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Abenteuer & Reisen

Eingeschneit! Ein Wintertrip durch Griechenland

Kaum zu glauben, aber wahr: mehr Schnee als uns lieb war…

von Christian Skala • 17.12.2013
Skifahren in Griechenland, was ein Schmarrn…! Das war das Erste, was ich dachte, als Andy mir vom Skifahren in Griechenland erzählte. Als er mir dann aber beeindruckende Fotos zeigte war klar: da sollten wir mal irgendwann hin!

Skifahren in Griechenland, was ein Schmarrn…! Das war das Erste, was ich dachte, als Andy mir vom Skifahren in Griechenland  erzählte. Als er mir dann aber beeindruckende Fotos zeigte war klar: da sollten wir mal irgendwann hin! Nach Jahren war es dann soweit, die Schneelage passte, als buchten wir spontan – und schon ging es nach Griechenland zum Skifahren…  Im Schneechaos starteten wir zu dritt von München nach Saloniki. Dort angekommen wurden wir von Michalis (griechischer Spitzenbergsteiger), den Andy bei seinem letzten Besuch kennengelernt hat, abgeholt. Michalis wollte uns auf unserer Reise begleiten. Alles wurde also in sein Auto gepackt und wir starteten unseren ungewöhnlichen Trip!   


                        Wintertrip Griechenland

So ging es bei angenehmen Temperaturen zu unserem ersten Stopp nach Vasilitsa. Nach etlichen Stunden Fahrt mit einem kurzen Zwischenstopp bei der Feuerwehr, um unsere Airbag Kartuschen aufzuladen, fuhren wir den Pass nach Vasilitsa hoch, und schnell änderte sich zu unserer großen Freude die Landschaftsfarbe von braun auf schneeweiß. Damit war es bewiesen: Es gibt Schnee in Griechenland und nicht zu wenig! Unsere Euphorie stieg während der Fahrt demnach stetig an. Schließlich kamen wir an einer sehr gut besuchten Lodge mit vielen Partyleuten an, wo wir die nächsten Tage nächtigten. Reingekommen, uns kurz vorgestellt und sofort waren wir integriert. Viele Fragen erwarteten uns, denn niemand konnte nachvollziehen, was uns nach Griechenland zum Skifahren lockte! "Die Alpen sind doch ein Skiparadies, wir verstehen euch nicht usw." Wir konnten jedoch sehr schnell unsere Motivation für diese Reise erläutern: Es sind hier in Griechenland viel weniger Leute unterwegs im Vergleich zu den überfüllten Alpen und es war für uns eine große Spannung und Herausforderung was uns alles erwarten wird. Zudem gilt der Grieche als sehr freundlicher Gastgeber, was ein nicht zu vernachlässigender Grund für unsere Reise war. Darüber freuten sich alle Einheimischen natürlich sehr und wir selbst freuten uns, dass wir sofort so herzlich aufgenommen wurden! Nach einem intensiven ersten griechischen Essen mit sehr viel Fleisch von Lamm und Schwein, das sofort nachgeliefert wurdee, sobald es sich dem Ende zuneigte, und zahlreichen Bieren ging es dann mit vollem Magen in den benachbarten Camper zum Nächtigen (in der ersten Nacht war die Lodge nämlich bereits voll).

Weitere Fotos aus Karpenisi in der Gallery


Am nächsten Morgen: Der Kater war vorbei und wir wollten natürlich so schnell wie möglich das Gelände bei Tageslicht sehen. Sehr, sehr viel Schnee - aber Moment:  warum regnet es eigentlich gerade? Na toll, warum muss ein Tief aus dem Süden genau wenn wir da sind kommen? Egal, so gingen wir bei Regen mit einem griechischen Local auf unsere erste Erkundungstour mit durchwachsenen Schneeverhältnissen. Zum Glück wurde es aber etwas kälter und die Schneefallgrenze sank wieder und es fiel Schnee anstelle von Regen. Am nächsten Tag schien schließlich sogar die Sonne und es gab Neuschnee! Also starteten wir schnell zu den Liftanlagen. Und ja, es war fein, sehr fein! Freeriden im Skigebiet ohne den gewohnten Massenauflauf. Wo gibt es das noch in den Alpen? Nach den ersten richtig guten Abfahrten ließ man den Tag mit einer Gruppe von Schweizern, die auch gerade zufällig in der Ecke waren, bei einem legendären Apresski- Abend ausklingen. Die Schweizer und wir feierten mit Einheimischen bei griechischer Volksmusik. Es wurde Sirtaki getanzt und der ein oder andere Tsipouro getrunken. Keiner blieb sitzen oder suchte den Weg nachhause. Hört sich etwas seltsam an, war aber extrem lustig. So waren am Tagesende alle zufrieden und werden sich noch lange an diesen legendären Abend erinnern. 

