Ich bin zum Winterstart letztes Jahr nach Japan geflogen. Die Saison startet dort meist Anfang Dezember, auch wenn zu dem Zeitpunkt noch nicht viel Schnee liegt und vieles von dem Bambus, der im Sommer die Berge übernimmt und zu dichtem Urwald verwuchern lässt, noch nicht bedeckt ist. Am Anfang fragt man sich tatsächlich: „Wo zur Hölle soll man hier Skifahren können?!“ Aber der Schnee kommt. Und er kommt in großen Mengen. Und dann wird auch all der Bambus langsam zu Boden gedrückt und gibt endlose Wege zum Freeriden frei.
Eine kurze Hintergrundinfo, für alle, die hier erst einsteigen: Wir PowderGuidler Jojo und Klara haben von Dezember bis März in einer Ski- & Guiding-Schule als Ski-Tecs in Furano gearbeitet, haben Equipment gewartet und verliehen. Im Anschluss waren wir weitere drei Monate mit dem Auto unterwegs, sind bis ganz in den Süden Japans nach Miyazaki gefahren und waren neben ein paar Ausflügen in die Städte, die Berge von Nagano und zum Fuji, surfen. Den Winterteil habe ich dokumentiert, die Links zu Artikel 1, 2 und 3 findet ihr hier.
Arbeiten und Wohnen
Wir haben uns selbst um das Visum gekümmert und das hat uns den Zugang zu Jobs definitiv erleichtert, weil die Firmen die Arbeit nicht für einen machen mussten. Wir waren mit dem Work-and-Travel-Visum dort, welches man bis 30 Jahre bekommt. Wer über 30 ist und trotzdem eine Saison in Japan verbringen will, sollte sich aber nicht abschrecken lassen! Es gibt auch die Möglichkeit mit einem „Sponsored Visa“ in Japan zu arbeiten. Das organisiert dann das Unternehmen, bei dem man arbeiten will, für einen. Die Wahrscheinlichkeit, das zu bekommen, ist relativ hoch, da die Skifirmen auf Tourismus ausgelegt sind und sich über internationales Personal freuen.
Vorab wurde für uns über die Arbeit die Bleibe organisiert. Zudem gab es ein geteiltes Firmenauto und anfangs auch ein paar Firmenevents zum Kennenlernen und Fahrtraining für Linksverkehr. Jojo und ich haben, wie schon erwähnt, im Skiverleih für ein privates Guiding Unternehmen gearbeitet. Dort haben wir uns zu zweit einen Vollzeitjob geteilt (eher eine Seltenheit!) und hatten somit jeder 2,5 Tage pro Woche zu arbeiten, und zwei Tage gemeinsam frei. Wir hatten feste Stunden und Tage und somit ein planbares Gehalt. Bei vielen der Guides und SkilehrerInnen war das jedoch anders. Die Stunden für SkilehrerInnen und Guides sind abhängig von der Auslastung der Buchungen. Das heißt zu bestimmten Zeiten richtig viele Stunden die Woche, dann sah es aber auch mal eher mau aus. Oder eben morgens zwei Stunden und dann am Nachmittag nochmal zwei. Ein ganzer Tag Arbeit, aber nur relativ wenige Stunden. Wer will kann natürlich in der Off-Time Fahren gehen. Aber die Arbeitsstunden sind eben schwieriger kalkulierbar. Viele haben sich daher in der Gastronomie einen Zweitjob gesucht, der jedoch deutlich schlechter bezahlt war. Wenn man gerne Touren unternimmt, zwischendurch ein anderes Skigebiet besuchen oder einfach die Umgebung erkunden möchte, kann die Planung durch Abrufbarkeit für mögliche Unterrichtsstunden auch mal mühsam werden. In einigen Skischulen hatten die SkilehrerInnen nur zu Hochsaisonzeiten wie Weihnachten und dem chinesischen Neujahr ausreichend Arbeit (dann aber zwei bis drei Wochen jeden Tag auf Skiern), während im Januar nur wenige Stunden angefallen sind. Genaue Vertragliche Abmachungen können hier hilfreich sein.
Auch die Wohnsituation vor Ort kann ganz unterschiedlich ausfallen. Man sollte sich bewusst sein, dass das Teilen von Zimmern mit Fremden gängige Praxis ist, enge Apartments oft mit zu vielen Menschen belegt sind und die Privatsphäre eingeschränkt sein kann, da viele Personen auf kleinem Raum zusammenleben. Wir hatten richtig Glück und ein ziemlich großes und schönes Haus, direkt an den Skiliften von Furano. Jojo und ich haben uns ein Zimmer geteilt, andere Zimmer waren doppelt belegt und gegen einen Aufpreis gab es auch Einzelzimmer. Das Wohnen ist aber nicht günstig. Wir haben 60.000 YEN gezahlt, das sind ca. 400 Euro pro Kopf für ein geteiltes Zimmer, die vom Gehalt abgezogen werden. Jap, wohnen in Japan ist nicht günstig.
Am Anfang war es bei uns im Haus ruhig und gemütlich, über die Saison wurden jedoch immer mehr Leute eingestellt und irgendwann waren wir statt zu sechst zu zehnt. Das war dann mit einem Bad, einer Toilette und einer Küche etwas schwieriger. Trotzdem, im Schnitt haben wir wirklich gut abgeschnitten und uns wohl gefühlt, wir haben noch ganz andere Zustände bei den Unterbringungen erlebt.