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VortragsTipp | Update Lawinenrettung 2021

ÖGSL Vortrag von Manual Genswein

von Lea Hartl 19.04.2021
Die monatlichen "SchneeSemmelnare" der Österreichischen Gesellschaft für Schnee und Lawinen (ÖGSL) waren vor Corona kleine Mittagspausenveranstaltungen in einem Seminarraum in Innsbruck, meist mit Vortragenden aus Tirol. Seit dem pandemiebedingten Umstieg auf ein digitales Format kann man von überall aus zuschauen und auch die Vortragenden sind internationaler geworden: Zuletzt gab es ein Update zur Kameradenrettung von Manuel Genswein.

Genswein ist seit vielen Jahren bekannt als Experte für Rettungstechniken und Ausbildungsstrategien und hat viel zu Themen wie Suchstreifenbreite, Suchstrategien für Mehrfachverschüttungen und Vermeidung von Störungen des LVS Signals durch externe Einflüsse publiziert. In seinem ÖGSL Vortrag stellt er kurz seine Plattform MountainSafety.info vor und gibt anschließend einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge und der Lehrmeinungen hinsichtlich Kameradenrettung bei Lawinenverschüttungen. Der Vortrag (Video am Ende dieses Artikels) richtet sich tendenziell an ein Expertenpublikum, das über fundiertes Vorwissen verfügt und ist nicht als erster Einstieg in das Thema geeignet. Für alle, mit der Thematik vertraut sind, ist der Vortrag eine empehlenswerte Wiederholung einiger theoretischer Grundlagen (Signal vs. Rauschen, Signal bei tiefen Verschüttungen, etc), mit nützlichen Tipps und Updates für die Praxis. 

Kameradenrettung allgemein

Wir kennen die Kurve, die darstellt, wie schnell die Überlebenswahrscheinlichkeit von Verschütteten sinkt. Genswein vergleicht die Kurve für Nordamerika und Europa und zeigt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit in NA schneller abnimmt, da dort anteilig mehr Personen an Traumaverletzungen sterben. Im Gegensatz zu Europa fährt man in NA vor allem in nicht kultivierter Landschaft Ski und es gibt mehr Lawinenunfälle im Wald (weil mehr im Wald gefahren wird, nicht weil der Wald dort gefährlicher ist), die aufgrund von Kollisionen mit Bäumen oft tödlich enden.

In den ersten 35 Minuten einer Verschüttung nimmt die Überlebenschance pro Minute (!) um ca. 2% ab. Es zählt also wirklich jedes kleine Bisschen, um das man bei der Rettung schneller ist!

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LVS richtig tragen, Störungen vermeiden

Das Display sollte immer zum Körper hin zeigen und das LVS muss immer unter der obersten Schicht Kleidung getragen werden. Wenn das nicht möglich ist, sollte es in eine Hosentasche mit Reißverschluss. Dieser muss natürlich zu sein und man sollte keinen aufgenähten Taschen verwenden. Besonders im Frühjahr wird beim Aufstieg das LVS im Tragesystem oft ohne darüber liegende Kleidungsschicht getragen. So kann es in ungünstigen Fällen abgerissen werden. Das ist schon mehrfach bei Unfällen vorgekommen und kein "theoretisches" Problem!

Im Sendemodus müssen mindestens 20cm Abstand zu Metallgegenständen, elektrischen Geräten, Magnete etc. eingehalten werden. Der Großteil davon ist eine Sicherheitsmarge, die garantieren soll, dass auch bei einer ungünstigen Verschüttung noch genügend Abstand gegeben ist, etwa wenn man in gekrümmter Haltung zu Liegen kommt und z.B. die Hosentasche mit dem Handy plötzlich doch näher am LVS ist. Im Suchmodus ist der Einfluss von Störquellen wesentlich größer und der Abstand muss bei ausgeschalteten Geräten (!) mindestens 0.5m betragen.

Im Profibetrieb (organisierte Rettung) ist es nicht immer möglich, diesen Abstand einzuhalten, etwa weil man ein Funkgerät in der Nähe haben muss. Für solche AnwenderInnen ist es wichtig, erkennen zu können, wann ein Fehlsignal vorliegt (falsch positiv) und sich bewusst zu sein, dass externe Störquellen zu massiven Reichweitenverlusten führen können. Genswein erklärt im Vortrag anschaulich, wie sich das LVS Signal und mehr oder weniger starkes Hintergrundrauschen überlagern und gibt Tipps, wie man im Profibetrieb damit umgehen kann.

Für NormalverbraucherInnen, die gelegentlich im Skigebiet üben, ist wichtig zu wissen, dass Skilifte, Stromleitungen, Schneekanonen, etc. Störquellen sind und die Reichweite negativ beeinflussen.

Gruppentest, LVS Suche

Im zweiten Abschnitt (ab ca. Minute 31 im Video) geht es um das richtige Durchführen des LVS Check und die Suchphasen. Ein doppelter Gruppentest (Suchen und Senden bei allen überprüfen) sollte gemacht werden, wenn sich eine neue Gruppe bildet und mindestens einmal wöchentlich, wenn man viel unterwegs ist. Ansonsten wird der einfache Gruppentest gemacht (eine/r sucht, alle anderen senden). Wenn vorhanden sollte immer der Gruppentestmodus verwendet werden, da dieser einen umfassenderen Test ermöglicht und in der Regel so angelegt ist, dass man nach dem Check nicht aus Versehen im Suchmodus bleiben kann. Wichtig ist, dass man die Prüfdistanz von 1m nicht unterschreitet. Also: LVS auf Suchen und dem Kollegen in der Gondel auf 5cm vor die Jacke halten zählt nicht!!

Hat das LVS Gerät keinen Gruppentestmodus, sollte die 1m Mindestdistanz für den Check ebenfalls nicht unterschritten werden. Das suchende LVS muss eine Distanz von <2m anzeigen.

Während der Signalsuche sollte der Fokus auch auf dem visuellen Absuchen der Umgebung liegen. Es empfiehlt sich, das LVS seitlich am Kopf zu halten und nicht aufs Display zu schauen, während man den Lawinenkegel abläuft. So sieht man besser, wo man hin läuft, wo die anderen sind, wo vielleicht Ausrüstungsteile der/des Opfer/s liegen. Wenn das LVS ein Signal empfängt, gibt es ein akustisches Signal von sich. Wenn man das gehört hat, kann man anfangen, sich aufs Display zu konzentrieren.

Gut zu wissen: Die Suchabdeckung endet immer dort, wo der visuelle Horizont endet. Die 457kHz Wellen des LVS können Erdreich nicht durchdringen und somit nicht durch Bodenwellen und ähnliches hindurch sehen.

Viel mehr Details und weitere interessante Themen im Vortrag:

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