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Abenteuer & Reisen

Story | Freeride NZ - Ski & Bike

Warum nur Freeriden, wenn man auch Biken kann?

von Lukas Zögernitz 19.09.2016
Wer würde nicht gern dem Sommer in Europa entfliehen, um auf der Südhalbkugel den heiß geliebten Schnee zu finden? Aber irgendwie machen Sommeraktivitäten wie Biken ja auch Spaß. Warum sich also für nur eine Option entscheiden? Dass man in Neuseeland auch gut Biken kann, hat sich in den letzten Jahren bis nach Europa herumgesprochen. Wir haben unseren Ski-Trip ans andere Ende der Welt genutzt, um nebenbei die hervorragenden Trails Neuseelands mit dem Bike zu erkunden. Hier unsere Erfahrungen, die Vorteile eines kombinierten Bike&Ski Trips nach NZ und was ihr auf jeden Fall beachten solltet...

Mit einer Nord-Süd Ausdehnung der beiden Hauptinseln von ca. 1300 km (vergleichbar mit Hamburg – Rom) findet man in Neuseeland verschiedenste Klimazonen vor. Im warmen Norden laden oft schon weiße Strände zum Baden, während auf den Gletschern im Süden noch ideale Freeride Bedingungen herrschen. Die Schneegrenze ist mit ca 1500 Meter über dem Meeresspiegel auf der gebirgigen Südinsel recht hoch, verglichen mit Talhöhen von etwa 400 Metern. Eine vielversprechende Ausgangslage also, um auch während seines Freeride-Trips bei angenehmen Temperaturen einige gute Bike-Tage zu verbringen! Dazu kommt, dass die Schneeverhältnisse in Neuseeland stark variieren kann. Einige Down Days werden euch daher wahrscheinlich während eines Freeride-Trips ohnehin nicht erspart bleiben. Da bietet es sich natürlich an, die umwerfende Landschaft auf dem Bike zu genießen. In vielen Freeride Regionen stehen zudem eine Vielzahl von guten Bike Trails zur Verfügung, die auch im Winter oder Frühjahr meist gut befahren werden können.

Reisen mit Ski und Bike

Um während eures NZ Trips mit Ski und Bike unterwegs sein zu können, ist es sinnvoll zumindest ein Ausrüstungsset mitzubringen. Innerhalb der Freigepäcksmengen (meist ein Gepäckstück mit 23kg oder 30kg) ist es bei vielen Airlines kostenfrei möglich, als Gepäckstück ein Ski- oder Bikebag mit zu nehmen. Wollt ihr beide Ausrüstungen aus Europa mitbringen, wird es deutlich komplizierter und teurer. Details zu den Preisen für zusätzliches Gepäck sind bei den Fluggesellschaften vorab oft nur schwierig in Erfahrung zu bringen. Mit zusätzlichen Kosten von 200 € aufwärts für ein zweites Sportgepäckstück muss man aber rechnen. In jedem Fall solltet ihr vermeiden, dass zusätzliche Sportgepäck erst am Flughafen zu kaufen. Die Preise sind dann deutlich höher und im schlimmsten Fall kann die Fluglinie ablehnen, das Sportgepäck zu befördern (daher empfiehlt es sich auch in jedem Fall jedes Sportgepäck, auch wenn es Teil der Freigepäcksmenge ist, bereits im Vorfeld bei der Fluglinie anzumelden!).

Alternativ könnt ihr euch auch Bikes vor Ort ausleihen (Freeride Equipment kann natürlich auch ausgeliehen werden, es ist jedoch deutlich schwerer gutes und passendes Equipment – Boots! – zu finden). Im Hochwinter haben zwar viele Sportshops Verleih-Bikes nicht in den Schaufenstern, auf Nachfrage solltet ihr aber in allen größeren Skiorten auch im Winter Bikes ausleihen können (wir waren z.B. schon bei Torpedo 7 in Queenstown erfolgreich).

