19th FWT Verbier Xtreme 2014 – Die Entscheidung über die Freeride World Tour Meister 2014
Wie bereits in den Vorjahren wurde auch in diesem Winter das Finale der sehr abwechslungsreichen Freeride World Tour zu einem spannenden Hochkaräter am legendären Bec des Rosses in Verbier in den Walliser Alpen. Aufgrund der schwierigen Schneeverhältnisse im extrem steilen Nordhang des Bec des Rosses und kurzfristigen Änderungen in den Startbesetzungen waren frühzeitige Spekulationen über die Titelverteilung und Tagessieger völlig unangebracht. Entsprechend spannend war der Freeride-Wettbewerb Verbier Xtreme 2014 für Zuschauer und Teilnehmer gleichermaßen.
Die zahlreichen Zuschauergruppen, ließen es sich in Festivalatmosphäre am sonnigen, fast 3000 m hohem, Col des Gentianes gut gehen. Bei selbstgebrutzelter Wurst und wallistypischem „Pocket-Fondue“ hielten sie ihren Favoriten die Stange. Und es blieb spannend bis zum Schluss: Die Nerven der Zuschauer wurden bis zu letzt gefordert und die Fahrerinnen und Fahrer lieferten eine tolle Freeride-Show. Nach dem um eine Woche verschobenen Start, dem turbulentem Gesamtverlauf der Tour und vielen verletzungsbedingten Absagen waren die Nerven der Fahrer sicherlich enorm belastet. Physisch beeindruckend und enorm mentalstark legten sich die Rider mächtig ins Zeug, um auf den 500 Höhenmeter des „Becs“ die Judges und Zuschauer zu überzeugen und die letzten, begehrten Punkte einzuheimsen. Wer möchte kann sich den gesamten Live Webcast aus Verbier hier noch einmal nachträglich ansehen.
Snowboard Damen
Die Mouthon-Schwestern waren dieses Mal nicht zu schlagen und eroberten die beiden Top-Plätze des Podiums. Wildcard Starterin Anouck Mouthon (FRA) wurde hinter ihrer Schwester Zweite. Elodie Mouthon aus Frankreich nutzte die sehr guten Schneebedingungen am „Mini Bec“ und fuhr mit einem solidem Run, gespickt mit sauberen Sprüngen und schnellen Turns zum Sieg. Die Localmatadorin Estelle Balet (SUI) wurde trotz ungewolltem Absitzer noch Dritte. Die führende Shannan Yates aus den USA gewinnt damit die Tour. Ihr Vorsprung reichte Ihr trotz einem Sturz in Verbier zum Titel der FWT Gesamtsiegerin bei den Snowboard Damen.
Ski Damen
Die Skidamen der FWT ließen kaum Zeit zum Verschnaufen: aggressiv und mit hohem Risiko schien der Mini Bec schon fast zu kurz für die Athletinnen. Die Norwegerin Pia Nic Gunderssen zeigte einen Monster-Run, und Ihr heftiger  Drop im mittlerem Teil des Faces brachte Head Judge Hugo Harrison zum Schwärmen: „Her jump was a 40-50 footer (12-15 Meter) for sure. She cleared it so far, she overshot the transition by a long way, and that’s what made that air so big. She took it with a lot of speed, it was perfect.” Die Norwegerin legte die Latte mit 83,5 Punkten so hoch, dass es für Nadine Wallner (AUT) nach ihrem ebenfalls sehr gutem Run mit 74,75 Punkten nur zum zweiten und der erfahren Jacky Paaso die ebenfalls eine sehr schnelle Line mit einem hohen Drop und 71,25 Punkten nur für Platz drei reichte. Die favorisierte Loraine Huber (AUT) stürzte gleich zwei Mal und verpasste damit ihren ersten FWT-Titel. Davon profitiert ihre Landsfrau Nadine Wallner, die erneut FWT Ski Woman Gesamtsiegerin wird.
