Interessant kann bekanntlich viel heißen: In diesem Fall erstreckt sich das Spektrum etwa von „es schüttet und der Schnee ist betonartig interessant“ bis zu „oh wie interessant, flächendeckender Katastrophenalarm!“
Allgemeine Situation
Die Großwetterlage wird bestimmt durch das Azorenhoch, ein recht ausgeprägtes Kontinentalhoch östlich von uns und einen Bereich tieferen Drucks dazwischen. Dieser „tiefere Druck dazwischen“ sorgt im Süden für Niederschlag, wie wir dem PowderAlarm entnehmen können.In den nächsten Tagen verschiebt sich das ganze System ein wenig nach Osten, so dass die Anströmung in den Alpen von momentan südlich zunehmend auf NW dreht. Bis etwa zur Wochenmitte gibt es dadurch immer wieder ein bisschen Schnee im Norden, richtig spektakulär ist das aber noch nicht.Spannend wird es in den letzten Januartagen. Durch die extrem kalten Luftmassen über Kanada wird die Tiefdruckentwicklung über dem Atlantik angeheizt. Das Kontinentalhoch im Osten und das Azorenhoch sorgen für eine starke Verwellung des Jets, sodass es trotz aktivem Atlantik nicht die übliche starke Westdrift gibt. Fronten werden an der Ostflanke des Azorenhochs nach Süden gegen den Alpenbogen gelenkt. Die sehr kalte kanadische Ausgangsluft wird über den ungewöhnlich warmen Atlantik geführt und kann dort Feuchte tanken, was in Kombination mit Staueffekten außergewöhnliche Niederschlagsmengen produziert.
Prognosegüte
Diese Entwicklung wird vom GFS-Modell so oder so ähnlich schon seit knapp einer Woche durchgehend gerechnet, was immer ein gutes Zeichen für das tatsächliche Eintreffen einer Wetterlage ist. Mit etwas Verzögerung ist das europäische ECMF-Modell inzwischen auch grundsätzlich dabei, wobei die genau Lage der Trogachse und die Niederschlagsmengen (ECMWF etwas weniger aber nun auch im dreistelligen cm Bereich, GFS etwas mehr) in beiden Modellen noch nicht ganz übereinstimmen: Kleinere Verwellungen und Randtiefs werden für die „wo, wie, wann, wieviel“ Details und die Höhe der Schneefallgrenze entscheidend sein. Angesichts der aktuellen Prognosen ist Niederschlag in der Liga vergangener Extremereignisse, wie etwa Februar 1999 oder 2009, durchaus drin. Mehrere Meter (!!!) Neuschnee in wenigen Tagen sind nicht nur für Skifahrer und die Lawinensituation „interessant“, sondern auch für Verkehr, sonstige Infrastruktur und das öffentliche Leben an sich. Man darf gespannt sein was und wieviel Schnee (und leider auch Regen) tatsächlich kommt.