Wollt ihr euer eigenes Bike mitbringen, ist ein Bikebag empfehlenswert. Der Transport ist bequem und dank diverser Polsterungen und Schutzleisten auch meist sicher. Beachten sollte man bei der Planung das Eigengewicht der Bikebags. Selbst sehr gute Bags wie das Evoc Bike Travel Bag Pro wiegen 8 kg. In Kombination mit einem 13kg schweren Bike sind hier Freigepäcksmengen von 23 kg schnell überschritten! Leichter, aber weniger bequem und oft auch nicht ganz so sicher, sind einfache Kartons in denen die Bikes zu den Händlern geliefert oder beim Onlinekauf verschickt werden. Der Bike Händler eures Vertrauens ist hier eine gute Quelle. Ich habe auch schon kühne Reisende gesehen, die Ski und Bike gemeinsam in einen Bike Karton verstaut haben. Die Ski wurden dabei einfach oben auf das Bike gelegt und der über den Karton ragende Teil ebenfalls mit Karton eingepackt. Mit dieser Variante spart man sich ein zweites Gepäckstück, riskiert jedoch, dass das Gepäckstück nicht transportiert wird, oder dass man das zulässige Gewicht überschreitet. Bei entsprechender Freigepäcksmenge bieten sowohl Bikebag als auch Kartonschachtel genügend Platz um auch eurer restliches Bike Equipment zu verstauen.

Viele Teile eures Ski Equipments könnt ihr natürlich auch zum Biken verwenden: Rucksack, Rückenprotektor und Trinkflasche sind quasi universell einsetzbar. Ein Helm ohne Ohrpads oder Innenhandschuhe sind auch gut am Bike zu gebrauchen. Und wenn euch Style nicht das Wichtigste ist, sind Skisocken, eine lange Unterhose und eine Boardshort eine gute Ausstattung für kühlere Tage am Bike und auch eure Ski-Hardshell kombiniert mit einem Base Layer eignet sich gut zum Biken.

Will man seinen Aufenthalt in Neuseeland nicht an einem Ort verbringen, empfiehlt es sich, auch bei der Planung des Transports vor Ort (Tipps dazu findet ihr im einleitenden Artikel unserer Serie Freeride NZ) Ski- und Bikeausrüstung zu berücksichtigen. Einfacher wird die Reise durch das zusätzliche Equipment sicher nicht und eigentlich kann man nur die Option eines großen Campers mit Radträger empfehlen (Camper sind im Winter in NZ sehr günstig und ohnehin zu empfehlen). Auch wenn ihr das Equipment in einem kleineren Van oder ähnlichem unterbringt, bereut ihr diese Entscheidung spätestens, wenn ihr nach einem Tag auf Bike oder Ski mit dem gesamten feuchten Equipment eine Nacht im kalten Auto verbringen müsst.

Bike Knigge in Neuseeland

Biken ist in Neuseeland ein weit verbreiteter Sport. Wie so viele Dinge läuft auch das Biken etwas entspannter ab als in vielen Teilen Europas. Ein generelles Verbot zum Befahren von Forst- und Wanderwegen wie etwa in Österreich gibt es nicht. Einzelne Wanderwege sind aber (teilweise) für Biker gesperrt. Auf den "Great Walks" z.B. ist im Sommer recht viel los. Auch Fußgänger brauchen hier teilweise "Permits" um die Wanderungen unternehmen zu können. Daher sind diese Trails saisonal über den Sommer gesperrt, im Winter aber befahrbar (z.B. der Heaphy Track). Generell gilt: Das Angebot an Singletrails ist so groß, dass man gesperrte Trails und Tracks auch tatsächlich nicht befahren sollte.

Trails werden meist von Wanderern und Bikern gemeinsam genutzt. Ist die Benutzung exklusiv für eine Gruppe vorgesehen, wird dies über Schilder bekannt gemacht. Trails werden in Neuseeland oft in beide Richtungen, also zur Berg- und Abfahrt, genutzt. Es kann euch also passieren, dass euch auf dem Trail, den ihr über einen Forststrasse erreicht habt, bei der Abfahrt ein Biker bergauf entgegenkommt. Falls es bezüglich der Benutzung in beide Richtungen Einschränkungen gibt, wird darauf mit Schildern hingewiesen.

Die Benutzung der Meisten Trails ist in Neuseeland gratis. Oft werden die Trails aber von gemeinnützigen Vereinen gepflegt, die für die Benützung einen kleine Spende verlangen. Falls das der Fall ist, kann diese oft in einer "Honesty Box" hinterlegt werden. Auch in Bikeparks wird diese Methode manchmal außerhalb der Saison angewandt (z.B. Woodhill). Schutzausrüstung ist natürlich immer zu empfehlen und auch ein Skihelm ist besser als kein Helm. In manchen Bikeparks gilt aber auch zusätzlich zum Hausverstand noch die Regel No Helmet = No Ride (Woodhill!)

