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Bergwissen

Bergwissen | Spaltenbergung Teil VI – Stereotypen als Beispiele

Welcher Typ bist Du?

von Knut Pohl • 26.03.2014
In sechs Artikeln zum kompletten Wissen rund um die Notfallbergung aus der Gletscherspalte…

Fünf Artikel lang wurde irgendwas behauptet von „eigentlich einfach" und „gar nicht komplex" während der Text mit Detailwissen bis zum Bersten angefüllt war – wenn da mal nicht irreführende Werbung betrieben wurde. Na gut, wir geben es zu: Spaltenbergung ist ein komplexes Thema mit vielen Details. Allerdings nur, wenn man alles dazu umfassend wissen will. Und dazu besteht eigentlich kaum Anlass. Man kommt sehr gut mit einigen wenigen der Vorgestellten Techniken aus, wenn man will. Man muss nicht jede mögliche Technik beherrschen und jedes Material haben, um eine gelungene Spaltenbergung durchzuführen. Heute stellen wir euch als Beispiel fünf Stereotypen vor, um euch aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, Wissen und Material zu fokussieren und zu kondensieren. Zusammen mit dem vorher behandelten Wissen, sollte es euch so leicht fallen, den optimalen Weg für euren Einsatz am Berg zu finden.

GrundausrĂĽstung

Egal, fĂĽr welche Materialzusammensetzungen man sich entscheidet, ein paar Sachen braucht es immer als Grundlage: individuelles Material: (Alpin-)Gurt, Handschlaufe
bei Einzelabfahrt: Nabelschnur mit Verschlusskarabiner, Eisschraube (zählt zum Gruppenmaterial dazu)
Gruppenmaterial: Seil, je 2 x 120-cm-Bandschlinge, Normal- und Verschlusskarabiner (je 1 Set fĂĽr den Vordersten und Hintersten)
Kenntnisse: Einbinden in das Seil, Ankerbau, Selbstsicherung mittels Eisschraube

(1) Der Reepschnur-Minimalist

Alpinist der alten Schule, ist mit 14 schon die Eiger Nordwand raufgeprusikt, hat eine Metall-Aversion und kann die Vorteile moderner Gerätschaften nicht wirklich sehen. individuelles Material: kein zusätzliches
Gruppenmaterial: lange Reepschnur, ein Normal-, zwei Verschlusskarabiner
Kenntnisse: Selbstaufstieg mittels Prusikhand- und FuĂźschlinge, Selbstsicherung mittels gestecktem Prusik, einfacher Flaschenzug mit Prusikknoten, lose Rolle mit gestecktem Prusik
Vorgehen: Fällt er selbst in die Spalte, steigt er mittels Prusikschlingen selbst heraus, stürzt ein anderer, wird ein einfacher Flaschenzug oder die lose Rolle eingesetzt. In beiden Fällen werden Klemmknoten aus Reepschnüren als Rücklaufsperre verwendet.

(2) D'Artagnan der Materialfetischist

Einer für alles, aber richtig. Das ist D'Artagnan und seine Spaltentiere. Egal, wer wo wie reinfällt, einer baut immer einen Schweizer Flaschenzug auf, um das Problem zu lösen. Und zwar mit dem richtigen Material. So hat er zwar nur eine Methode im Repertoire, diese aber absolut perfektioniert. individuelles Material: kein zusätzliches
Gruppenmaterial: je 1 Verschlusskarabiner, 3 Normalkarabiner, lange Hilfsreepschnur, Tibloc, Microtraxion und ultralegere Umlenkrolle fĂĽr den Seilersten und -letzten
Kenntnisse: Schweizer Flaschenzug (Kanadischer Flaschenzug)
Vorgehen: egal ob der Seilvorderste, -hinterste oder jemand in der Mitte in die Spalte stürzt, immer baut jemand am anderen Seilschaftsende einen Schweizer Flaschenzug, um die Situation zu lösen

(3) Mackie das Schweizer Messer

Es braucht die richtigen Tools und Kenntnisse, dann lässt sich alles lösen. Mit Micro-Traxion und Tibloc bewaffnet, steigt Mackie selbst auf oder holt mittels loser Rolle oder Flaschenzug jeden seiner Kameraden raus. individuelles Material: 1 Verschluss- und 3 Normalkarabiner, lange Hilfsreepschnur, Tibloc und Microtraxion
Gruppenmaterial: kein zusätzliches
Kenntnisse: Lose Rolle mit Microtraxion, Schweizer Flaschenzug, Kanadischer Flaschenzug, Selbstaufstieg mit Tibloc und Microtraxion
Vorgehen: Mackie geht als letzter. StĂĽrzen seine Kameraden, ĂĽbernimmt er je nach Lage die Bergung mittels loser Rolle oder baut einen Schweizer Flaschenzug auf. Im Falle, dass er selbst stĂĽrzt, steigt er mittels Tibloc und Seilrolle mit RĂĽcklaufsperre am Seil auf.

(4) Resc me, Resc you...

Modernen Entwicklungen zugetan, reicht dieser Seilschaft ein Mammut RescYou am Gurt, mit dem Selbstaufstieg und Kameradenbergung zwar eher langwierig, aber unkompliziert sind. Zur Sicherheit, falls derjenige mit dem RescYou stürzt und sogar handlungsunfähig wird, tragen sowohl der Seilerste als auch -letzte eines am Gurt. individuelles Material: Verschlusskarabiner
Gruppenmaterial: zwei RescYou
Kenntnisse: Bedienungsanleitung des RescYou
Vorgehen: Selbstaufstieg oder Kameradenbergung mittels RescYou nachdem ein Anker erstellt wurde, kein Ausbinden aus dem Seil

(5) Hans das Steigfell

Hans ist bekannt für Aussagen wie „Am Berg ist Geschwindigkeit Sicherheit, ergo Gewicht Risiko." oder „Eine Saison hat eine limitierte Anzahl guter Tage, die verschwende ich doch nicht mit üben.", die berüchtigste Aussage ist jedoch „Nur Leute, die Pausen machen, fallen in Spalten."
Macht im Jahr circa 50 teils anspruchsvolle Alpintouren, meist allein. Kam vor zwei Jahren nicht vom Berg zurück.  

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