Die griechische Gastfreundlichkeit ist generell einfach sensationell und das Essen der Wahnsinn. Wir durften jeden Tag mit den Locals zum essen fahren und bekamen die feinsten Sachen: Fisch, Lamm, Schwein, Suppen bis wir uns die Bäuche mehr als voll geschlagen hatten. Das Essen kam immer direkt aus der Region und war dementsprechend frisch und schmeckte einfach entsprechend gut. Nur das Beste für unsere Freunde! Es ist beeindruckend, dass die Griechen trotz der finanziellen Probleme ihres Landes nichts von ihrer Gastfreundlichkeit verloren haben. Am liebsten hätten sie alle unsere Spesen übernommen. Besonders bei sehr guten Schneeverhältnissen lohnt sich ein Abstecher nach Vasilitsa. Mit Liftunterstützung und Fellen lassen sich sehr nette Sachen machen. Nach ein paar Touren bei immer wechselnden Wetterverhältnissen brachen wir aber unsere Zelte ab und machten uns auf eine längere Reise nach Karpenisi.  Auf der Fahrt konnte man die finanziellen Probleme Griechenlands ganz deutlich sehen: Unzählige Verkaufsschilder standen an der Straße - von Häusern bis hin zu Traktoren konnte man nahezu alles erwerben. Gelegentlich konnte man sogar eine Anhäufung selbst zusammengeschusterter Hütten sehen, in denen sich sozial Schwächere ansiedelten. Die Griechen, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben, sind sehr offen mit diesem Thema umgegangen und haben auch dementsprechend unsere Fragen beantwortet. Viele Leute - auch Akademiker - finden nach dem Studium derzeit keinen Job und haben beschlossen das Beste aus ihrer Situation zu machen, nämlich das zu machen, worin sie ihre Visionen sehen. Die Leute, die wir trafen, arbeiten beispielsweise in den Skigebieten, verdienen dort soviel Geld, dass die Übernachtung und Verpflegung über die Saison abgedeckt ist und gehen Skifahren.


                        Wintertrip Griechenland

Nach einer Tagesfahrt kamen wir zu später Stunde in Karpenisi an. Im Ort selber lag so gut wie kein Schnee: Oje, wo waren wir hier nur gelandet? Zum Glück fuhren wir dann noch weiter die Passstraße hoch und es erschien recht bald eine weiße Mauer neben der Straße. Oben am Pass angekommen war auch nur ein paar Meter entfernt gleich unsere Berghütte. In dieser hingen zahlreiche Bilder von dem Gelände, das uns erwarten sollte und unsere Neugier wurde geweckt. Die ersten Tourenmöglichkeiten wurden uns bereits mitgeteilt und so hieß es für uns: noch schnell ein Bier und ab ins Bett! Wir wollten ja fit sein am nächsten Tag. Die Voraussetzungen waren gut: Blauer Himmel, Sonne satt und ein ansprechendes hochalpines Gelände. Die Bilder vom Vorabend versprachen also nicht zu viel. Schnell waren die Felle auf die Ski aufgezogen und es ging los. Eine sehr beeindruckende Flanke, die in ein Couloir überging, war unser erstes Ziel. Die Aussicht am Gipfel war ein Traum und die Abfahrt hatte es auch in sich: Steil, nicht zu breit, einfach traumhaft. So kamen die Felle gleich nochmals zum Einsatz und wir wählten diesmal eine sehr lange Abfahrt mit super Fernsicht die mit den letzten Schneeresten exakt bei einer Passstraße endete.  Dort wurden wir auch bald von unseren griechischen Freunden mit ein paar Erfrischungsgetränken abgeholt - ein willkommener Service! Daran könnte man sich glatt gewöhnen. Auf dem Weg zurück zur Hütte konnten wir bereits ein mögliches Ziel für den nächsten Tag erkennen. So ging es am nächsten Tag voller Euphorie ein paar km mit dem Auto zu dem Objekt der Begierde. Leider wurde das Wetter im Laufe der Tour schlechter und der Aufstieg immer anstrengender. Die Sonne verschwand und machte den süd- westseitigen Anstieg, der immer härter und eisiger wurde, zur Geduldsprobe. Mit Steigeisen am Gipfel angekommen war nicht nur die Sonne verschwunden, sondern auch die Sicht schon etwas eingeschränkt. Zudem pfiff ein unangenehmer Wind am Gipfel. Schnell abfahren war das Motto. Leider litt diesmal der Abfahrtsspaß etwas durch das Wetter, was der sehr schönen Tour aber kaum Abbruch getan hat. 

