Altschneeproblem und GM 8 (Oberflächenreif)
Der Prozess der Deposition, wodurch Oberflächenreif (Gefahrenmuster 8) entsteht, kann auch eine Rolle spielen. Er stellt, wenn er eingeschneit oder überdeckt wird, ein Altschneeproblem dar. Oberflächenreif wird meist über mehrere Tage gebildet, ohne Wind auch nicht beeinflusst und wenn durch Sonneneinstrahlung und Wärmeeintrag kein Schmelzprozess stattfindet, als Altschnee bezeichnet. Sofern er sich noch an der Oberfläche befindet, stellt er kein Problem dar.
Altschneeproblem und GM 7
Das Gefahrenmuster 7 (schneearm neben schneereich) tritt in der Regel mit den oben genannten Gefahrenmustern gekoppelt auf.
Im Gelände nicht erkennbar
Noch zu erwähnen ist der Lawinenmechanismus. Bei einem Altschneeproblem handelt es sich immer um Schneebrettlawinen. Für eine solche sind drei Zutaten notwendig: Eine ausgeprägte Schwachschicht, ein darüber lagerndes Brett aus gebundenem Schnee und eine ausreichende Steilheit für einen Lawinenabgang. Hauptsächlich wird ein Bruch durch eine Zusatzlast (z.B. WintersportlerIn) initiiert, spontane Lawinenabgänge treten dennoch immer wieder auf.
Wie man sieht, kann ein Altschneeproblem in verschiedenen Situationen und durch verschiedene Prozesse auftreten, sowie mehrere Gefahrenmuster gekoppelt beinhalten. Es kann den gesamten Winter über immer wieder aufs Neue überall in der Schneedecke entstehen, zu Bruchausbreitungen über weite Distanzen führen und ist oft für große Lawinenabgänge verantwortlich.
Das Handling gestaltet sich als relativ schwierig, denn die Gefahr kann optisch im Gelände nicht erkannt werden! Eventuell können Setzungsgeräusche, Rissbildungen oder frische Lawinenabgänge wahrgenommen und beobachtet werden. Um welche Schwachschicht es sich handelt und wo in der Schneedecke sie sich befindet, bekommt man aber höchstens bei einem Schneeprofil zu sehen. Wenn man Schwachschichten, bevor sie überdeckt wurden, an der Schneeoberfläche gesehen und wahrgenommen hat, sie dann bei bestem Pulvertraum immer noch auf dem Schirm hat und zudem das richtige Risikomanagement betreibt, ist das klar von Vorteil. Nur können viele mit einer nicht wahrnehmbaren Gefahr wenig anfangen und lassen sich von der scheinbar sicheren Pulverabfahrt verleiten.
Tipps zum Handling bei einem Altschneeproblem:
Den Text des Lageberichts/Bulletins lesen (egal, was für eine Gefahrenstufe ist!), dort wird über ein vorhandenes Altschneeproblem berichtet und das Problem auch recht genau in einem gewissen Höhenband und Expositionssektor eingegrenzt. Die angegebenen Bereiche so gut es geht meiden! Bereits bei der Tourenplanung mit Exposition und Hangsteilheit spielen, um Gefahrenstellen zu umgehen. Achtet zudem auf Geländefallen und Übergänge von wenig auf viel Schnee. In Regionen ohne zuverlässigen Lagebericht erfordert das Handling eines Altschneeproblems viel Erfahrung und grundsätzlich eine sehr defensive Herangehensweise.
Zum Weiterlesen über Schneeprozesse und Verhaltensweisen bei Altschneeproblemen empfehlen wir die unten verlinkten, etwas älteren SchneeGestöber, sowie diesen Artikel über den Faktor Mensch im Zusammenhang mit dem Altschneeproblem.