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Abenteuer & Reisen

Kanada ruft – Ein Winter und Sommer in den Kootenays | Teil I

Skifahren in Übersee: Vorbereitung, Anreise und Unterkunft

13.11.2025
Hannes Hemper
Im Januar 2024 war es endlich so weit: Ich flog auf einen anderen Kontinent. Endlose Weiten, Tal um Tal. Auf den ersten Blick sah es gar nicht so anders aus: Berge, Bäume, Schnee. Aber wo sind eigentlich die Dörfer? Nach einer achtstündigen Fahrt gab es gerade mal drei richtige Ortschaften. Und dann: Nelson am Kootenay Lake. Ein kleines Juwel, voller Liebe – und noch mehr Schnee.

Warum Nelson?

Ich, Hannes, sitze in Innsbruck an meiner Bachelorarbeit und träume bereits von der nächsten Lebensetappe. Schnell wird klar: Es soll die erste große Reise in den Winter werden. Kanadas endlose Natur, die Schneesicherheit und unzählige Skifilme haben meine Leidenschaft entfacht.

Abends treffe ich mich mit meinem Kollegen Florian auf ein Bier. Wir setzen uns an den Laptop, durchstöbern Foren und schmieden Pläne. "Welcher Ort?", "Wie wollen wir leben?"

Durch Kontakte von Freunden in Chile und Florians Kanada-Erfahrung vor fünf Jahren kristallisieren sich zwei Optionen heraus: Terrace oder Nelson.

Terrace liegt weit im Norden, ist abgeschieden und bietet einen familiären Lift sowie endlose Tourenmöglichkeiten. Nelson ist eine kleine Hippie-Stadt mit Cafés, Tanz-Events, Konzerten und dem Hausberg Whitewater. (Sam Kuch nennt ihn sein „Homeresort”.)

Am Ende wollen wir nicht nur powdern, sondern auch ein soziales Leben haben und vielleicht einen kleinen Film drehen. Entscheidung gefallen: Nelson.

Dann stellt sich die nächste Frage: Wohnung oder Camper? Ein Freund findet über Facebook eine WG, wir dagegen entscheiden uns für die Wohnmobil-Variante. Das ist flexibler, günstiger und perfekt für Roadtrips nach Revelstoke oder Kicking Horse. Monate vor Abflug steht der Grundplan.

Vorbereitung von Zuhause

Die Vorbereitung auf unser Kanada-Abenteuer ließ sich grob in vier Abschnitte gliedern: Visa, Geld ansparen, Flug und Kontakte sammeln.

Visa beantragen

Für Schneebegeisterte unter 30 gibt es das Working-Holiday-Visum. Die Bewerbung läuft komplett online, man braucht allerdings einiges an Bürokratie-Ausdauer. Sehr hilfreich fand ich dabei Klaras Artikel über ihren Japow-Trip sowie diese Anleitung.

Tipp: Frühzeitig bewerben! Man muss seine Fingerabdrücke in einem kanadischen Amt (z. B. Berlin oder Wien) abgeben, und die Termine sind schnell voll.

Wie viel Geld braucht man?

Die Frage aller Fragen: Wie viel Startbudget ist realistisch?
Wir haben uns vorgenommen, jeweils 8.000 € mitzunehmen. So wollten wir die ersten Monate überbrücken, ohne direkt arbeiten zu müssen, und uns voll auf den Sport und unseren Film konzentrieren.

In unserem Budget enthalten:

  • Saisonpass für Whitewater: ca. 1.000 €

  • Kauf eines Wohnmobils, damit wir flexibel wohnen und Roadtrips unternehmen konnten

Gespart haben wir ganz klassisch mit Nebenjobs:

  • Ich hatte das Glück, für K2 die Testevents zu betreuen und bei einem lokalen Skibauer mitzuarbeiten.

  • Florian konnte noch die Wiesn in München mitnehmen – perfektes Timing Ende September, kurz vor seiner Abreise.

Natürlich gibt es auch jede Menge klassische Jobs für Skibums, die man sich schon vorab sichern kann:

  • Liftie bei einem Resort wie Whitewater

  • Night Janitor bei dem Resort – der perfekte „Powder-Job“, weil man tagsüber frei hat

  • oder auch die Baldface Lodge (vom Tellerwäscher bis zum Allround-Helper).

Mehr zur Jobsuche und Finanzierung vor Ort schreibe ich im entsprechenden Abschnitt.

Den besten Flug finden

Die günstigste und einfachste Verbindung nach Kanada ist oft mit Westjet über Paris nach Calgary oder Vancouver. Dort findet man nicht selten Angebote um die 200 € inklusive Gepäck.

