Der Canalone Neri an der Cima Tosa ist wohl eine der perfektesten Rinnen der Alpen. 900 Höhenmeter, nordseitig und durchgehend steil, liegt die Rinne noch dazu in einer landschaftlich sehr eindrucksvollen Gegend!
Aufstieg
Da die Tour auf die Cima Tosa aufgrund des tiefgelegenen Ausgangspunktes und des langen Zustieges sehr viel Zeit benötigt, wird hier die Variante mit Übernachtung im Winterraum des Refugio Brentei beschrieben. Bei ausreichender Kondition kann die Tour natürlich auch als Tagestour durchgeführt werden. Dabei kann man sich den Abstecher zum Refugio Brentei natürlich sparen.
Der Ausgangspunkt variiert je nach Schneelage, im Idealfall kann mit dem Auto bis zur Malga Brenta Bassa gefahren werden, häufig ist aber auch schon vorher Schluss und man muss ein zusätzliches Stück tragen. Von der Malga Brenta Bassa folgt man dem flachen Fahrweg nach Südosten, bis zur Talstation der Materialseilbahn des Refugio Brentei. Dort überquert man den Bach auf einer kleinen Holzbrücke und folgt dem Sommerweg über die Scala di Brenta (je nach Schneelage recht unangenehm, ggf. nur mit Steigeisen möglich) zur Malga Brenta Alta. Von dort weiter nach Südosten in eine Senke und je nach Schneelage und Tageszeit (Lawinengefahr beachten, durch Erwärmung der steilen Südhänge) entweder durch eine enge Rinne oder diese rechts umgehend zum Refugio Brentei. Der dortige Winterraum ist nicht sehr groß und bietet lediglich Matratzen, einen Schlafsack und eine Kochgelegenheit sollte man also selbst mitbringen!
Von der Hütte hat man bereits einen tollen Blick auf den Canalone Neri an der Cima Tosa.
Nach einer hoffentlich ruhigen Nacht im ebenso hoffentlich nicht überfüllten Winterraum fährt man am nächsten Morgen kurz nach Süden ins Val Brenta ab und steigt mit Fellen zum Einstieg der Rinne auf. Je nach Schneelage und Schneequalität kann noch ein ganzes Stück in der Rinne mit Fellen (und ggf. Harscheisen) zurückggelegt werden spätestens an dem markanten Eisbuckel heißt es aber in der Regel, Steigeisen anziehen und Pickel auspacken. Trifft man hier Blankeis an, wird man vermutlich auch einen kurzen Abschnitt absichern wollen.
Nach der steilsten Stelle über dem Eisbuckel wird die Rinne bald noch einmal etwas flacher, befor sie sich zum Ende wieder aufsteilt. Nach dem Ausstieg befindet man sich auf dem Gipfelplateau und erreicht in wenigen Schritten den höchsten Punkt der Brenta-Gruppe.
Abfahrt
Die Abfahrt erfolgt natürlich ebenfalls durch die Rinne, unter Umständen muss am Eisbuckel ein kurzes Stück abgeseilt werden. Nach dem Ende der Rinne fährt man zunächst durch das Val Brenta nach Nordwesten ab, hält sich dann leicht querend obrhalb der Malga Brenta Alta und fährt durch den Wald wieder zur Scala di Brenta ab. Diese wird man wohl meist zu Fuß absteigen müssen, bevor man dann wieder dem Fahrweg zum Parkplatz folgen kann.
Alternative
Bei geringer Schneelage kann es sinnvoll sein vom Parkplatz an der Malga Valesinella zu starten und dem Wanderweg zum Refugio Brentei zu folgen. Man spart sich hier 250 Höhenmeter, allerdings ist der Weg großteils eine steile Querung und muss häufig zu Fuß mit Steigeisen begangen werden. Zudem befindet man sich permanent im Gefahrenbereich der steilen Hänge oberhalb des Weges. Meist dürfte der Weg von der Malga Brenta Bassa die bessere Wahl sein.
Informationen
Schwierigkeit (5-stufige Skala): *****
Durchschnittliche und maximale Steilheit: 45° | 55° (nur Rinne)
Besondere Gefahren: Steilwand, nur bei sicheren Verhältnissen starten!
Ausrüstung: Harscheisen, Steigeisen, Pickel (Eisgeräte), Helm, Seil, Eisschrauben etc.
Exposition: Nord/Nordwest
Höhenmeter Start und Ziel: 1200 m | 1200 m
Höhenmeter bergauf und bergab: ca. 1950 hm | ca. 1950 hm
Dauer: Gut 7 Stunden gesamt, wenn man nicht sehr fit ist wird eine Übernachtung im Winterraum des Refugio Brentei empfohlen.
Beste Jahreszeit: März - Mai
Unterkunft: Winterraum des Refugio Brentei
Anfahrtsbeschreibung: Über die Brennerautobahn nach Bozen und weiter bis nach San Michele/Mezzocorona. Ins Val di Sole und über den Pass nach Madonna die Campiglio, durch den Ort hindurch, ein Stück bergab und über eine kleine Straße zur Talstation des Sesselliftes und weiter auf einem Waldweg zum Piazza delle Bore. Weiter Richtung Malga Brenta Bassa, je nach Schneelage kann weiter oder weniger weit ins Tal hineingefahren werden.