Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Wetterblog

WetterBlog 3 2016/17 | Aussichten und sonstiges

Milder und nass am Wochenende, dann Hochdruckblock

von Lea Hartl 15.11.2016
Nach dem heutigen Durchzug einer Warmfront dreht die Strömung auf Südwest. Während es im Norden bei Föhn teils sehr mild wird, setzen im Südstau Niederschläge ein. Zum Wochenende folgen weitere Störungen, die vor allem im Süden viel Niederschlag bringen, allerdings bei höherer Schneefallgrenze als zuletzt.

Aktuelle Lage

Nach den tiefen Temperaturen (und erfolgreichen ersten Skitouren) in den letzten Tagen spüren wir nun wieder stärkeren Atlantikeinfluss. Die heutige Warmfront ist in eine relativ zonale Strömung eingebettet und in der Höhe fließt milde Luft zu uns. Wenn es heute stellenweise zu Glatteis kommt, liegt das daran, dass der Regen in bodennahe Kaltluftseen fällt und dort wieder gefriert, nicht an den großräumigen Luftmassen. Am Donnerstag wölbt sich das Azorenhoch ein wenig nach Norden auf, die Westströmung verwellt wieder stärker und ein Trog schiebt sich über dem westlichen Mitteleuropa Richtung Süden. Die Anströmung im Trog-vorderseitig gelegenen Alpenraum bekommt dadurch eine Südkomponente. Am Freitag wird es zunehmend föhnig und im Süden nass, beziehungsweise irgendwann vermutlich überall nass, allerdings nicht sehr kalt. Am Samstag folgt eine weitere Störung, die vor allem für die südlichen Ostalpen erneut einiges an Niederschlag dabei haben dürfte, allerdings auch wieder nicht sehr kalt.

Wetterblog
presented by

Mittelfrist

Nach dem Wochenende sieht es wintertechnisch erstmal nicht besonders toll aus. Das Tief über dem östlichen Atlantik bleibt uns erhalten, allerdings blockiert ein massives Hoch im Osten dessen fortkommen. Vorderseitig wird warme Mittelmeerluft nach Norden geschaufelt. Dementsprechend drastisch auch die modellierte Temperaturänderung in Wochenfrist: In den Karten der Temperaturanomalien (wo ist es wärmer oder kälter als im langjährigen Mittel) ist der Wechsel von ganz schön kalt zu ganz schön warm in Mitteleuropa gut zu sehen. Früher oder später dürfte sich der Trog nach Osten vorarbeiten und dann kann sich die Situation auch schnell wieder drehen. Der Polarwirbel ist und bleibt für die Jahreszeit schwach ausgeprägt, mit mehreren markanten Tiefdruckzentren statt einem zentralen. Die positiven Temperaturanomalien über der Arktis sind weiterhin extrem, so dass es das Meereis derzeit sehr schwer hat.

Sonstige Fundstücke

Der WetterBlog ist auf ein interessantes Video des Bhutan Film Trust gestoßen, daher zum Abschluss ein kurzer Exkurs zu Glacial Lake Outburst Floods (GLOF, deutsch Gletscherlauf oder Gletscherseeausbruch): Am Zungenende von Gletschern können sich Seen bilden, die durch die Endmoräne aufgestaut werden. Derzeit tritt das häufig auf, da sich das Eis immer weiter zurückzieht, die Endmoränen aber stehen bleiben und das Schmelzwasser aufstauen. Wenn der Wasserdruck zu groß wird, bricht der Moränendamm und eine Flutwelle ergießt sich stromabwärts ins Tal. Wenn das Gelände unter dem Eis Übertiefungen aufweist, wo sich Schmelzwasser sammeln kann, kommt es auch unter dem Gletscher zur Bildung von Seen. Auch diese können ausbrechen und Zerstörung verursachen. Ein Beispiel hierfür ist der Tête Rousse Gltescher am Mont Blanc. 1892 kamen über 200 Menschen ums Leben als sich 200 000 Kubikmeter Wasser plötzlich vom Gletscher ins Tal und als riesige Schlammlawine in die darunter liegenden Dörfer ergossen. Das Wasser unter dem Gletscher sammelt sich immer wieder an, so dass im Laufe der Zeit weitere Ausbrüche drohten. Im Juli 2010 stellte man fest, dass sich 50 000 Kubikmeter Wasser aufgestaut hatten. Der Großteil davon wurde mit hohem technischen Aufwand abgepumt. In den darauf folgenden Jahren ging es ähnlich weiter und der Tête Rousse Gletscher ist inzwischen eine Art Musterbeispiel dafür, wie man das GLOF Problem mit moderner Technik und einer Kombination aus Hightech Warnsystem und massivem Maschineneinsatz bekämpfen kann.

Im Himalaya gibt es ebenfalls zahlreiche als gefährlich eingestufte Gletscherseen. Auch hier findet intensives Monitoring statt, allerdings stehen meist nicht die Ressourcen zur Verfügung, um schwere Maschinen hinauf zu schaffen. Immer wieder kommt es zu massiven Schäden durch GLOFs. Das folgende Video begleitet einen jungen Mann aus Bhutan, der sich zusammen mit 350 anderen auf den beschwerlichen Weg zum Thorthomi See macht, um dort in wochenlanger Handarbeit den Moränendamm abzugraben, so dass mehr Wasser abfließen kann. Innerhalb von drei Jahren konnten drei Teams aus hunderten von Arbeitern den Wasserstand im See um 368cm senken und so die Gefahr eines katastrophalen GLOF reduzieren.

Vorsicht: der Film zeigt auf langsame Weise langsame und mühsame Arbeit. Der WetterBlog findet das ziemlich eindrücklich, vor allem im Vergleich zur Vorgehensweise in den Alpen, ist aber nichts für Ungeduldige.

Fotogalerie

Ähnliche Artikel

Kommentare

Wetterblog
presented by