Auf der Südinsel Neuseelands, inmitten des Southern Lakes District, liegt Queenstown. Die Kulisse mit klaren Seen vor verschneiten Bergen ist atemberaubend und die Sportmöglichkeiten sind vielfältig. Das ist schon lange kein Geheimtipp mehr und daher sind Queenstown und die Region sehr touristisch geprägt. Das hat Vor- und Nachteile. In jedem Fall bieten die Berge um Queenstown Freeridern viele Optionen und mit den Remarkables liegt eines der besten kommerziellen Skigebiete Neuseelands quasi vor der Haustüre.
Queenstown
Das 1861 gegründete Queenstown liegt direkt an den Ufern des Lake Wakatipu und ist mit rund 10.000 Einwohnern und als Hauptstadt des Southern Lake Distric mehr als nur ein klassisches „Skitown". Der Tourismus steht hier aber klar im Vordergrund: an allen Ecken gibt es Angebote für verschiedenste „Funsport"-Aktivitäten. Das kommt auch nicht von Irgendwo, rühmt sich Queenstown auch damit, die Geburtsstätte des Bungy Jumpings zu sein. Für viele Backpacker endet ihre Reise in Queenstown und ein letztes „großes Abenteuer" wie ein Fallschirm- oder Bungy-Sprung sind für viele Neuseelandreisenden fast schon obligatorisch, bevor man am stadteigenen Flughafen in den Flieger nach Hause steigt. Über den modernen „Event-und-Action"-Tourismus kann man denken was man will und auch der Vergleich mit Disneyland, der bei Gesprächen über Queenstown öfter fällt, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Bei allen Nachteilen bringt ein touristisch erschlossener Ort in jedem Fall einen Vorteil mit sich: es gibt immer etwas zu tun! Die Bars, Restaurants und Freizeitmöglichkeiten sind vielen vielleicht eine willkommene Abwechslung nach einem längeren Trip in den Bergen oder eine gute Möglichkeit, beim Warten auf den nächsten Schneefall etwas Ablenkung zu finden.
Ob man die diversen Sportangebote auch ausprobieren möchte, muss man selbst entscheiden, günstig ist das Ganze hier jedenfalls nicht (für einen Fallschirmsprung ist man locker einmal 200 € los). Aber es gibt auch günstige Alternativen. Auf der Halbinsel direkt im Ort befindet sich eine 18 Loch Disk Golf Anlage. Bei dem in Neuseeland sehr beliebten Sport geht es darum mit möglichst wenig Würfen eine Frisbey in dafür vorgesehene Körbe zu befördern. Disks kann man ausleihen oder um um die 20 NZD kaufen. Die Benützung der Anlage ist kostenfrei und wenn ihr ein Sixpack Bier dabei habt, findet ihr vielleicht sogar eine Runde Einheimischer, die auch mitnehmen und euch mit Tipps und Tricks zur Seite stehen.
Auch vollkommen kostenlos ist die sehr schöne Wanderung auf den Hausberg Queenstown "Ben Lomond" Die Wanderung auf den 1748 Meter hohen Berg ist nicht schwierig, nimmt aber doch einige Stunden in Anspruch. Belohnt wird man mit einem grandiosen Ausblick über die Seen und Berge der Umgebung. Je nach Schneelage kann man die Wanderung auch als Skitour angehen, wobei die ersten Höhenmeter aus der Stadt fast immer Schneefrei sind. Am Gipfel angekommen Ist das dem See zugewandte Face eine sehr anspruchsvolle Abfahrtsvariante, die euch in der Stadt den ein oder anderen anerkennenden Schulterklopfer einbringen wird. Auf dem Weg zum Ben Lomond passiert man auch die Bergstation der Skyline Gondelbahn. Diese ist aber nicht für Skibetrieb ausgelegt. Im Winter wird Sie hauptsächlich als Transportmittel zur Aussichtsplattform genutzt. Bei der Bergstation gibt es auch eine Art Sommerrodelbahn, den Ludge, den man nicht gleich als Touri-Blödsinn abtun sollte. Mit einigen Freunden und ein paar Runs kann schnell Mari-Kart-Feeling aufkommen und ihr jede Menge Spaß haben. Im Sommer wird die Gondel auch von Bikern genutzt, die sich im angeschlossenen Bikepark austoben. Queenstown ist, auch international gesehen, eine Bike-Metropole und ihr solltet auch im Winter die Chance nutzen einige der Trails zu erkunden. Da die Schneefallgrenze üblicherweise deutlich über der Stadt liegt, sind die Trails auch im Winter meist gut fahrbar. Der Wyneyard Freestyle Park ist legendär und Freunde von Singletrails kommen auf den Trails wie „Seven Mile" und „Golddigger" voll auf ihre Kosten. Aber auch die Trails direkt unter der Gondel sind empfehlenswert. Im Winter werden zwar keine Bikes transportiert, man kann aber auf dem Forstweg hochtreten und die Trails, die nicht gerade gewartet werden, nutzen. Bikes kann man in den vielen Sportgeschäften im Ort ausleihen. Informationen zu den Trails findet ihr beim sympathischen lokalen Mountainbike Club qtmbc.
