Der Gotthard, der im Sommer tausendfach von bleichgesichtigen Nordländern besucht wird, die auf dem Weg in die südlicher Sonne über diesen historischen Pass fahren, versteckt sich im Winter unter einer dicken Schneedecke und die brummenden Motorgeräusche sind verstummt. Nur wenige Freerider kommen in den Genuss der vielen unberührten Hänge rund um den Pass, obwohl wir uns in der Nähe von Andermatt befinden, wo sich die Skifahrer und Snowboarder gegenseitig das weisse Gold streitig machen. Grund genug diesem Ski-Zirkus zu entfliehen und das ruhige Hinterland zu erkunden.
Tourenbeschreibung
Gemütlich geht es mit der Bahn auf den Gemsstock, am besten früh am Morgen, um allzu lange Wartezeiten an der Talstation zu vermeiden. Vom Gipfel fährt man auf der Südseite hinab auf den Schwarzbachfirn. Dieser Hang und der kurze Aufstieg in die Gafallenlücke sind meist bereits gespurt. Von der Gafallenlücke lohnt sich noch ein kurzer Abstecher auf das Rothorn. Vom Rothorn fährt man durch den oberen Teil des Guspis, eine der Modeabfahrten im Freeridegebiet Gemsstock, hinab bis in die Fläche „Unterem Glockentürmli". Nun wird wieder in den Aufstiegsmodus umgerüstet. Man hat die Wahl zwischen den Aufstiegen in die Sunnig-Lücke oder zu den Gloggentürmli. Beide Aufstiege liegen mit 200-300 Höhenmeter absolut im Bereich von Freeridetourengehern.
Die anschliesßnden Abfahrten hinunter zum Gotthardpass sind, wie bereits erwähnt, meistens unverspurt. Sollte es jedoch bereits ein paar störende Spuren haben, so findet man mit ein bisschen Entdeckergeist und eventuell ein paar zusätzlichen Aufstiegshöhenmetern immer noch genügend Raum für eigene Firstlines.
Hat man den Gotthardpass erreicht so kann man der Gotthardreuss entlang zurück nach Hospental fahren. Glücklich jedoch ist, wer noch genügend Zeit und fitte Beine hat, denn auf der anderen Seite der Passtrasse erheben sich Gipfel wie Pizzo Lucendro und Winterhorn. Mit 660 oder 960 Höhenmetern als "Ergänzung" bergauf, gibts danach 1500 Höhenmeter freies Gelände bergab. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um das Potential dieser Abfahrten einzuschätzen: Schon fast parallel ziehen sich die Höhenkurven dahin und garantieren gleichmäßig steile Hänge bis ins Urserental. Und wem das immer noch nicht genügt, der kann vom Lucendro hinab zur Rotondohütte fahren, um von dort am nächsten Tag gleich die nächste Tour in Angriff zu nehmen.
Achtung! Bitte unbedingt die meist deutlich ausgeschilderten Wildruhezonen beachten. Das Befahren oder Betreten der Wildschutzgebiete kann hohe Geldbußen nach sich ziehen!
Informationen
Schwierigkeit (5-stufige Skala): Alle Gipfel sind möglich mit **
Durchschnittliche Steilheit/Maximale Steilheit: 25°/ 35-40°
Exposition: Alle
Höhenmeter Start und Ziel: Gemsstock 2961 m | Hospental 1452 m
Höhenmeter bergauf und bergab: 360 m , 1820 m (bei Aufstieg Gloggentürmli und direkter Abfahrt)
Dauer: 3-4 Stunden. Lässt sich jedoch beliebig verlängern.
Beste Jahreszeit: Mitte Dezember – April (bei guter Schneelage)
Unterkunft: Viele schöne Biwakplätze beim Gotthardpass. Auch die Rotondohütte empfiehlt sich für einen Aufenthalt.
Adressen: Reservation Rotondohütte Anfahrtsbeschreibung: Von Zürich her kommend über die Gotthardautobahn nach Göschenen. In Göschenen die Autobahn verlassen und durch die Schöllenenschlucht hinauf nach Andermatt. Andermatt ist zudem super erreichbar mit ÖV.
Topografische Karten: LK 1:25000 1231 Urseren, S 1:50000 255-S Sustenpass
