Endlich wieder ein richtiger Winter in weiten Teilen der Alpen! In vielen Regionen finden wir aufgrund der mächtigen Schneedecken und regelmäßigen Schneefälle nur wenige, eher schwächer ausgeprägte Schwachschichten im Altschnee. Gleitschneelawinen sind vor allem in den schneereichsten Regionen mit glatter Bodenoberfläche eine ernst zunehmende Gefahr. Sie gehen meist spontan ab, man kann sie praktisch nicht auslösen und sprengen bringt schon gar nichts. Unter Gleitschneemäulern sollte man sich nicht aufhalten. Wir hören diese Sätze immer und immer wieder – doch was steckt dahinter?
Mechanik & Theorie
Gleitschneelawinen gehen aufgrund eines Reibungsverlustes vom Boden zur Schneedecke ab. Damit gehören sie wie am Boden abgleitende, trockene Schneebrettlawinen und nasse Schneebrettlawinen im Frühjahr zu Kategorie „Grundlawine“. ABER: Gleitschneelawinen weisen einen anderen Auslösemechanismus als Schneebrettlawinen auf.
Die Reibung zwischen Boden und Schneedecke wird einerseits durch die Anfeuchtung der Schneeschicht direkt an der Grenze zum Boden sowie andererseits durch eine von Haus aus geringe Bodenrauigkeit vermindert. Deswegen lösen sie sich hauptsächlich auf Wiesenhängen und Felsplatten.
Gleitschneelawinen entstehen nicht durch einen Bruch in einer Schwachschicht wie Schneebrettlawinen. Gleitschneelawinen gleiten (ohne vorherigen Bruch!) lediglich durch Reibungsverlust der Schneedecke zur Bodenoberfläche ab. Ihr Abgangszeitpunkt ist kaum vorherzusagen. Weil bei der Gleitschneelawine keine Schwachschicht bricht, kann man Gleitschneelawinen praktisch nicht auslösen. Der Zugriss einer Gleitschneelawine, das Gleitschneemaul, ist nicht das selbe wie der Bruch innerhalb einer Schwachschicht. Eine Schneebrettlawine weist ebenfalls einen Zugriss auf, allerdings entsteht dieser erst nach dem Bruch und dem Abgleiten des Schneebretts.
Eine Schneebrettlawine, die am Boden abgleitet, ist ebenfalls nicht das selbe wie eine Gleitschneelawine. Bei einer am Boden abgleitenden Schneebrettlawine befindet sich direkt oberhalb der Bodenoberfläche eine Schwachschicht im Schnee. In dieser Schwachschicht wird ein Bruch initiiert, dieser pflanzt sich fort. Weil die Schneekristalle auseinanderbrechen und damit nicht mehr verbunden sind, löst sich eine Schneetafel aus der gesamten Schneedecke und gleitet in weiterer Folge am Boden ab, sofern sich darunter keine weitere Schneeschicht mehr befindet.
Allerdings nur, wenn die Schwerkraft die nun entstandene Reibung zwischen gelöster Schneetafel und Untergrund überwinden kann (grob ab etwa 30° Hangneigung). Eine Schneebrettlawine, bei der sich unterhalb der Schwachschicht noch weitere Schneeschichten befinden, gleitet auf der nächstfolgenden Schneeschicht unterhalb der ersten Schwachschicht ab.