schneedecke und an deren Oberfläche?
  • Geduld bis genug Schnee liegt, um sinnvoll Skitouren im Gelände zu unternehmen!

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