Mit dem TGV kommt man außerdem schnell und entspannt von München oder Stuttgart nach Paris.

Für die Suche habe ich am liebsten Google Flights im Inkognito-Modus genutzt. So erhält man einen guten Überblick über verschiedene Tage und Preise.

Mein eigener Flug war 1 Monat vorher für 350 € gebucht. Hätte ich den Flug 10 Tage später gebucht, wären es nur 200 € gewesen. Fazit: Es reicht aus, etwa zwei Monate vorher zu buchen, um ein gutes Angebot zu erwischen.

Kontakte sammeln

Unschlagbar wichtig ist es, Leute vor Ort zu kennen. Freunde von Freunden, Familie, Bekannte – jede Verbindung zählt. Wir haben schon Monate vorher unsere Fühler ausgestreckt und so ein kleines Netzwerk mit Kontakten in Vancouver, Revelstoke und Whistler aufgebaut. Alle haben uns Tipps gegeben, die man in keinem Reiseführer findet. Absolut empfehlenswert!

Packen und Anreise

Jeder muss selbst entscheiden, was er wirklich braucht – aber ich gebe euch hier mal einen Einblick in meine Gedanken, Ziele und Erfahrungen. Ziel war: Resort fahren, Touren in der Umgebung, Roadtrips und anschließend der Sommer.

Ich hatte Handgepäck plus zwei Aufgabegepäckstücke à 24 kg.

Ski & Tourenausrüstung

  • Powderski mit CAST-System: 114 mm+, Felle; ich hatte den Line Optic – nicht ideal für Whitewater mit viel Treeskiing, etwas verspielteres empfohlen.

  • Tourenski: 100–106 mm CAST-Second Kit, Felle; so brauchte ich nur ein Vorderbackenpaar für beide Ski. Ein Ski war unmontiert, Löcher vorgebohrt.

  • 2 Skihosen: Touren- und Resortvariante

  • Jackenlayer: Shell, Daune, Fleece/Merino

  • Rucksäcke: Tourenrucksack 30+ l, Resort-/ABS-Rucksack 20 l

  • Schlafsack & Isomatte

  • Socken & Ski-Unterwäsche: 3 Paar Skisocken, 2 Sets Merino-Unterwäsche reicht völlig

  • Schuhe: ein Paar Ski-/Tourenschuhe + hohe Winterschuhe/ Line Apres-Booties 2.0 + Straßenschuhe

Dinge die man super vor Ort findet:

  • Walkie Talkie: Rocky Talkie – kein Netz in den Resorts, einfach auf Facebook Marketplace zu finden

  • Kleidung: Nelson hat unglaubliche Thriftstores – Hosen, Pullis, Outdoor-Artikel; Community verkauft via Marketplace

  • Snowboard-Ausrüstung ausleihen: Community extrem hilfsbereit. Mein Kollege hatte sein Equipment zwei Monate lang auf dem Postweg verloren und konnte dank eines Facebook-Posts sofort ein Board und eine Jacke ausleihen.

Anreise & erste Schritte

  • Flug: Stuttgart → Paris → Vancouver

  • Work Permit

    • Direkt nach Landung vor Ort fertigstellen

    • Unterlagen: Alle Formulare ausgedruckt + Auslandsversicherung mit Start- und Enddatum

    • Wichtig bei Zwischenlandungen in Kanada: Das Visum muss immer am ersten kanadischen Ankunftsort abgeschlossen werden. Wenn ihr z. B. erst in Calgary landet, genügend Zeit einplanen, bevor ihr weiterreist.

  • UBER vom Flughafen zum Hostel: 45 CAD (~27 €)

  • Übernachtung: 1 Nacht im The Cambie Hostel – 50 CAD (~30 €)

  • Handyvertrag: E-SIM bei Phonebox mit 75 GB für ca. 38 CAD (~23 €)

  • Tipp zu Weiterfahrt:

    • Öffentliche Verkehrsmittel nach Nelson sind rar: Ein Bus zweimal die Woche für ca. 160 €

    • Alternativen: Poparide (kanadisches Blablacar), was ich gemacht habe, für 80 CAD (~50 €).

Wohnmobil: Anschaffung und Leben

Unser Zuhause auf Rädern

Ich hatte das Glück, dass mein Reisepartner schon im Dezember geflogen ist und ich erst im Januar dazugestoßen bin. Hier sind seine Erfahrungen: Man sollte sich bei Facebook Marketplace umsehen und ein paar Tage Zeit mitbringen. In Vancouver selbst kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Uber sehr gut von Ort zu Ort. Schlussendlich haben wir einen Bus in Nanaimo auf Vancouver Island gefunden – ich war beim Anschauen per Video immer dabei. Wer mag, kann statt der Fähre auch Wasserflugzeuge nehmen, die auf die Insel fliegen. Das kostet als Student 80 € und ist ein einmaliges Erlebnis, meinte er.

