Als der kleine Bruder des bekannten Freeride-Skigebietes am Titlis bietet auch die Brunnibahn in Engelberg einige interessante Abfahrtsvarianten und dies bei definitiv weniger Gedränge. Wenn drüben im Schattenloch um den Trübsee schon längst die Hänge verspurt sind, findet man auf der ?Sonnenseite von Engelberg? immer noch den ein oder anderen unverspurten Flecken Pulverschnee. Unter anderem die Varianten mit dem Aufstieg Richtung Rigidalstock und der westseitigen Abfahrt durch Ober Stoffelberg sind beliebt. Mag man es etwas alpiner und scheut nicht vor einer Klettersteigspassage mit Ski am Rucksack, dann sollte man die rund 700 Höhenmeter Aufstieg bis zu eben diesem Gipfel in Kauf nehmen, denn die Abfahrt hat es in sich.
Konditionell anspruchsvoll ist aber erst einmal der Aufstieg, obwohl man durch die Zusatzhilfe von Brunnibahn und anschließendem Sessellift schon Einiges gewonnen hat. Wenn man Glück hat, läuft auch noch der Tellerlift zum Schonegg (im Frühjahr meist erst ab 10 Uhr oder gar nicht) und man spart sich nochmals ca. 200 Höhenmeter Aufstieg. Ansonsten sind diese als Aufwärmprogramm für die restlichen 300 Höhenmeter bis zum Klettersteig gut geeignet. Letztere sind recht steil, im Frühjahr am Morgen noch gefroren und anspruchsvoll zu begehen; wer keine Harscheisen dabei hat, muss u.U. schon vor dem eigentlichen Einstieg zum Klettersteig die Steigeisen anschnallen und hoffen, dass der Harschdeckel ausreichend tragfähig ist. Der Klettersteig wartet mit der Schlüsselstelle direkt am Einstieg auf (IIIer Kletterstelle) und ist im weiteren Verlauf leichter zu begehen.
Einzig die senkrechte Platte am Ausstieg erfordert nochmals etwas Kletterkönnen, ist aber mit Stahlbügeln ausgestattet. Die beiden Schlüsselstellen sind u.U. im Winter nicht mit Stahlseilen besetzt (im März 2012 waren sie vorhanden) und ein 25 bis 30 Meter Seil (oder Reepschnur) ist zur Sicherheit obligatorisch mitzunehmen. Je nach Schneesituation muss man ein oder zwei südseitige Schneefelder queren und sollte diese Stellen rechtzeitig vor zu großer Erwärmung hinter sich gebracht haben. Neben der LVS-Grundausstattung sollte man für den Aufstieg mit Harscheisen, Eispickel, Steigeisen, Seil, Sicherungsgerät - und Karabiner ausgestattet sein.
Am Gipfel angekommen kann man entweder über den Grat zum Gross Walenstock (2572 m) weitergehen (anspruchsvolles alpines Unterfangen) oder kurz absteigen bzw. -fahren und möglichst hoch Richtung Norden den Vogelsmatt-Hang queren. Dieser Hang ist im Frühjahr aufgrund seiner Steilheit und Exposition (W bis S) sehr lawinengefährdet. Die Abfahrt bietet alles was das Feerider-Herz begehrt: Weite sanfte Hänge, steiles felsdurchsetztes Gelände, eine enge Rinne und phänomenale Aussichten hinunter in das Tal der Engelberger Aa bis nach Stans und zum Vierwaldstättersee.
Tourenbeschreibung
Ausgangspunkt der Tour ist die SAC Brunnihütte (1860 m). Über Schonegg steigt man mit den Fellen durch teils steiles Gelände zum Einstieg des Klettersteigs (unterhalb Pkt 2401) und überwindet die letzten 210 Höhenmeter mit den Ski am Rucksack. Je nach Schneelage kann man vom Gipfel ca. 50 Meter Richtung West abfahren bzw. -steigen und quert in Richtung Norden den Vogelsmatt-Hang. Man sollte den Grat zwischen Vogelsmatt und Gross Walenchälen möglichst weit oben erreichen damit hier entschieden werden kann, ob der Einstieg in die Walenchälen möglich ist (bei genug Schnee kein Problem) oder ob auf bzw. unterhalb des Grates bis zu Pkt 2334 abgefahren und erst dann in die Rinne traversiert wird (nur bei absolut sicheren Verhältnissen machbar!). Ab hier wird die Rinne dann schnell enger und steiler (5 m breit und 42 bis 45° steil), bevor sie sich in den Gross Chälen wieder weitet und etwas flacher wird. Am Ende der Chälen wählt man linker Hand ein steiles Schneeband (ca. 42°) als Ausstieg und fährt durch sanftes Gelände zur Walenalp ab. Ein paar Meter müssen nun bis zum Kreuz (1675 m) aufgestiegen werden.
Auf der Fahrstraße wird man anschließend bis zu den Wiesenhängen bei Wand (ca. 1600 m) geführt, wobei man ab Pkt 1269 wieder auf der Straße in Richtung Schwand einbiegen muss. Hier Wildschutz beachten und nicht durch den Wald abfahren. Die Wiesenhänge von Schwand laden dann nochmals für die letzten 200 Höhenmeter zum Schwingen ein, sofern noch genügend Schnee liegt. Am Einstieg des Studentenweges Richtung Grünenwald (ca. 990 m) ist dann meist nicht mehr genug Schnee vorhanden und man steigt die letzten ca. 100 Höhenmeter zu Fuß zur Straße nach Engelberg ab. Tipp: Vorher hier ein Auto platzieren und eine Stunde Fußmarsch zurück nach Engelberg sparen.
Informationen
Schwierigkeit (5-stufige Skala): *****
Besondere Gefahren: Klettersteig, Querung durch lawinengefährdeten Hang.
Durchschnittliche Steilheit/Maximale Steilheit: unter 30°/ 45°
Exposition: Gross Walenchälen NW, Walenalp bis Grünenwald W
Höhenmeter Start und Ziel: Brunnihütte 1860 m | Grünenwald 990 m
Höhenmeter bergauf und bergab: 730 m, 1600 m
Dauer: 4-7 Std. Zeit angegeben ab Brunnihütte
Beste Jahreszeit: Januar bis April
Unterkunft:SAC Brunnihütte
Adressen:Bergbahnen Brunni, Tourismusverband Engelberg, Bergführer Remo Baltermia
Anfahrtsbeschreibung: Engelberg ist vom Luzern aus mit der S-Bahn erreichbar. Mit dem Auto muss man von Zürich aus ca. 1.5 Stunden rechnen.
Topografische Karten: Swisstopo Stans (245 S), 1:50'000; Melchtal (1190) und Engelberg (1191), 1:25'000