Bike Spots auf der Südinsel

Der Großteil der Freeride Spots ist auf Neuseelands Südinsel zu finden. Aber in den Southern Alps lässt es sich nicht nur gut Powdern - auch das Angebot an Singletrails und Bikeparks kann sich sehen lassen! Neben den langen, mehrtägigen Touren (einige von Neuseelands „Great Walks" sind im Winter und Frühjahr zum Biken freigegeben) finden sich vor allem um die touristischen Zentren Queenstown und Wanaka viele Spots mit Netzwerken aus Singletrails, sowie einige lange Abfahrten aus den Skigebieten (z.B. Remarkables Skifield Road, Mt. Hutt und Coronet Peak).

Queenstown

Die Institution in der Bikeszene Queenstowns ist der Queenstown Mountain Bike Club. Auf der Homepage des QTMBC findet ihr Infos und Karten zu Trails. Eine kleine Auswahl möchten wir euch kurz vorstellen. Wenn man die südliche Tourismushochburg Neuseelands im Winter erlebt hat, ist es schwer vorstellbar, dass im Sommer noch deutlich mehr los ist. Daher ist es eine gute Idee, die vielen Bikemöglichkeiten (Queenstown wäre einen eigenen Bike Urlaub wert) im ruhigeren Spätwinter oder Frühjahr zu erkunden. Fast unmittelbar im Zentrum befindet sich die Skyline Gondel, die Downhiller zum Start des Bikeparks bringt. Ist die Gondel im Winter für Biker nicht freigegeben, kann man auf einer Forststrasse problemlos zur Gipfelstation treten (um zum Fortweg zu gelangen, müsst ihr mit Blick auf die Talstation einem kleinen Weg nach links folgen). Oben gibt es eine Fülle von Trails in allen Schwierigkeitsgraden. Aus eigener Kraft auf den Berg zu treten kann sich durchaus lohnen, da durch das Bikeverbot in der Gondel weniger BikerInnen unterwegs sind und ihr oft ganz frisch gewartete Trails für euch alleine habt. Vom Bikepark aus kann man auch zum etwas weiter westlich gelegenen Freestyle Park gelangen. Hier gibt es Jumplines wie man sie aus den großen Parks der Alpen aus dem Winter kennt.

Sieben Meilen außerhalb von Queenstown in Richtung Glenorchy liegt der "7 Mile" Bikepark. Ein verzweigtes Labyrinth aus Trails lädt ein, die kleine Halbinsel am Lake Wakatipu zu erkunden. Die Höhenunterschiede sind nicht allzu groß, aber die Möglichkeiten scheinen unendlich. Leicht verliert man zwischen den natürlichen Trails, Anlegern und Northshores die Orientierung. Irgendwie kommt man dann aber immer wieder beim Parkplatz am Ufer des Sees an und kann die traumhafte Aussicht über den See zu den verschneiten Gipfeln am anderen Ufer genießen. Die Trails lassen sich beliebig kombinieren und wenn man mit dem Bike von Queenstown entlang des Uferradweges nach 7 Mile fährt, kann man hier leicht einen ganzen Tag hier verbringen. Aber auch für ein paar schnelle Runden nach dem Freeriden ist man hier gut aufgehoben.

Der Track Golddigger, gleich in der Nähe des 7 Mile Bike Parks, ist ein längerer Trail über Brücken und Bachquerungen, der durch einen typisch neuseeländischen Urwald führt. Wer nicht wie die Kiwis gerne auch den Trail nach oben radelt, kann das ganz einfach entlang der asphaltierten Straße Richtung Moke Lake machen. Der Trail selbst ist flowig, mit einigen kurzen aber intensiven Tretpassagen. Kombiniert ihr Goldigger mit 7 Mile erwartet euch ein ausgewachsener Biketag im Westens Queenstowns.

