Spaltenbergung ist eines der Themen, dass die meisten Tourengänger, Skibergsteiger und Freerider als sehr komplex empfinden. Dabei sind die Grundprinzipien eigentlich recht einfach und das Handwerkszeug dazu ebenfalls kein Hexenwerk. Hat man beides einmal verstanden, ist man eigentlich für alle Situationen auf dem Gletscher gewappnet. Heute möchten wir euch die verschiedenen Methoden zur Bergung vorstellen.
Dieser Teil der Spaltenbergung ist der, auf den sich die meisten Lehrschriften fokussieren – wenn sie denn überhaupt auf die anderen Bereiche eingehen. Und auch dann werden meist nur die Flaschenzugsysteme erklärt. Ist ja auch so schön strukturiert und daher mittels Buch gut erklärbar. Aber auch hier gilt, dass man mit Wissen, Grips, Erfahrung und dem nötigen Selbstbewusstsein, in stressigen Situationen brauchbare Entscheidungen zu treffen, sehr viel flexibler und der Situation angepasster reagieren kann, als wenn man nur Schema "F" im Kopf hat. Daher heißt der aktuelle Teil auch „Bergungsmethoden" und nicht „Flaschenzug". Warum, sollte bereits bei der ersten Bergungsmethode klar werden.
Herauslaufen
Es mag nicht das wahrscheinlichste Szenario sein; so unmöglich, dass man es nicht erwähnen sollte, ist es aber auch nicht. Gerade am Randbereich eines Gletschers kann es sein, dass die Spalte, in der der Gestürzte sich befindet, einen soliden, tragfähigen Boden aufweist und irgendwo zumindest soweit an die Gletscheroberfläche kommt, dass man – eventuell mit Hilfe der Kameraden von oben – heraus steigen kann. Dabei sollten in aller Regel nicht nur der Gestürzte, sondern auch die anderen Seilschaftsmitglieder weiterhin am Seil gesichert bleiben. Auch ist eine Fortbewegung in der Spalte nur dann ratsam, wenn der Boden der Spalte wirklich zweifelsfrei tragfähig ist, also aus solidem Eis oder mehrere Jahre altem Altschnee besteht oder die Spalte sich so verengt, dass ein tieferer Sturz ausgeschlossen werden kann. Gerade in der Gletscherspalte liegende, tiefere Schneebrücken können tückisch sein. Auch ein Sondieren des Bodens mit der Lawinensonde ist denkbar.