Snowboard Herren
Ralf Backstrom (USA) zeigt, dass er seine Wild Card voll ausnutzen wollte und sprang trotz der „tricky“ Bedingungen sehr sauber einen massiven Cliffdrop nach dem anderen und surfte souverän auf den ersten Platz. Der Titelverteidiger Jonathan „Dudes“ Charlet (FRA) sprang einen Riesensatz von der Aufstiegsspur in das offene Schneefeld oberhalb des Dog Leg Culoir. Zielsicher steuerte er durch die Felsen einen weiteren riesigen Sprung an, bekam aber leichte Abzüge nachdem er mit der Hand in den Schnee greifen musste und landete mit 71,75 Punkten auf Platz zwei. Dritter wurde der Deutsche Sascha Hamm, der im seltener befahrenen, sehr steilem nördlichem Couloir des Becs mit einem mächtigem Drop gleich zu Beginn seines Runs die Judges von seinem dritten Platz überzeugte. Für den Schweizer Emilien Bardoux reichte nach guter Ausgangslage der vierte Platz, – und er wird als erster Schweizer FWT Gesamtsieger der Snowboard-Männer. Gefährlich werden konnte ihm lediglich Jamie Rizzuto, der nach einem Fehler zu beginn aber sämliche Features aus ließ und nur sicher ins Ziel abfuhr. Ihm reichte eine Platzierung vor dem ebenfalls leicht gestürzten Bardoux. Die Judges ließen diese Taktik jedoch nicht aufgehen und bewerteten Rizzutos verhaltenen Run jedoch niedriger als Bardoux'.
Ski Herren
Die Skifahrer zeigten keinen Respekt vor den wechselhaften Schneebedingungen am „Big-Bec“ und ließen den Judges nur sehr wenig Verhandlungsspielraum. Hatten die Snowboarder noch etwas Probleme bei den Bedingungen saubere Runs runterzubringen, zeigten die Skifahrer von Beginn an starke Leistungen, beinahe jeder Run zählte zu den Highlights, es wurden noch nie gefahrene Lines und Cliffs befahren, spektakulär gestürzt und Tricks versucht und gestanden. Tipp der Redaktion: im Replay nochmal alle Runs anschauen. Der führende Loic Colomb-Patton (FRA) fuhr – wie angekündigt – keine taktische Sicherheits-Abfahrt, sondern ließ seiner Kreativität freien Lauf: mit großen Drops und ohne zu zögern flog er ins Tal. Ein riskanter Dreier aus dem „Dog Leg Couloir“ in das untere Stück des „Steve Classen-Faces“ reichten zuletzt wegen der etwas unkontrollierteren Momente während des Laufs nur für Platz drei mit 86,26 Zählern. Denn Reine Barkered (SWE) startete seinen Autopilot und fuhr eiskalt eine Linie, die mit einem sehr großen Drop über das nach ihm benannte Cliff im obersten Teil und einem sehr sauber gestandenem Sprung im unteren Bereich des Dog Leg Culoirs, die 500 Höhenmeter des Becs ganz klein aussehen ließen. Seine Top-Bewertung von 93,25 Punkten war an diesem Tag unschlagbar und sicherte ihm den Tagessieg. Der Amerikaner Ian Borgeson wurde zweiter. Mit einem mächtigen 3er am Reine Cliff im obersten Teil des Faces und einem riesen, jedoch nicht ganz so souveränem Satz wie Reine Barkered im unteren Bereich erzielte er mit seinem Lauf 90,25 Punkte. Die Titelfavoriten neben Loic Colomb-Patton waren Sam Smoothy (NZL), Lars Chickering Ayers (USA) sowie Jeremie Heitz (SUI). Sie investierten viel um die absehbar gewordene Thronbesteigung des Senkrechtstarters aus Frankreich zu verhindern. Sam Smoothy startete trotz einem heftigen Sturz im Vorfeld des Events (am benachbarten Mt. Gelee). Sam konnte aber ebenso wie Jeremy Heitz, der am Bec im freien Fall unterwegs zu sein schien, nicht die 80 Punkte Marke knacken. Loic Colomb-Patton wird bereits in seinem ersten Jahr bei der Freeride World Tour der neuer FWT Champion.
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Snowboard Headjudge Berti Denervaud erklärt das Zustandekommen der jeweiligen Platzierungen:PowderGuide beglückwünscht alle Gewinner und bedankt sich bei den Organisatoren und Ridern für die spannungsgeladene und aufregende Tour und freut sich auf die Fortsetzung im nächsten Winter. Respekt gebührt allen Fahrern und organisatorisch Beteiligten, die es trotz meist unguter Bedingungen, Orts- und Zeitverschiebungen ermöglicht haben die FWT auch in einem für Freerider schlechten Winter durchzuziehen. Was die Verhältnisse betrifft, kann es in Zukunft nur besser werden, die Organisation samt Livecast, Webisodes und sonstigem Output sind mittlerweile auf einem sehr gutem Niveau angekommen. Wir freuen uns auf die FWT 2015 (mit ein paar neuen Gesichtern)!