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Events

Mammut in Engelberg | Vom Lawinenhund zum Barryvox S2

Mammut lädt ein, das neue Barryvox S und S2 kennenzulernen

von Klara Stang 14.12.2024
Mammut hat im Oktober 2024 sein neues Barryvox veröffentlicht. Um das Gerät kennenzulernen und den Launch zu zelebrieren, wurden ausgewählte JournalistInnen von Mammut nach Engelberg eingeladen. Dort verbrachten wir zwei Tage mit Safety Trainings, Austausch mit der Scene und Fragen rund um das neue Barryvox S2.

Tag 1 -

Das Mammut-Event findet im schönen Engelberg in der Schweiz statt und ich reise mit den Öffis schon am Vortag an, um ja nicht zu spät zu kommen. Wir sind im gemütlichen Hotel Bellevue untergebracht, direkt gegenüber vom Bahnhof und nur wenige Gehminuten von der Gondel entfernt. Den ganzen Tag schon bin ich gespannt auf das Mammut-Team und die anderen JournalistInnen, die dieses Mal aus aller Welt angereist sind, am Nachmittag geht es dann endlich los. Ich fühle mich geehrt, dabei sein zu dürfen und knüpfe während der Willkommensrunde schon erste Kontakte.
Durch die Gäste aus den USA, Italien, Schweden und verschiedensten Teilen der Alpen entsteht eine internationale Atmosphäre und alle sprechen englisch miteinander. Das Mammut-Team begrüßt uns mit einer Vorstellungsrunde, in der die verschiedenen Beteiligten und Ehrengäste vorgestellt werden. Vom ehemaligen Vorstand des Schweizer Bergführerverbands über Nicolas Hale-Woods, dem Gründer der Freeride World Tour, bis hin zu den AthletInnen Nadine Wallner, Jeremie Heitz und Timm Schröder – es wird deutlich, wir sind eine bunte, vielfältige Truppe.

Anschließend gibt es zwei Vorträge von Mammut und POC. Die Unternehmen haben sich für das Event zusammengeschlossen, beide mit dem Ziel, die Sicherheit der BenutzerInnen in den Fokus zu stellen. Die Geschichte des neuen LVS-Geräts reicht weit zurück: als Mammut 1968 das erste LVS-Gerät auf den Markt brachte, hatte es nur eine Antenne. 50 Jahre später hat das neue Barryvox drei Antennen und eine Reichweite von 70 m. Die Technik kann eigentlich noch mehr, doch die Reichweite wird vom Markt reguliert, damit einzelne Geräte andere nicht überschatten. Wer sich wie ich schon immer gefragt hat, woher dieses nützliche Gerät seinen Namen hat, bekommt hier eine Antwort: Der Name setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „Barry“ und „Vox“. Das erste Wort bezieht sich auf den berühmten Bernhardiner-Hund Barry, der im 19. Jahrhundert als Lawinensuchhund in den Schweizer Alpen lebte. Mit über 40 geretteten Menschen aus Lawinen wurde er zu einer Legende der Bergrettung und ist heute ein Symbol für die Bedeutung der Lawinenhilfe. Der zweite Teil des Namens, „Vox“, stammt vom lateinischen Wort für „Stimme“ oder „Schall“ und verweist auf die akustischen Signale, die das Gerät aussendet, um verschüttete Personen zu orten. Jaqueline Miler, die Produktmanagerin des Safetyequipments bei Mammut, stellt uns das neue Barryvox 2 und Barryvox S2 vor und geht auf die Neuheiten des Geräts ein. Außerdem erklärt sie die Ursache des Recalls: Beim Zusammensetzen der Einzelteile ist bei einzelne Geräten ein mechanischer Fehler aufgetreten, dieser konnte aber innerhalb weniger Tage gefunden und behoben werden. Alle jetzt auf dem Markt verfügbaren Geräte entsprechen dem höchsten Standard und sind auf Fehler kontrolliert worden. Das neue Lawinenverschüttetensuchgerät von Mammut wurde in enger Zusammenarbeit mit Bergprofis und AthletInnen entwickelt, die das Barryvox 2 in den letzten Jahren intensiv getestet haben. Das Ergebnis ist ein Gerät, das nun 22 % dünner und 30 % leichter als seine Vorgänger ist und gleichzeitig mit modernster Technik ausgestattet wurde. Dazu zählt die genannte Reichweite von 70 Metern sowie ein MIP (Memory-in-Pixel)-Display. Da die Pixel ihren Inhalt direkt speichern können, benötigen sie nur dann Strom, wenn sich Farbe oder Helligkeit ändern müssen. Zudem sorgt die reflektierende Technologie des Displays, bei der das Umgebungslicht genutzt wird, für einen hohen Kontrast und eine besonders gute Ablesbarkeit, selbst bei direkter Sonneneinstrahlung oder schwierigen Lichtverhältnissen. Ein weiterer Insider: Wer sich die Pfeile des Displays genauer anschaut, wird feststellen, dass sie an Schweizer Straßensymbole angelehnt sind. Neu ist zudem auch die Feinsuche des Geräts, welche einen schneller zum Ziel führen soll. Wie genau diese funktioniert, werden wir in einem eigenen Artikel zum Test des Barryvox S2 erläutern - stay tuned. Vorweg kann ich aber sagen: Im Schnelltest im Gelände hat mich die intuitive und schnelle Handhabe beeindruckt. Fast direkt wurde ich zu meinem gesuchten Ziel geleitet.

