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Skiwerkstatt | Die demontierbare Bindung

Bindungswechsel leicht gemacht

von Knut Pohl • 17.12.2011
Bindungen schnell wechseln oder abnehmen - das geht nur mit Inserts. Hier erfahrt ihr, wie ihr eure Skier damit ausstattet.

Demontierbare Bindung? Also eine Bindung zum Abnehmen? Da drängt sich doch direkt eine Frage auf: Warum zur Hölle?

Vorteile gibt es einige: Die einfache Demontage zum Transport, z.B. bei Flugreisen; die Mehrfachverwendung teurer Bindungen auf mehreren Ski; aber auch – sofern man gewillt ist, mehrere Sätze Löcher zu bohren – die Möglichkeit, mehrere Montagepunkte zu nutzen oder zwischen Alpin- und Tourenbindung auf demselben Ski zu wechseln. Zugegeben, eine ziemliche Nischenanwendung für angefressene Schnee-Junkies und Tech-Nerds. Aber sind wir das nicht alle ein bisschen?

Doch wie lässt sich eine demontierbare Bindung realisieren? Ganz einfach, in dem man die geliebten Latten mit Inserts für die gewünschte Bindung versieht. Ähnliche Methoden werden im Fachgeschäft angewandt, wenn Bindungsschrauben herausgerissen wurden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie das Ganze realisiert wird. Die einfachste Variante sind Einschlag-Inserts, die allerdings nicht besonders vertrauenerweckend sind. Aus dem Snowboard-Bereich gibt es Inserts, die belagsseitig eingesetzt werden, wodurch jedoch die Montage verhältnismässig aufwändig ist. Als praktischste Lösung haben sich Muttern zum Einschrauben erwiesen, von denen wir euch hier zwei Systeme vorstellen möchten.

Grundsätzlich ist das Einsetzen von Bindungsinserts kein Hexenwerk, verlangt jedoch in jedem Fall präzises Arbeiten und handwerkliches Geschick. In jedem Fall ist es empfehlenswert, wenn man bereits Erfahrung mit der selbst durchgeführten Bindungsmontage hat. Es kann hilfreich sein, wenn – wie in diesem Fall – die gewünschte Bindung schon erfolgreich normal montiert war, aber bei sauberer Arbeitsweise ist eine direkte Neumontage mit Inserts kein Problem. Im Zweifelsfall einfach zuerst eine Testmontage auf einem Holzrest durchführen.

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Das Rundum-Sorglos-Paket von Binding Freedom (KĂĽchentisch-tauglich)

Jon hat inzwischen aus einer im TetonGravitiyResearch Forum entwickelten Idee ein Business aufgebaut, und bietet auf www.bindingfreedom.com nahezu alles rund um die Insert-Montage an (sogar Repair-Kits sollte man die Montage vermasseln oder die Inserts ausreißen). Der Versand erfolgt schnell und problemlos und die Montage gestaltet sich dank der nützlichen Tools einfach. Besonders effektiv ist das System bei bereits existierenden Löchern für normale Bindungsschrauben.

Bevor es losgeht, werden erst einmal die Inserts mittels Aceton sauber entfettet, sonst gibt's später unliebsame Überraschungen. Nun wird mit Hilfe des schmalen Dorns des 3-in-1-Tools der Guide Block mittig über den alten Löchern platziert und mit einer Klemme fixiert (sie Bild rechts & Galleriebild 1, unten). Dann wird mit dem Insert-Bohrer mit Höhenanschlag ein 9,5 mm tiefes Loch gebohrt (siehe Galleriebild 2, unten). Anschließend wird mit dem dicken Ende des 3-in-1-Tools das große Loch des Guide Blocks zentriert (Galleriebild 3, unten) und mit Hilfe eines Gewindeschneiders das Gewinde für die Inserts vorbereitet (Galleriebild 4, unten).