Wanaka

Neben Queenstown ist Wanka das zweite touristische Wintersportzentrum der Südinsel. Rund um den Lake Wanaka finden sich viele Möglichkeiten zum Biken: von gemütlichen Touren entlang des Sees, bis zu reinrassigen Downhillstrecken. Das bekannteste Gebiet ist der Sticky Forest. Das dichte Netzwerk an Trails ist direkt aus dem Ort erreichbar und bietet neben Trails in alles Schwierigkeitsgraden und den, fast schon obligatorischen, atemberaubenden Aussichten auch noch Wassertanks an zwei Trailstarts. Wer die Szenerie des Sees genießen möchte, kann dies auf dem Millenium Track tun. Der 23 km lange Trail führt entlang des Sees Richtung Skigebiet Treble Cone und Mt. Aspring Nationalpark. Auch auf dieser vermeintlich gemütlichen Tour am See entlang kommen fast 1000 Höhenmeter zusammen.

Auch abseits des Wintertourismus finden sich auf der Südinsel lohnenswerte Bike Spots. Etwas außerhalb des Zentrums, aber immer noch direkt angrenzend an das Stadtgebiet Christchurchs, liegen die Port Hills. In der sanften Hügellandschaft finden BikerInnen Bikepark-ähnliche Trails (ein Lift ist in diesem Bereich aktuell in Planung) und lohnende Panoramarunden. Vor allem die immer wiederkehrenden Ausblicke auf die Stadt und die Atlantikküste machen das Biken in den Port Hills zu etwas Besonderem. Nicht weniger besonders ist eine Bike Tour auf dem Queen Charlotte Track in den Malbourough Sounds ganz im Norden der Insel. Entlang des Single Trails erwarten euch immer wieder Postkartenausblicke auf die wunderschöne Küstenlandschaft mit ihren unzähligen kleinen Buchten und kristallklarem Wasser. Der 70 km lange Track kann in drei Etappen zurückgelegt werden. Verschiedene Anbieter bieten euch bei Bedarf alle Annehmlichkeiten, von Gepäcktransport bis Versorgung in den Hütten.

Bike Spots auf der Nordinsel

Nicht erst seit die Crankworks Serie hier halt gemacht hat ist Rotaroua in der Bike Szene ein Begriff. Die ausgedehnten Trails zwischen Farnen und geothermalen Quellen haben Rotarou zurecht zu einem der Bike Zentren in Neuseeland gemacht. Die Möglichkeiten scheinen unendlich. Die Auswahl ist so groß, dass das Gebiet in Teilbereiche unterteilt wurde um die Orientierung zu erleichtern. Hier kann man leicht ein paar Tage verbringen.

Nicht unterschätzen sollte man die Länge der einzelnen Runden. Zur Orientierung empfiehlt sich eine Karte aus den gut sortieren Verleihshops am Eingang zu den Trails. Wer mehr abwärts als aufwärts aktiv sein möchte, hat die Möglichkeit mit einem alten Bus zu shutteln, oder via Gondel zum "National Downhill" zu gelangen. 

Beginnt oder beendet man seinen NZ Trip in Auckland, lohnt sich ein Abstecher in den Woodhill Bike Park. Vierzig Minuten außerhalb Neuseelands größter Stadt findet man ein großes Netzwerk an Biketrails und einen Jump Track. Anders als auf vielen anderen Trails ist die Vegetation hier etwas lichter, was aber die Orientierung kaum leichter macht. Die Strecken in allen Schwierigkeitsgraden befinden sich entlang und zwischen breiten Forststraßen, die einen wieder zu einer der Karten des Bikeparks und dann auf den gewünschten Trail führen. Hat man nach dem Biken noch Energie, kann man am Rückweg nach Aukland noch einen Abstecher zum Muriwai Beach machen und sich ein paar Wellen auf einem der bekanntesten Surfstrände in der Umgebung Aucklands schnappen.

Fazit

Biken in Neuseeland ist großartig. Und auch im Winter ermöglichen das wärmere Klima auf der Nordinsel, sowie die allgemein hohe Schneegrenze auf der Südinsel meist das Befahren vieler Singletrails. Schafft man die Organisation von Ski und Bike Equipment (für einige wenige Tage kann man ruhigen Gewissens Bikes in NZ mieten), ist das Biken eine tolle Ergänzung für euren Freeride Trip oder eine willkomene Beschäftigung an Down Days!

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