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Skiwerkstatt | Bindungseinstellung

Freeride- und Alpinbindungen schnell und sicher einstellen?

von Knut Pohl • 28.11.2011
Skibindungen einzustellen, scheint für viele Wintersportler, ebenso wie die Montage von Bindungen auf die Ski, grundsätzlich ein Privileg der Ski-Fachwerkstätten zu sein. Sollten also Bindungen grundsätzlich nur von Profis montiert und eingestellt werden? Kann man Bindungen überhaupt selbst einstellen? Und darf man das?

Die erste Frage ist mit einem klaren Nein und die Zweite mit einem Ja zu beantworten. Bei der dritten Frage befindet man sich in einer Grauzone. Die sog. DIN ISO Norm 11088 regelt Montage, Einstellung und Überprüfung der Funktionseinheit „Alpinski-Bindung-Schuh“ und beinhaltet neben der Montage und Einstellung auch die Überprüfung mit Hilfe eines speziellen Prüfgerätes. Sehr häufig jedoch, –gerade im Verleih oder Testbetrieb– wird diese Überprüfung gar nicht oder nur stichprobenartig vorgenommen. Andere Bindungen wiederum sind gar nicht erst DIN ISO zertifiziert. Doch auch ohne Prüfgerät ist eine gewissenhafte Bindungseinstellung problemlos möglich.

Ist man sich sicher, dass die Bindung tadellos funktioniert und hat man die Grundlagen der Bindungsfunktion und -einstellung begriffen, spricht nichts dagegen, seine Bindungen selber einzustellen. Und das funktioniert ziemlich einfach.

Im Prinzip gibt es nur drei Dinge, die an jeder Bindung einzustellen sind:

1. Der Anpressdruck des Hinterbackens und 2. der vordere sowie 3. der hintere Auslösewert (auch Z-Wert genannt).

Zur Einstellung des Auslösewertes

Die hier behandelte Gewichtsmethode ist im ganzen Alpenraum verbreitet, während die Tibia-Methode, der auf der Messung des Tibia-Kopfes im Knie beruht, im Wesentlichen nur in Deutschland verwendet wird. Die tabellarische Gewichtsmethode beruht auf statistischen Auswertungen von Skiunfällen und wurde in den USA und der Schweiz entwickelt.

Zur Ermittlung des passenden Z-Wertes wird die Z-Wert-Tabelle zu Rate gezogen (Tabelle 1). Dazu sucht man in der Tabelle die Zeile mit dem eigenen Gewicht und der eigenen Größe. Sind beide Werte nicht in der gleichen Zeile, wird die obere der beiden Zeilen zu Rate gezogen. Anhand der Sohlenlänge der verwendeten Skischuhe wird nun der Z-Wert ermittelt.

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Nun erfolgt eine individuelle Anpassung des Wertes an den jeweiligen Skifahrertyp. Man muss sich selbst zu einem der drei folgenden (Skifahrer-)Typen einordnen:

Typ 1: Vorsichtiges Skifahren auf sanften Abhängen mit leichter bis mittlerer Neigung. Zu diesem Typ gehören auch Skifahrer in Anfängerstadium und solche, die sich ihrer Zuordnung nicht sicher sind. Typ 1-Fahrer erhalten unterdurchschnittliche Einstellungen mit einem höheren Risiko an Fehlauslösungen.

Typ 2: Skifahrer die sich weder als Typ 1 noch als Typ 3 einstufen

Typ 3: Schnelles, aggressives Skifahren auf Hängen mit mittlerer bis starker Neigung. Typ 3-Fahrer erhalten überdurchschnittliche Einstellungen mit einem erhöhten Verletzungsrisiko.

+/-: Auf ausdrĂĽcklichen Wunsch kann ein Typ als -1 oder +3 eingestuft werden.

Um den typabhängigen Z-Wert zu ermitteln, werden folgende Korrekturen vorgenommen:
Typ 1: Der tabellarisch ermittelte Z-Wert ist der richtige Typ 2: Der Z-Wert eine Zeile unter dem ermittelten Wert ist einzustellen Typ 3: Der Z-Wert zwei Zeilen unter dem ermittelten Wert ist einzustellen
+/-: Entspricht einem zusätzlichen Sprung um eine Zeile nach oben (-) oder nach unten (+)
Alterskorrektur: FĂĽr Fahrer unter 10 oder ĂĽber 50 Jahren wird nach der Typermittlung eine Korrektur um eine Zeile nach oben vorgenommen

Der so ermittelte Auslösewert wird nun an Vorder- und Hinterbacken mit Hilfe der Schrauben und der Auslösewertskala eingestellt (siehe Bild). Sollten Zweifel an der Genauigkeit der Bindung bestehen, besonders bei alten Bindungen, dann gibt's nur eines: Ab in’s Fachgeschäft zur Überprüfung. Gleiches gilt bei gehäuftem Auftreten von ungewollten Auslösungen. Wer von diesen tabellarischen Z-Werten grundsätzlich deutlich abweicht, sollte auf jeden Fall wissen, was er da tut. Empfehlenswert ist eine eigenmächtige Modifikation für Durchschnittsfahrer nicht. Die Einstellung des Z-Wertes braucht zwar Wissen, ist aber nicht kompliziert.

Es wird teilweise empfohlen, bei der Einlagerung der Ski über den Sommer den Auslösewert auf das Minimum einzustellen, um das Material zu schonen. Ob dies wirklich sinnvoll ist, darüber kann diskutiert werden.