An unserem letzten Abend in Griechenland fand eine Dynafit Veranstaltung statt, bei der wir den Trip mit unseren griechischen Freunden ausklingen lassen wollten. Doch plötzlich ereilte uns die Nachricht, dass der Pass zur Hütte zeitnah aufgrund von Neuschnee und Wind geschlossen wird. Damit war der Gemütlichkeit ein Ende gesetzt und jetzt lautete das Motto: Möglichst schnell zu den Autos und hoch zur Hütte! Schon bald stellten wir fest, dass die Nachricht tatsächlich ihre Berechtigung hatte! Schnell kam man nur noch mit Allrad oder Schneeketten weiter und ein starker Wind wehte. Noch rechneten wir nicht mit dem Schlimmsten. Am nächsten Tag packten wir also unserer Sachen, aber es wurde uns recht schnell mitgeteilt, dass heute der Pass wohl nicht öffnen wird! Das kann doch nicht sein, ist das definitiv so? Wir müssen doch zum Flughafen! Nach den ersten Schockminuten und ein paar Blicken vor die Hütte wurde uns recht deutlich vor Augen geführt, dass wir ein "kleines" Problem haben. Nach vielen Telefonaten fanden unsere griechischen Freunde aber eine Lösung für uns: Am späteren Nachmittag könnte es ein Wetterfenster geben, in dem wir die Passstraße mit unserem Gepäck auf Ski so weit abfahren könnten, bis kein Schnee mehr liegt und dort sollte dann ein Taxi auf uns wartet, das uns zum nächsten Bahnhof bringen kann. Von dort aus könnte man weiter mit dem Zug nach Athen reisen. Nach kurzer Beratung in der Gruppe stand unsere Entscheidung fest: das wollten wir probieren! Den Flug konnte man auch glücklicherweise gerade noch umbuchen. Es ist schon etwas seltsam wenn man seinen Chef anruft und mitteilt, dass man am Montag wahrscheinlich nicht in der Arbeit erscheinen wird, da man in Griechenland eingeschneit ist (das glaubt einem ja keiner)... Dann war es auch schon soweit: Das Wetterfenster kam, man musste sich also schnell verabschieden und los ging die ungewöhnliche Skiabfahrt mit Gepäck zum Taxi. Wir wurden beim Transport des Gepäcks wieder unterstützt und die Griechen fuhren mit uns bis zum Taxi ab und gingen anschließend mit den Fellen wieder zurück zur Hütte. Nach einer sehr schnellen Taxifahrt (der Taxifahrer hatte einen Stahlfuß) kamen wir irgendwann mit Skikleidung und Skischuhen im Niemandsland an. Dort bekamen die Leute große Augen und machten einen riesigen Bogen um uns und unseren Equipment. Nach einer längeren Zugfahrt kamen wir dann kurz nach Mitternacht am Flughafen in Athen an.

Weitere Fotos aus Vasilitsa in der Gallery


Fazit: Eine Woche Skifahren in Griechenland, superfreundliche Leute, feines Essen, tolles Gelände und kaum Leute auf Ski, zudem viele einmalige Erlebnisse. Ein klasse Trip und hoffentlich nicht der letzte in dieses Land…

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