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Bergwissen

Lese- & Geschenktipp | Saisonbericht der Österreichischen Lawinenwarndienste 2018/19

Erhältlich im Shop des Alpenverein Österreich

von Lukas Ruetz 17.01.2020
Die Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Lawinenwarndienste hat ihren Saisonbericht zum Winter 2018/19 veröffentlicht. Der Bericht enthält wie immer nicht nur statistische Auswertungen zum vergangenen Lawinenwinter, sondern auch viele detaillierte und eindrucksvoll bebilderte Analysen zu spezifischen Unfalllawinen. Neben den LWDs der österreichischen Bundesländer sind auch das SLF und der LWD Südtirol mit Gastbeiträgen vertreten.

Der Winter 2018/19 in Stichworten

Norden: schneereicher Bilderbuchwinter

Süden: später Winterstart und anfängliches Altschneeproblem

1. Jännerhälfte: Starkschneefälle (teilweise > 100-Jährlichkeit) mit zahlreichen, großen Lawinen

  • Stufe 5
  • Gleitschneewinter mit teils hohem Gefährdungspotential
  • gebietsweise hohe Dachlasten
  • meist stabile Verhältnisse mit gutem Schnee
  • Schwachschichten v.a. oberflächennah durch Kalt auf warm Prozesse

2. Winterhälfte: wenig Lawinenaktivität und wenn doch, dann vor allem Locker- und Gleitschneelawinen

  • stark verzögertes Ausapern durch kühlsten Mai seit ca. 30 Jahren (etwa 2 Wochen verspätet: Hüttenöffnung und Almauftrieb)
  • Juni: Hochwasser durch massive Schneeschmelze
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Wetterverlauf Winter 2018/19

Nach einem sehr warmen und eher trockenem Oktober und November 2018 hat die Skitourensaison in vielen Gebieten erst gegen Mitte Dezember begonnen. Lediglich um Allerheiligen gab es auf den höchsten Bergen im Süden ein sattes Schneefallereignis. Weiter unten fielen in den Südstaugebieten in Italien und am Karnischen Kamm in wenigen Tagen teilweise 700 Liter pro Quadratmeter Regen vom Himmel! In Kärnten gab es dadurch Hochwasser.

Ab Anfang Jänner drehte die Strömung anhaltend auf Nord und in ca. 15 Tagen kamen gebietsweise weit über 5 Meter Neuschnee auf den Bergen daher. In Österreich gab es zwei Tote durch Dachlawinen und in den Nordalpen ebenfalls Tote durch Ersticken im tiefen Pulverschnee. Der Schwerpunkt lag von der Innsbrucker Nordkette nach Osten hin über dem Wilden Kaiser und bis nach Oberösterreich. Nach Westen zu in Richtung Arlberg waren die Schneemengen noch beachtlich, allerdings nicht mehr derart extrem. In Hochfilzen am Ostende Tirols gab es eine 15-Tage-Neuschneesumme von 451 cm auf 960m Seehöhe! In den inneralpinen Gebieten im Westen war der Winter 2017/18 niederschlagsreicher als 2018/19. Die zweite Jännerhälfte war von ausgezeichneten Wintersportbedingungen geprägt. Nach einer sehr schnellen Setzung innerhalb von wenigen Tagen – wie für Starkschneefälle üblich – blieb eine stabile und sehr, sehr mächtige Altschneedecke übrig.

Anfang Feber erhielt schließlich der Süden den langersehnten starken Neuschneefall. Sodann waren auch dort die Verhältnisse ganz okay. Mitte Feber kam schließlich eine Omega-Hochdrucklage mit Sonnenschein und extrem trockener Luft. Gegen Ende dieser Trockenperiode konnte man in den Alpen gebietsweise Büßerschnee beobachten, der über 10 cm groß wurde. Normalerweise sieht man dies in den Alpen nur mit Höhen von zwei, drei Zentimetern. Achtung: Büßerschnee ist nicht zu verwechseln mit Sommerschnee!

Der März und die erste Aprilhälfte hatten schließlich überwiegend durchschnittliche Wetter- und Neuschneesituationen im Gepäck. Mitte April gab es nochmal eine besondere Wettersituation: Einen Oststau, der in den Stubaier, Ötztaler und Zillertaler Alpen bis zu 60 cm Neuschnee brachte. Die Osterferien waren geprägt von perfekten Skitourenbedingungen und gutem Firn.

Ende April stellte sich die Großwetterlage nachhaltig um. Der Mai war geprägt von viel zu kalten Temperaturen und regelmäßig und viel Neuschnee in den höheren Lagen der Nordalpen. Erst zu Christi Himmelfahrt (30.05.) gab der Winter endlich auf. Die Schneehöhen auf den höheren Stationen der Nordalpen lagen im Rekordbereich für Mai und verzeichneten ebenso oft neue absolute Rekordschneehöhen.

Ab Mitte Juni hielt dann eine große Hitzewelle Einzug bei der vielerorts neue, absolute Rekordtemperaturen gemessen wurden. So zum Beispiel in Innsbruck mit 38,5°C. So heiß war es dort seit Messbeginn noch nie! Auf den Bergen lag aber durchschnittlich noch bis 2000m eine geschlossene Schneedecke. Diese verabschiedete sich bei Temperaturen am Berg bis weit über 20°C rapide: Im Schnitt an diesen Hitzetagen mit 20 cm pro Tag. Bei einer Dichte von grob über den Daumen 500 kg/m³ sind das etwa 100 Liter pro Quadratmeter die täglich über die Flüsse abtransportiert werden mussten. Das entspricht der gleichen Wassermenge wie flächendeckende (!) Gewitter über alle Bergregionen tagtäglich. Ganz knapp ist man dabei an einer großen Hochwasserkatastrophe vorbeigeschrammt. Zum Glück gab es keine zusätzlichen Wärmegewitter am Nachmittag und es blieb immer trocken.

Statistik

Bei insgesamt 148 Lawinenereignissen, die in der Saison 2018/19 zwischen Oktober und Mai in Österreich von den Warndiensten registriert wurden, verletzten sich von 254 beteiligten Personen 31. 20 verunglückten tödlich. Somit lag die Zahl der Lawinenopfer in diesem schneereichen Winter unter dem langjährigen Schnitt von 25 Personen. War in den vorangegangenen Saisonen oftmals eine Schwachschicht im Altschnee ausschlaggebend für Unfälle, so herrschte in dieser Saison bei 71% aller Lawinenunfälle ein Triebschneeproblem vor. Zehn Lawinenunfälle wurden durch Gleitschnee verursacht. Einer davon war tödlich.

Alpenländer

Im Alpenraum verstarben in der Saison 2018/19 insgesamt 72 Personen bei Lawinenunfällen.

Bildgewaltige Unfallberichte

Abgesehen von diesen und weiteren statistischen Eckdaten enthält der Saisonbericht Beiträge der LWDs der einzelnen Bundesländer zum Winter in ihrer Region und ausführliche, reich bebilderte Unfallanalysen zu ausgewählten Vorfällen. Die Texte wie auch die Statistiken und Abbildungen sind aussagekräftig und verständlich gestaltet. Damit rangiert der Saisonbericht der Ö-LWDs auf dem höchsten Niveau der Unfallprävention in Sachen Lawinen.

Wie jedes Jahr ist der detailliert aufbereitete Saisonbericht ein beeindruckendes Zeugnis über die ungemein wertvolle und hochprofessionelle Arbeit der Lawinenwarndienste.

Fazit: Jeden Cent wert und besser investiert als in das neueste Technik-Krimskrams!

Saisonbericht hier erhältlich im Shop des ÖAV.

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