Nun sollten die Bohrlöcher entgratet (siehe Galleriebild 5, unten), sowie ausgeblasen und ausgeklopft werden, damit sie frei von Staub und Rückständen sind. Jetzt gilt es, 2-Komponenten-Epoxidkleber anzurühren (Galleriebild 6, unten). Muttis Ceranfeld ist bei der Küchentisch-Montage dazu die optimale Unterlage: Rückstände lassen sich einfach abkratzen. Als Kleber sollte 24 h Epoxid verwendet werden; in diesem Fall wurde Uhu Endfest 300 genutzt. Das Epoxyd nun mit einem Streichholz oder Zahnstocher in die Löcher streichen (Galleriebild 7, unten). Zwei bis drei Tropfen sind genug, schliesslich soll zwar das Insert gut benetzt sein, aber auch nichts bei der Installation hinaus drücken. Danach wird der Guide Block wieder in Position gebracht (es geht auch ohne) und mit Hilfe des 3-in-1-Tools die Inserts eingeschraubt (Galleriebild 8 & 9, unten). Hierbei ist es hilfreich, mit dem Tap Handle Druck von oben auszuüben, während mit Hilfe eines Schraubenschlüssels das Insert eingeschraubt wird.

Jetzt den Ski nur noch mindestens über Nacht in eine warme Ecke neben der Heizung stellen, damit das Harz gut aushärten kann und schon ist der Ski bereit, immer wieder wechselnde Bindungen einzugehen.

Fazit

Das Binding Freedom System bietet alles, was man zur Insert-Installation braucht und macht sie zu einer einfachen Sache. Ein kleiner Nachteil ist die geringe Ausprägung des Aussengewindes. Man schafft es relativ schnell, durch Schludern beim Gewindeschneiden oder übermotivierten Krafteinsatz ein durchdrehendes Insert zu erschaffen. Mit etwas Vorsicht und durchschnittlichem handwerklichem Geschick ist aber der Weg zur Flexibilität in der Bindungsnutzung frei.

Natürlich hat das seinen Preis. Der gravierendste Nachteil ist allerdings im amerikanischen Unverständnis gegenüber dem Metrischen System begründet. Die Inserts haben ein 5-16/18 Gewinde und benötigen dementsprechende Werkzeuge. Allein einen passenden Innensechskant zur Verstellung des Höhenanschlags des F-Bohrers (metrisch 6,5 mm tut es auch) zu finden, kann ein Abenteuer sein. Zum Glück ist Torx ja auch sechseckig. Glücklicherweise ist das Innengewinde metrisch (M5) und somit die Suche nach den passenden Bindungsschrauben einfach. Diese gibt es allerdings auch gleich für ausgewählte Bindungen im vorsortierten Set zum Mitbestellen.

Man legt sich also mit dieser Investition ziemlich fest und wird damit nur die von Binding Freedom vertriebenen Inserts installieren können und nutzen wollen.

Die Budget-Alternative mittels RAMPA-Muffen (Werkstatt-tauglich)

Die Montage von Einschraub-Muffen als Inserts ist schon lange in Skibastler-Kreisen beliebt. Sie erfordert deutlich mehr intellektuelle und auch handwerkliche Eigenleistung, ist dafür aber deutlich günstiger. Hier haben sich Muffen der Firma RAMPA vom Typ C mit 8 mm Länge und Außendurchmesser sowie einem M5 Innengewinde bewährt.

Bevor es losgeht, braucht es ein wenig Bastelei, um die nötigen Werkzeuge herzustellen (siehe Bild links). Ein einfaches Werkzeug zum Setzen der Inserts besteht aus einer Schraube, die sich gut in ein Bohrfutter spannen lässt, sowie ein bis zwei Muttern, um das Insert zu kontern. Da hiermit die Muffe aber gern gleich wieder heraus gedreht wird, empfiehlt sich ein Werkzeug zum Muffeneindrehen. Hierzu kann man entweder einen 7 mm breiten Schraubendreher modifizieren, oder man feilt eine Mutter so zurecht, dass in der Mitte ein Grat stehen bleibt, der in die Muffenschlitze greift, und schraubt sie auf eine Schraube, von der die ersten Gewindeumdrehungen rund gefeilt worden sind. Ist man so gewappnet, kann es los gehen.