Natürlich gibt es in der Stadt unzählige Restaurants und Bars. Hier sollte jede und jeder fündig werden. Bei den Bars lohnt es sich, die Preise zu vergleichen; diese variieren stark. Von den vielen typischen Bars, wie man sie auch aus europäischen Skiorten kennt hebt sich „The find"  positiv ab. Die Einrichtung ist kreativ und etwas hip, ohne einem dabei das Gefühl zu geben, als nicht ultra Hipster unerwünscht zu sein. Abends gibt es empfehlenswerte Burger und später kann man Cocktails aus Teekannen trinken und zu meist guter Musik abseits des Mainstreams das Tanzbein schwingen. Die aktuelle Nummer-eins-Attraktion in Queenstown auf Tripadvisor ist interesanter Weise auch ein Lokal. Fergburger st auf Grund einer langen Schlange vor dem Lokal kaum zu übersehen. Die Burger sind top und auch bei den Einheimischen sehr beliebt. Auch wenn die Wartezeit manchmal abschreckend wirkt, solltet ihr Queenstown nicht verlassen, ohne einen Fergburger probiert zu haben. Wenn ihr es gerne etwas gemütlicher habt und gute italienische Küche zu einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis schätzt, können wir euch Farellis und im Speziellen die Bolognese ans Herzen legen.
The Remarkables
Das Skigebiet „The Remarkables" liegt ca. 20 km außerhalb von Queenstown und ist nach der vom Ort aus gut sichtbaren Gebirgskette, den Remarkables benannt. Die vier Sessellifte des Gebiets (für Neuseeland ist das eine ganze Menge!) erschließen gutes Gelände zum Freeriden, weshalb es an guten Tagen auch schon einmal recht voll werden kann.
Neben den Freeride Runs bietet das Skigebiet noch zwei(!) Funparks: einen klassischen Park mit meist zwei Jumplines und einigen Obstacles und den Burton „The Stash" Park mit natürlichen Obstacles meist aus Holz. Für die Saison 2015 wurde das zentrale Gebäude mit Cafe, Ticket Büro usw. erneuert. 2015 kosten Tagestickets stolze 104 NZD! Auf Grund der Nähe zum touristischen Queenstown werdet ihr in den Remarkables mehr klassische Ski-Touristen aus Asien und Australien treffen als vielleicht in den Clubfields. Aber auch viele gute Locals schätzen die Möglichkeiten der In-Bounds-Freeride-Runs. Die Runs werden von der Skipatroul kontrolliert und freigegeben. Die meisten Lines sind über kurze Anstiege zu Fuß erreichbar. Die erforderlichen Bootpacks werden ebenfalls von der Ski Patroul angelegt. Queenstown Local Pete Oswlad meint zu den seinem Heimatberg: "Remarks is a little known freeride Mecca! While freeriders battle for fresh tracks at other NZ resorts with a freeride reputation, I smash fresh powder by myself for days after any storm with endless dreamy steep cliff laden runs with just short walks from lift access".
Die vielleicht berühmtesten Varianten finden sich in den sogenannten „Alta Chutes". Das sind relativ steile Rinnen, die nach einem Anstieg von der Bergstation des Shadow Basin Lift zum Lake Alta führen. Hier wurden schon oft die Final Runs der NZ Open abgehalten. Falls ihr die Chance habt zu der Zeit in den Remarkables zu sein, wenn die Freeride Open stattfinden, solltet ihr euch den Contest nicht entgehen lassen (voraussichtlicher Termin im Jahr 2015: 1. bis 6. September). Egal ob als RiderInn oder Zuseher: die Stimmung ist gut, es wird gegrillt und Bier getrunken und einige der jungen Kiwis werden euch sicher mit verrückten Lines, oft kommentiert von neuseeländischen Freeski-Größen wie Sam Smoothy, zum Staunen bringen Ihr könnt euch davon im Video des Bewerbs 2014 überzeugen).
