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Bergwissen

Bergwissen | Frei Zeichen - Zeichensprache fĂĽr Freerider

Nonverbale Kommunikation am Berg – Damit der Partner auch Spaß dran hat

von Knut Pohl • 10.12.2019
Unmissverständliche Kommunikation ist am Berg essentiell, und zwar in allen Bereichen. Bei Planung und Sicherheit genauso, wie bei der Routenfindung. Wenn man allerdings keine Fledermausohren besitzt, findet man sich schnell außer Rufweite wieder. Hier kann es sehr sinnvoll sein, wenn man einheitliche Stock-Signale zur Kommunikation nutzt.

Für einen gelungenen Tag am Berg ist klare Kommunikation unumgänglich. Einerseits, damit wirklich alle auf einer Linie sind und sich verstehen. Andererseits ist auch der Sicherheitsaspekt der Kommunikation sehr wichtig. Sehr viele Unfälle, ungute Situationen und Frustrationsfaktoren können durch gescheite Kommunikation entschärft oder ganz eliminiert werden. Doch was tun, wenn der Kommunikationspartner außer Hörweite ist? Funkgeräte können hier sehr hilfreich sein. Aber oft geht es auch ohne Extraequipment –oder man hat es sowieso nicht dabei, wenn man es braucht.

Denn meist kommt die instinktivste Kommunikationsform spontan zum Einsatz: wildes Rumgefuchtel mit den Armen. Und Stöcken. Häufig klappt das ganz gut und vor allem schnell und unkompliziert. Aber die Gefahr ist, dass der andere nicht versteht, was man meint, weil man keine gemeinsame Sprache spricht. Wildes Herumwinken kann vieles heißen: von „He, mach mal ein geiles Foto von mir!“ bis zu „Achtung, über dir hat sich grad ein Schneebrett gelöst!“. Und bei der Wichtigkeit der Nachricht liegen da doch irgendwie Welten zwischen.

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Daher ist es extrem hilfreich, wenn man über ein Repertoire an Gesten verfügt, die klar definiert sind und welche die anderen auch verstehen. Dabei haben sich einige Stock-Zeichen herauskristallisiert, die sich bewährt haben, weil sie relativ instinktiv verstanden werden und sich klar voneinander abheben, und die wir euch hier bildlich erklären möchten. Dabei gilt –wie bei jedweder Kommunikation, vor allem in Bergregionen– Obacht! Dialektpressengefahr. Nicht alle verwenden die gleichen Stockzeichen und lokal kann es erhebliche Abweichung geben. Hüte dich vor dem expressionsgetanzten Äquivalent des Oachkatzerlschwoafs. Auch bei der nonverbalen Kommunikation gilt: reden ist Gold. Sprecht euch im Zweifelsfall vorher ab, welche Stockzeichen was bedeuten.

Hier nun ein paar Vorschläge zu den gängigsten und nützlichsten Stockzeichen. Wobei „Stockzeichen“ als Begriff in der heutigen Welt der political correctness ja schon irgendwie diskriminierend ist. Die meisten der hier vorgestellten Zeichen können in gleicher Form mit oder ohne Stöcke ausgeführt werden, bei manchen jedoch lohnt sich das Nachdenken über kleine Unterschiede zwischen stöckerner Kommunikation und der mit bloßen Händen/Armen.

Yes and No

Diese Körperhaltung, bei der die Arme/Stöcke schräg nach oben bzw. oben und unten abgespreizt werden und zusammen mit dem Oberkörper ein Y oder N bilden, sollte jeder kennen. Sie sind international in der ersten Hilfe zur Kommunikation mit Rettern weit verbreitet und klar definiert als: Y=“Yes, ich brauche Hilfe“ und N=“No, keine Hilfe nötig“. Daher sollte ihr Einsatz sich auch im Wesentlichen auf diese Bedeutung beschränken und davon abgesehen werden, sie am Berg zu anderen Zwecken zu gebrauchen.

Achtung / bereitmachen

Das wohl universellste Stockzeichen mit den meisten lokalen Abweichungen in der Bedeutung, und Grundbestandteil weiterer Zeichen: Mit einem senkrecht nach oben gestreckten Arm wird Aufmerksamkeit signalisiert. Das kann viele Zwecke erfüllen, vom einfachen „Schau zu mir“ bis zur Warnung vor Gefahren. Dabei wird im Stand der Arm senkrecht gehalten und der Stock verkehrt herum am Griff gegriffen, so dass er senkrecht nach oben zeigt. In der Fahrt bieten sich zwei Varianten an, damit man den Stock nicht umgreifen muss: meist empfiehlt es sich, den Arm so anzuwinkeln, dass die Faust über dem Kopf ist und der Stock vom Kopf aus senkrecht nach oben zeigt. Bei wenig Platz, z.B. im Wald, kann man auch den Arm gerade nach hinten ausstrecken, so dass der Stock hinter dem Rücken nach oben zeigt. Stocklose Fahrer haben das Problem nicht, sie können einfach den Arm genauso in die Höhe strecken, wie im Stand.