Zur Montage wird natürlich zuerst einmal wieder gebohrt. Und zwar mit einem 6,5 mm Bohrer (siehe Bild rechts). Dabei ist es egal, ob existierende Löcher aufgebohrt werden, oder direkt neue gebohrt werden. Wichtig ist lediglich, dass man gerade Löcher mit einer Tiefe von 9-9,5 mm bohrt. Präzise an der richtigen Stelle sollten sie natürlich auch sitzen. Hierzu eignet sich am besten eine Standbohrmaschine mit einstellbarem Höhenanschlag. Wer Freihand arbeitet, sollte die nötige Geschicklichkeit mitbringen. Oder sich selber eine Bohrlehre basteln.

Danach werden die Bohrlöcher entgratet und leicht angesenkt (siehe Galleriebild 1, unten). Nun könnte man natürlich die Muffen direkt montieren (s.u.), aber besser kontrollierbar ist es, dieses in zwei Schritten zu tun. Eine Muffe wird mit den Schlitzen nach unten auf eine Schraube geschraubt und mit Muttern fest gekontert. Dabei sollten die ersten mm des Innengewindes mindestens bis Schlitzhöhe frei liegen. Die Schraube wird nun in das Bohrfutter einer Handbohrmaschine gespannt. Diese sollte sehr langsam laufen können und einen Rückwärtsgang haben. Mit Hilfe dieses Werkzeugs wird nun das Gewinde für die Muffen in die Bohrlöcher geschnitten (Galleriebild 2, unten). Danach werden die Bohrlöcher sauber ausgeblasen (Galleriebild 3, unten) und das eigentliche Setzen der Inserts kann beginnen.

Dazu wird zuerst einmal 24h Epoxid angerührt. Hier hat sich die L-Harz & Härter-Kombination von R&G bewährt, da das Epoxid schön dünnflüssig ist. Es hat sich auch bewährt, das Harz direkt vor der Anwendung anzuwärmen. Dies erhöht die Fluidität, verringert aber die Verarbeitungszeit. Nun wird das Harz – am besten mit Spritze und Nadel – in die Bohrlöcher gebracht (Galleriebild 4, unten). Dabei ist drauf zu achten, dass die Lochwände, vor allem aber der Boden sauber benetzt sind, das Loch aber nicht mit Epoxidharz gefüllt wird. Nun gilt es, einige Minuten zu warten, um dem Harz Zeit zu geben, in das Holz einzuziehen. Es sollte wenig flüssiges Harz im Loch verbleiben. Überschüssiges Harz kann mit Wattestäbchen entfernt werden. Dies ist wichtig, da die RAMPA-Muffen an beiden Enden offen sind, und somit Harz in das Innengewinde gedrückt werden kann.

Nun werden die Muffen mit dem selbst gebastelten Werkzeug eingeschraubt (Galleriebild 5 & 6, unten). Sie sollten dabei bündig mit dem Topsheet des Skis abschliessen und keine deutlichen Erhebungen spürbar sein. Ist doch Harz in das Innengewinde gedrungen, kann man es notdürftig entfernen, in dem man eine Schraube immer wieder hinein schraubt und danach (am besten mit Aceton) abwischt. Auch kann man nach dem Aushärten mit einem Gewindeschneider das Gewinde frei schneiden.Nun gilt es nur noch, das Epoxid aushärten zu lassen. Am besten an einem warmen Ort neben der Heizung.