Damit eine Bindung richtig funktioniert, muss nicht nur der Auslösewert stimmen, sondern auch der Anpressdruck, mit welchem in der Regel der Hinterbacken den Schuh in die Bindung drückt. Die Einstellung des Anpressdrucks ist dabei das gleiche, wie die Anpassung der Bindung auf die korrekte Sohlenlänge.

Hierzu haben leider die unterschiedlichen Bindungen sehr unterschiedliche Systeme. Am gebräuchlichsten ist die Verstellung der Hinterbackenposition mittels Schraube (siehe 1. Bild, unten) oder durch Anheben einer Platte (2. Bild, unten), die mittels Verzahnung in die Grundschiene des Hinterbackens greift. Es existieren jedoch auch exotische Einstellmöglichkeiten. Auch die Art und Weise, wie der richtige Anpressdruck angezeigt wird, ist sehr unterschiedlich zwischen verschiedenen Bindungsmodellen und -Herstellern. Häufig – gerade bei der Verstellung durch Verzahnungsplatten – ist eine Markierung auf dem Hinterbacken zu finden, die innerhalb einer Markierungsskala auf der Montageschiene des Hinterbackens platziert sein muss (Bild 3 & 4, unten). Hinterbacken, die mittels Schraube in der Position fein eingestellt werden, haben häufig keine Skala. Sie sind richtig eingestellt, wenn die Schraube mit dem Gehäuse bündig abschließt. In manchen Fällen weist allerdings die Schraube selber eine Markierung oder Abstufung auf, welche bündig mit dem Gehäuse sein muss.

Sollte man sich nicht im Klaren sein, wie der richtige Anpressdruck an der Bindung angezeigt wird, kann man die Bedienungsanleitung zurate ziehen. Steht dort auch nichts, bleibt nur der Gang zum Fachhändler.

Der Anpressdruck wird richtig eingestellt, in dem der Schuh in die Bindung gesetzt wird und danach die Bindung so in ihrer Position verschoben wird, dass der Anpressdruck – ermittelt anhand von Skala oder Schraubenposition – stimmt. Durch mehrmaliges Einsetzen und Herausnehmen des Schuhs wird überprüft, ob die Einstellung konstant richtig bleibt.

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Weitere Einstellungsmöglichkeiten

Ein paar Bindungen erfordern weitere Einstellungen. So haben praktisch alle Tourenbindungen, aber auch manche Alpinbindungen, die Möglichkeit, die Höhe des Vorderbackens einzustellen und an die Schuhsohle anzupassen. Dieses ist speziell immer dann nötig, wenn Skischuhe mit Tourenschuhsohlen in einer Bindung genutzt werden sollen. Grundsätzlich sollte jede Bindung, die diese Einstellmöglichkeiten aufweist, korrekt eingestellt werden, auch wenn „default“-Markierungen für Alpin- oder Tourensohlen vorhanden sind. In der Regel gibt es zwei Möglichkeiten, wie ein Vorderbacken eingestellt wird. Entweder wird die Höhe des Vorderbackens selbst reguliert, oder die Bindung verfügt über eine Gleitplatte unter der Schuhsohle, welche in der Höhe verstellt wird.

Egal, wie die Einstellung erfolgt, das Vorgehen ist immer dasselbe: Zur Überprüfung der richtigen Einstellung eignet sich am besten ein Stück Glanzpapier aus einer Illustrierten. Es sollte allerdings nicht zu dünnes Papier sein. Dieses wird so gefaltet, dass eine Seite länger ist, als die andere. Dann wird es mit der längeren Seite nach unten auf die Gleitplatte des Vorderbackens gelegt und der Schuh in die Bindung eingesetzt. Dabei sollte man darauf achten, dass der Schuh nach oben gepresst wird und auch am Anschlag des Vorderbackens anliegt.

Nun zieht man am längeren Ende des Papiers. Zieht man nur dieses heraus, und das kürzere Ende bleibt in seiner Position unter der Schuhsohle, ist die Bindung richtig eingestellt. Zerreißt das Papier beim herausziehen, ist der Vorderbacken zu tief bzw. die Gleitplatte zu hoch eingestellt. Zieht man das Papier mühelos heraus, so dass kurzes und langes Ende zusammen heraus gleiten, ist die Einstellung am Vorderbacken zu locker. In beiden Fällen wird die Vorderbacken- oder Gleitplattenhöhe so eingestellt, dass der Test klappt. Alternativ kann man auch mit einer dünnen Plastikkarte einstellen: Diese muss sich mit etwas Widerstand zwischen Schuhsohle und Vorderbackenplatte herausziehen lassen.

Manche Salomon-Bindungen haben auch noch die Möglichkeit, die Flügel des Vorderbackens einzustellen. Hierzu wird die Schraube (oder die Schrauben auf beiden Seiten) zuerst ganz aufgedreht. Dann der Schuh eingesetzt und die Schraube wieder zu gedreht, bis die Flügel am Schuh anliegen und ihn in Position halten (nicht zu fest drehen). Hiernach lohnt es sich, nochmals einen Blick auf den Anpressdruck am Hinterbacken zu werfen, sollte man diesen zuerst eingestellt haben.

Auf die Einstellung von Tech-Bindungen nach dem Dynafit-Konzept wird hier nicht eingegangen, da diese in der Regel bestens in der Bedienungsanleitung dokumentiert ist.

Mit diesem Wissen und der Beachtung einer gewissen Sorgfalt ist man bestens gewappnet, seine Ski selbst zu warten. Beherrscht man zusätzlich auch noch die Bindungsmontage, ist man völlig unabhängig von den Öffnungszeiten oder Tagesformen der Fachhändler. Freeski fängt eben schon im Skikeller an.

Zum Artikel Bindungsmontage (hier sind auch die Bohrschablonen zu finden)

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