Umso beruhigender ist dann der Anblick der Sierra Nevada aus dem Flugzeugfenster: Aus dem bräunlichen Umland erhebt sich eine einigermaßen stattliche, einigermaßen weiße Bergkette. Nicht gerade der Himalaya, aber für den ein oder anderen Turn reicht das auf jeden Fall.
Das Skigebiet
Der höchste Berg der Sierra Nevada ist der 3482 m hohe Mulhacén und auch das Skigebiet erreicht die durchaus beachtliche Höhe von 3300 m. Der Lift setzt einen knapp unterhalb des zweithöchsten Gipfels ab, dem Pico del Veleta. Veleta bedeutet Wetter- oder Windfahne, im Sinne der Figuren, die auf Dächern die Windrichtung angeben. Der Grund für die Namensgebung ist unschwer zu erraten: Anraum klebt an den Felsen und viele Hänge sind so spiegelglatt abgeweht, dass Schlittschuhe das passendere Sportgerät wären.
Die Wind- und Temperatur-bedingten Eisplatten der Sierra sind legendär. Es handelt sich nicht um die harmlosen, „Hoppla das war jetzt aber hart" Eisplatten, die man aus den Alpen kennt, sondern tatsächlich um erstaunlich massives Eis, das mit einer fahrbaren Unterlage nicht mehr viel zu tun hat. Entsprechend nimmt hier jeder, ob Winterwanderer, Kletterer, oder Skitourengeher selbstverständlich immer Steigeisen und Pickel mit. Lawinenausrüstung gilt tendenziell als überflüssiger Luxus. Skitourengehen ist im Allgemeinen eher ein Exotensport gegenüber der anscheinend sehr beliebten Tätigkeit des Gehens mit Steigeisen. Das wird sowohl in Form von Spazierengehen auf der Skipiste, als auch in technischerer Ausprägung in steilen, vereisten Rinnen im Hinterland ausgeübt.
Richtige Powdertage sollen schon vorgekommen sein, es ist aber wesentlich sinnvoller in der Sierra auf Firn zu spekulieren. Diesen haben wir auch relativ spät (Mitte April) in einer allgemein ziemlich schlechten Saison noch in ausreichender Menge und sehr guter Qualität gefunden. Die Eisplatten glänzen weithin sichtbar in der Sonne und waren bei uns leicht zu umgehen. Das Skigebiet ist von der eher großen, etwas chaotischen Sorte und erschließt viel leicht zugängliches, gut einsehbares, großteils offenes, mittelsteiles Gelände.