Theoretisch kann man die Muffen auch in einem Arbeitsschritt setzen. Dazu werden die Löcher direkt nach dem Bohren und entgraten mit Harz versehen und anschließend die Muffe wie zum Gewindeschneiden eingebohrt. Ist die Muffe nun ganz eingeschraubt, werden die Muttern an der Schraube gelöst und anschließend die Schraube herausgeschraubt. Die zweischrittige Methode bietet aber mehr Sicherheit und Kontrolle.

Fazit

Bindunsginserts mittels RAMPA-Muffen zu setzen, ist zwar kostengünstig, erfordert aber einiges an handwerklichem Geschick und eine gut ausgestattete Werkstatt. Weiterhin haben die Muffen mit ihrer Öffnung nach unten eine Schwachstelle, durch die Wasser in den Kern eindringen könnte, wenn die Verklebung nicht sauber durchgeführt wird. Im Gegenzug ist das Gewinde gut ausgeprägt und hält bombig im Holz.

Zusätzlich halten sich die Investitionskosten in Grenzen, die Nachbeschaffung ist leicht und mit Übung ist das Setzen der Inserts kein Hexenwerk. Die Kosten sind auch dann tragbar, wenn man nicht vorhat, viele Ski mit Inserts auszustatten.

Alternativen

Alternativen sind leider rar. Einschlagmuttern, welche Topsheet-seitig eingebracht werden, scheiden aufgrund berechtigter Zweifel an der Festigkeit, speziell, wenn es um's ausreissen geht, aus. Belagseitig eingebrachte Inserts sind sicherlich haltbar, aber sehr kompliziert in der Montage und erfordern zusätzliche Belagsarbeiten. Der Skiwerkstatt-Fachhandel bietet Einschraub-Inserts aus Messing an. Diese haben jedoch keine Vorteile gegenüber RAMPA-Muffen, sind meist teurer und für Bindungsschrauben ausgelegt, statt für Maschinengewinde. Damit ist die wiederholte Montage nur bedingt empfehlenswert.

Eine erwähnenswerte Alternative stellen die Montageplatten von Binding Freedom dar. Dieses sind Aluminiumplatten, die normal auf den Ski geschraubt werden und in der Regel für zwei spezifische Bindungstypen (eine Alpin-, sowie eine Tourenbindung) passen. Es braucht nicht mehr handwerkliches Geschick als zu einer einfachen Bindungsmontage und man bohrt nicht elendig viele Löcher in den Ski. Nachteilig ist das leicht erhöhte Gewicht durch die Platte sowie das Plus an Standhöhe. Außerdem sind die verfügbaren Bindungskompositionen limitert.

Montage der Bindung

Hat man einmal die passenden Maschinenschrauben, ist die Bindungsmontage kein Hexenwerk. Schrauben gibt es im gut sortierten Eisenwarenladen (oder als bindunsgspezifisches Komplett-Set bei Binding Freedom). Sie sollten die gleiche Kopfform wie die originalen Bindungsschrauben haben, aber 1-3 mm kĂĽrzer sein.

Zur Montage wird ein wenig Schraubenkleber für wiederlösbare Verbindungen aufgebracht (Galleriebild 7, oben) und die Schrauben nachher handfest angezogen (Galleriebild 8, oben). Nun hat man einen Ski mit einer Bindung, die man jederzeit entfernen kann (Galleriebild 9, oben). Oder bei dem man den Bindungstyp wechseln kann -entsprechende Ausstattung mit Inserts vorausgesetzt (Galleriebild 10, oben).

Bezugsquellen

Binding Freedom Inserts, Installationstools, Bindungsschrauben oder Montageplatten: www.bindingfreedom.com

RAMPA-Muffen: In größeren Mengen direkt von RAMPA oder in kleineren Mengen von Pfahl Verbindungstechnik

Werkeuge zur Skimontage und Zubehör: Ski-Man, Ski-Man Schweiz, Reichmann, Maislinger-Snoli 

Zum Artikel Bindungsmontage (hier sind auch die Bohrschablonen zu finden)

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