Dieses Zeichen lässt sich hervorragend mit dem anderen Arm erweitern (siehe unten).

Vor allem in Österreich wird dieses Stockzeichen auch häufig verwendet, um ein Losfahren oder Nachkommen zu signalisieren. Das halte ich für ungünstig, da das Stockzeichen zu intuitiv eingesetzt wird und schnell eine Handlung ausgelöst wird, die so nicht beabsichtigt war.

Zum Losfahren bietet sich eher eine aktive Bewegung, eine Trigger-Release-Kombination an: Man streckt den Arm zum „Achtung“-Signal nach oben und mit dem Absenken des ausgestreckten Armes wird das Losfahren ausgelöst, z.B. um mehrere Gruppenmitglieder nach einander mit Abständen in den Hang zu schicken.

Das Stockzeichen kann genauso als Antwort eingesetzt werden, in dem der andere es erwidert und mit senkrecht ausgestrecktem Arm Bereitschaft signalisiert und kurz vor dem Losfahren den Arm absenkt. Hervorragend, um sich z.B. beim Fotografieren zu koordinieren, oder wenn in Bereiche eingefahren oder gesprungen wird, die der Fahrer selbst nicht einsehen kann, ein Spotter aber schon.

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Okay / Nachkommen

Für klare Kommunikation hat es sich bewährt, dass ein positives Signal oder ein Trigger zum Nachkommen eine aktive Bewegung ist. Dazu lässt man den ausgestreckten Arm über dem Kopf kreisen. Ein klares Signal, dass sich vom oben beschriebenen „Achtung“-Signal abhebt und aktive Gestik benötigt.

Dieses Signal und die folgenden, im wahrsten Sinne des Wortes richtungsweisenden Signale, erlauben essentielle und effektive Kommunikation, gerade wenn es um Routenfindung in unübersichtlichem Gelände geht.

Halt / Nicht kommen

Dieses Stockzeichen ist wohl universell und leicht verständlich: Über Kopf gekreuzte Arme bedeuten halt oder stopp bzw. nicht nachkommen oder nicht hier durch fahren, und werden auch ohne Erklärung von fast jedem auf Anhieb verstanden. Idealerweise werden dabei die Unterarme deutlich gekreuzt. Auf weite Entfernungen sollte man unbedingt der besseren Erkennbarkeit halber die Arme über Kopf kreuzen, auf kurze Distanzen kann das auch vor dem Gesicht erfolgen. Mit Stöcken müssen nicht zwingend die Unterarme überkreuzt werden, da die Stockverlängerung ein deutliches X formt. Aber es empfiehlt sich, die Arme über Kopf deutlich anzuwinkeln, so dass mindestens die Hände an einander liegen, um eine Verwechselung mit dem „Y=Yes“ für alle auszuschließen. Die Stöcke allein sind aus weiterer Entfernung nicht immer klar erkennbar.

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Rechts/links halten

Hierbei wird wie beim „Achtung“ ein Stock/Arm senkrecht nach oben gestreckt, um Aufmerksamkeit zu generieren, während der andere Arm die Ausweichrichtung anzeigt. Bewegt man den seitlich ausgestreckten Arm noch leicht auf und ab, kann man die Aussage evtl. noch klarer und dringlicher gestalten. In jedem Fall sollte man immer von der Gefahr weg, bzw. in die Ausweichrichtung zeigen. Instinktiv zeigt man auch mal gerne auf die Gefahr, wie z.B. kleine Steine - nach dem Motto: „Achtung, da!“. Das sollte man aber zur Klarheit der Kommunikation unbedingt vermeiden.

Spur halten / Im Spurbereich bleiben

Um nachkommende Fahrer zu ermahnen, im Spurbereich der eigenen Spur zu bleiben –und dafür gibt es mannigfaltige Gründe, von Lawinengefahr bis hin zu schwer erkennbarem Bruchharsch, Steinen oder Felsabbrüchen– empfiehlt es sich, beide Arme ausgestreckt und grob im 45°-Winkel zu Boden zu zeigen. Das geht sowohl im Stand wie in der Fahrt gleich gut und hat im Gegensatz zu dem häufig verwendeten Stockzeichen, bei dem beide Arme nach oben ausgestreckt werden, den Vorteil, dass es nicht leicht mit anderen Zeichen, wie dem „Y=Yes“ zu verwechseln ist.

Throwing the windows down

Eine etwas andere Jubelpose gefällig, als das ständig gesehene und völlig abgenutzte Arme hochreißen und jodeln? Nimm die Stöcke an den Schlaufen (du hast aus Sicherheitsgründen keine? Tjä, Pech gehabt) und lass beide neben dem Körper rotieren. Schreie dabei wie ein brünftiger Koala.

Habt ihr noch weitere Stockzeichen, die ihr mit eurer Crew verwendet? Schreibt es uns in den Kommentaren!

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