Worauf wir geachtet haben

  • Zwei Schlafmöglichkeiten

  • Propan- oder Dieselheizung

  • Wenig Kilometer

So kam der „Bagel”, ein Ford E350 Winnebago, in unseren Besitz – ein amerikanischer Klassiker aus den 90ern. Wir haben ihn für 7.000 CAD gekauft. Da Florian Zeit hatte, haben wir zusätzlich in neue Reifen und Reparaturen investiert, sodass es am Ende 11.000 CAD oder ca. 8.000 € waren – also 4.000 € für jeden. Als Alleinreisender würde ich einen Chevy Astro Van oder einen Truck mit Camper-Aufbau empfehlen.

Das Leben im Bus

Nelson ist im Winter sehr zuvorkommend: Entweder kann man im Resort für 30 CAD pro Nacht mit Strom und allem Drum und Dran schlafen – was wir nur bei Neuschnee gemacht haben – oder man parkt einfach kostenlos am Flughafen. Die Lauflänge zum Wholesale-Supermarkt beträgt 3 Minuten und wir haben dort tatsächlich 2 Monate lang täglich gestanden.

Ins Resort kommt man super mit Freunden oder per Anhalter. Es gibt einen Parkplatz leicht außerhalb von Nelson und fast jedes zweite Auto nimmt einen mit hoch.

Duschen: Nelson hat ein tolles Rec Center mit Sauna, Fitnessstudio und Yogakursen. Die Kosten betragen 50 € im Monat, was sich sehr lohnt.

Kosten

Eigentlich nur Essen, Sprit und Reparaturen:

  • Essen: ca. 300 € pro Person im Monat, wir haben sehr gut gekocht, geht definitiv günstiger.

  • Propan-Tank für die Heizung alle zwei Wochen, ca. 40 CAD ~ 25€

Da wir viel an einem Ort standen, mit Freunden unterwegs waren oder getrampt sind, waren die Kosten insgesamt sehr gering. Nelson selbst ist nicht ganz so kalt wie beispielsweise Golden in British Columbia. Mit unserer Heizung und dem Winterschlafsack war es kein Problem, nur mussten wir darauf achten, dass die Wassertanks am Bus nicht einfrieren.

Ski-Klamotten trocknen

Wir haben alles im Bad aufgehängt und abends für zwei Stunden den Stromgenerator eingeschaltet. Dank eines Heizlüfters war dann alles schnell trocken.

Wäsche

Freunde, die man unterwegs schnell kennenlernt – oder einfach der Waschsalon.

Hund

Simba, Florians Hund, war natürlich auch dabei. Am Flughafen von Nelson gibt es einen „Dog Park“, wo man morgens oder nach dem Skifahren super spazieren gehen kann. Bei Skitouren war er natürlich mit von der Partie, aber im Resort durfte er leider nicht in den Lift – anders als in Österreich.

Learning & Tipps

Visum
Wenn ihr ohnehin plant, nach Berlin und Wien zu gehen, legt die Termine für den Visumsprozess zusammen. So müsst ihr nur einmal zum kanadischen Amt, wo man die Fingerabdrücke abgibt.

Anreise
Wenn man nicht unbedingt Vancouver sehen möchte, ist Calgary als Zielflughafen oft die bessere Wahl, um nach Nelson zu kommen – und auf jeden Fall deutlich schneller, wenn man nach Golden oder Revelstoke will. Also: gut planen!

Mobilität
Auch wenn ihr nicht im Van wohnen möchtet, ist ein Auto Gold wert. In Kanada sind die Entfernungen einfach ganz anders und gerade in BC ist das öffentliche Verkehrsnetz kaum nutzbar – es ist zwar möglich, aber kompliziert.

Jobs
Jobs in Lodges oder Skigebieten kann man gut schon im Voraus klären.


Skipass
Skipässe gibt es bis zum 1. Oktober im Vorverkauf günstiger. Ein österreichischer oder deutscher Studiennachweis wird akzeptiert – allerdings nur persönlich im Whitewater-Shop, nicht online.

Community
Geht auf lokale Events in der Stadt und lernt Leute kennen! Die Menschen in den Kootenays sind super hilfsbereit und vernetzen euch gerne weiter – so kommen die meisten Sachen von ganz allein zu euch: Jobs, Skitouren, Hot Springs usw.

PS: Skicontent kommt in Teil II. Also stay tuned!

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