Wenn die Schneeverhältnisse passen, ist der Homeward Run wohl eine der lohnendsten Varianten der Region. Ebenfalls vom Shadow Basin Lift gelangt man über eine lange Querung zum Einstieg in eine für neuseeländische Verhältnisse riesige offene Fläche, die an der Straße zum Skigebiet endet. Mit dem Shuttlebus des Skigebietes oder per Anhalter geht es dann wieder zurück zu den Liften. Wer gerne mit Tourenski unterwegs ist, kann die Remarkables auch als Ausgangspunkt für Touren verschiedenen Schwierigkeitsgrades nutzen. Gleich nach der Bergstation des Sugar Bowl Lifts gelangt man über den Grat in einen Bereich hinter dem eigentlichen Skigebiet in dem es Möglichkeiten für verschiedene kurze Touren gibt. Alpinistisch anspruchsvoll ist die Tour zum markanten Gipfel des Single Cone. Auch die Abfahrt hat es in sich und beinhaltet ernste Abschnitte, in denen ein Sturz böse Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Coronet Peak
Eine rund 20-minütige Fahrt von Queenstown entfernt befindet sich das Skigebiet „Coronet Peak" . Mit einer Höhendifferenz von fast 500 Höhenmetern und drei Sesselliften zählt Coronet zu den größeren Skigebieten in Neuseeland. Am einzigen Schlepplift im Skigebiet trifft man häufig alpine Ski-Teams aus Europa, die hier ihre Trainigs absolvieren. Alles in allem ist Coronet aber ein auf alpinen Skilauf fokussiertes Familienskigebiet, das durch die größte Kunstschneeanlage in Neuseeland auch relativ schneesicher ist.
Auch wenn das Skigebiet dafür nicht berühmt ist, gibt es dennoch einige lohnende Freeride Varianten, die ebenfalls, wie in Neuseeland üblich von Patrolern, gecheckt und freigegeben. Bekannt ist Coronet aber über die Grenzen von Queenstown hinaus für seinen Nachtskilauf. Dieser findet immer Freitag und Samstag zwischen 16:00 und 21:00 statt. Mit europäischen Nachtskilauf sind diese Abende aber kaum zu vergleichen. Die Pisten sind zwar nicht ausgeleuchtet wie bei einem FIS Nachtslalom aber die Stimmung ist deutlich cooler und das Publikum jugendlicher. Viele der Queenstown Locals nutzen das Night Ski um sich für die Party Nacht in der Stadt „warmzutrinken". Man darf sich hier nun nicht Menschenmassen vorstellen, die Mixgetränke mit zweifelhaften Namen trinken und zu schlechtem Schlagertechno grölen. Das Ganze läuft, wie vieles in NZ, etwas entspannter ab. Die DJs legen entspannte Electronic Musik auf, es gibt Getränke und Essensangebote (im Jahr 2014 kostete eine Pizza unter 10 NZ und ein Corona gabs bereits für 5 NZD) und das Skifahren steht immer noch im Vordergrund. Es werden einfach zwischen den Runs hin und wieder ein paar Drinks zu cooler Musik genommen. Daran könnte man auch in Europa gefallen finden.
Wenn ihr GlĂĽck habt, seid ihr gerade in der Gegend um Coronet, wenn eines der Nightski-Specials stattfindet. Bei der Date-Night zum Beispiel werden flirtwillige Singels jeweils zu zweit auf die Liftfahrt geschickt. Das gibt euch die Möglichkeit ein Date fĂĽr den späteren Abend in der Stadt klar zu machen und bei der anschlieĂźenden Abfahrt gleich auch noch zu klären, ob das potentielle Date auch auf Skiern eine gute Figur abgibt. In jedem Fall zahlt es sich aus, bereits gegen 16:00 Uhr am Berg zu sein, da der Sonnenuntergang vom Berg aus unbedingt sehenswert ist und ihr dann beim (kostenpflichtig) angebotenen Bagjump auch noch ein paar tolle SchnappschĂĽsse bei gutem Licht ergattern könnt. Â