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WetterBlog 11/2015

Klima Literaturempfehlung zum Thema Klima, Wandel und Politik

von Lea Hartl • 28.01.2015
Da sich Kollege Orakel ja momentan zuverlässig ums Wetter kümmert, widmen wir uns heute zur Abwechslung allgemeineren Gedanken zum Klima und einem interessanten Text für Freunde der gepflegten Klimadebatte.

Wetter und Klima – was war das nochmal?

Wetter ist das, was wir bemerken, wenn wir vor die Tür gehen. Klima ist das, was wir während jahrzehntelangem Vor-die-Türe-gehen vielleicht kurz bemerken, uns aber definitiv nicht merken können. Oder erinnert sich noch jemand an damals, als vor 12000 Jahren die kontinentalen Gletscher zurückwichen und unser aktuelles Interglazial (Warmzeit in einer Eiszeit), auch Holozän genannt, begann? 

Klima beschreibt den Zustand des Klimasystems (Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre usw.) über einen Zeitraum von mindestens mehreren Jahrzehnten, bis hin zu erdgeschichtlichen Zeitskalen. Dabei werden Mittelwerte und auch typische Schwankungsbreiten um das Mittel erfasst, neben anderen langfristigen Phänomenen, die im täglichen Rauschen untergehen würden. Als klimatologische Referenzperioden werden in der Regel Mittelwerte über 30 Jahre verwendet („das aktuelle Jahr ist um XY wärmer oder kälter als die Referenzperiode“). Bei der ZAMG gibt es dazu eine gute Zusammenfassung.  

Das Wetter hat natürlich einiges mit dem Klima zu tun, aber eben nicht von einem Tag auf den anderen, sondern nur als Durchschnitt über lange Zeit und große räumliche Ausdehnungen. Man bildet sich gern ein, dass man das Klima irgendwie spürt, aber „es ist schon wieder überall so wenig Schnee, das liegt am Klimawandel“ ist ein genauso schlechtes Argument wie „letztes Jahr hat es in Osttirol total viel geschneit, den Klimawandel gibt es nicht.“ Der Wetterblog hält sich aus der ganzen Klimadebatte ja meist lieber raus, ist aber der Ansicht, dass sich beide Seiten  mit solchen Aussagen keinen Gefallen tun, sei es nun ein Liftbetreiber, der in seiner Freizeit auf dem Weg zur nächsten Neuerschließen vom Aussterben bedrohte Hochalpenmäuse in Schweröl ertränkt, der Alpenverein oder Organisationen wie Jeremy Jones' Protect Our Winters.

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Literaturempfehlung fĂĽr Anspruchsvolle

 Der Wetterblog ist beim Durchstöbern des WWW auf die Dissertation einer Finnischen Europaabgeordneten gestoßen, die sich mit dem Klimawandel als politischem Prozess beschäftigt.  Es geht um Wissenschaftsphilosophie, das schwierige Verhältnis von Wissenschaft und Politik, die teils bis ins Absurde verzerrte öffentliche Debatte, die Kilmapolitik der EU und der UN und wie sie zustande kam und kommt, was falsch daran ist und so weiter. Das ganze ist lang, aber gut lesbar (zumindest häppchenweise) und hier  als PDF-File downloadbar. Im Nachwort (ab S. 291) findet sich eine drei Seiten lange Zusammenfassung der wichtigsten Schlussfolegrungen der Autorin. 

Hier ein paar Passagen, die der WetterBlog, ganz subjektiv, interessant findet:
Diejenigen, die wenig von der Technik verstehen, weisen eine höhere Technikgläubigkeit auf, als jene die mehr davon verstehen. („nachdem ich mich als intelligenter Freerider mit dem Thema  auseinandergesetzt habe, muss ich feststellen, dass mir auch mit einem Airbagrucksack unter Umständen noch einiges passieren kann“ vs. “Ich habe im Fernsehen gesehen, dass mir mit einem Airbagrucksack nichts passieren kann, daher kann mir mit einem Airbagrucksack nichts passieren und dir auch nicht.“ 

According to “certainty trough” theory, uncertainty decreases decisively when it comes to the intermediaries of information instead of its producers. Those who have the most superficial knowledge of technology have the most trusting attitude towards it. (MacKenzie 1998) ...

The “certainty trough” theory gives a helpful explanation of the climate change discussion: it is precisely the users and transmitters of information, such as journalists and politicians, that express the most certainty about all the details related to climate science.

Bezüglich der Umweltbewegung und etwas sehr plakativ formuliert: – das Gegenteil von gut ist gut gemeint:

I suggest that the (environmental) movement has, above all, failed in its strategy to combat climate change, but also quite often in its other environmental policies. Again, good intentions do not guarantee a wise strategy. The environmental movement regards economic growth as an enemy of the environment although practice has proven that in precisely those quarters of the world where economic well-being prevails and basic needs are satisfied, people are more interested in taking care of their environment. Poverty, in its turn, is the biggest environmental threat, although it has been romanticised in environmentalist rhetoric.

Und schließlich – alles nicht so einfach:

Combating climate change does not solve the problem of biodiversity, pollutants, poverty or energy shortage. ... we have created a political log-jam for ourselves, one to which we now offer a vision of the “mother of all solutions”. There is no such thing at all.

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