Ein Punkt, auf den ich noch eingehen will, ist die Interferenz, wofür Jaqui die 50/20 Regel erklärt. Die Interferenz des Geräts unterscheidet sich nämlich, genau wie bei allen anderen LVS-Geräten, im Such- und Sendemodus. Im Sendemodus sollte das lebensrettende Gerät mindestens 20 cm von anderen elektronischen Geräten wie Mobiltelefonen, Kameras und Smartwatches entfernt getragen werden – zum Beispiel das LVS in der Tragevorrichtung vor der Brust und das Handy in der Hosentasche. Jaqui rät außerdem, Energieriegel oder andere Snacks in Alu- oder Plastik-Verbundverpackung ebenfalls vom LVS-Gerät fernzuhalten, um das Sendesignal nicht zu stören. Im Suchmodus hingegen ist die Störung durch andere Geräte stärker, was wir auch am folgenden Tag bei einem Geländetest zu spüren bekommen haben. Im Suchmodus sollten elektronische Geräte mindestens 50 cm vom Barryvox S2 entfernt sein. Das bedeutet: Handy in den Rucksack packen, Kameras ggf. den KameradInnen geben und die Uhr weg vom Handgelenk. Die Suchweite und Präzision verbessert sich dadurch sofort. Allerdings bedeutet dies keinesfalls, dass die Interferenztechnologie im Barryvox S2 nicht greifen würde – sie ist nach wie vor in der Lage, Störungen zu erkennen und zu minimieren und weist mit Signalen darauf hin, wenn es Störungen wahrnimmt. Die Safety-Produktmanagering betont jedoch, dass der sicherste Weg immer noch der ist, Interferenzen von vornherein zu vermeiden.

Nach dem Vortag sind wir alle ein bisschen klüger und freuen uns auf den Vortrag von POC über sich und seinen neuen Skihelm mit Obex Connect. Der Helm ist mit innovativer Technologie ausgestattet, um einerseits den Schutz bei Unfällen zu erhöhen und andererseits die Kommunikation zu verbessern. Das Communication-System ermöglicht es nämlich, sich mit anderen Gruppenmitgliedern auszutauschen, ohne den Helm abnehmen zu müssen und ist zudem mit einem Bluetooth-System ausgestattet, sodass man sich mit seinem Handy verbinden kann und gemütlich Musik hören kann. Die Tonqualität überzeugt mich direkt! Besonders interessant ist der im Helm integrierte Chip, der nach einem Unfall ausgelesen werden kann. Dieser erfasst mithilfe von Sensoren die Details des Aufpralls und liefert wertvolle Informationen über den Aufprall.

Und dann geht es auch schon mit unserer Ausstattung los. Die Ansage war mit leichtem Gepäck anzureisen, ohne Ski, Helm und Sicherheitsausrüstung, denn die bekommen wir nun ausgehändigt. Zum Testen bekommen wir das gesamte Sicherheitsequipment, also Lawinenrucksack, Schaufel, Sonde und Barryvox S2 von Mammut ausgeliehen. Und - Überraschung! Wir bekommen alle noch ein Goodiebag und wooho, das Paar Stöckli Ski Edge 88 mit Fritschi Xenci 10 dürfen wir sogar behalten! Weihnachten wurde dieses Jahr wohl vorgezogen.

Nach viel Trubel und Freudenausrufen gibt es zur Krönung des Abends gemeinsames Käsefondue nach Schweizer Art. Wir lassen es uns schmecken und erfreuen uns an den heiteren Ständchen von denjenigen, die es wagen, ein Käsebrotkrumen von ihren Gabeln fallen zu lassen. So viel sei gesagt: in den nächsten Tagen werde ich noch die Singfreude der Schweden besser kennenlernen.

Tag 2

Am nächsten Morgen hält Pierre Mathey, der Schweizer Bergführervorstand, einen kurzen Vortrag, erzählt von dem Beruf, der sich ständig im Wandel befindet und ständig mit neuen Gegebenheiten umgehen muss. Da geht es nicht nur um den Massentourismus in den Bergen, sondern auch um den Klimawandel und die Anpassung daran. Es gibt beispielsweise schon die erste Zusatzausbildung als Mountainbikeguide. Wird das vielleicht der „Ersatz“ zum Winterskiguide, wenn der Schnee ausbleibt? Dann geht es auch schon los Richtung Bergbahnen. Geplant ist ein Tag im Gelände mit BergführerInnen, darunter Nadine Wallner, Jeremie Heitz und Pierre Mathey.

Wegen des heftigen Schneesturms bleibt uns allerdings die Möglichkeit verwehrt, die neuen Skier auszuprobieren, da der Wind zu stark weht und das Skigebiet beide Tage geschlossen bleibt. Ein kleiner Dämpfer, aber so bleibt mehr Zeit für das Sicherheitstraining! Wir machen das Beste daraus, denn der Fokus des Events liegt auf der praktischen Anwendung des LVS-Geräts und der Vorbereitung auf den Ernstfall. So verteilen wir uns auf dem Plateau des Trübsees und bilden Kleingruppen für jede Lerneinheit. Unter den TeilnehmerInnen sind alle Könnens- und Wissensstufen. Das macht es besonders spannend, denn das Barryvox 2 und Barryvox 2S soll ja grade auch für AnfängerInnen eine gute Wahl sein. Schnell stellt sich heraus, dass die Handhabung auch für jene, die das erste Mal ein Barryvox in der Hand halten, schnell gemeistert ist. Wir gehen die unterschiedlichen Stationen durch, vom Gruppencheck bis hin zur Feinsuche. Am Ende gibt es noch eine Suche auf Zeit, wo wir gegeneinander antreten. Alle finden in einer passablen Zeit das gesuchte Gegenstück, auffällig ist jedoch, dass ein Teilnehmer über Unstimmigkeiten in der Signalfindung klagt. Die Ursache des Problems erkennt unser Bergführer sofort: Die Smartwatch am Handgelenk sorgt für Irritationen des Geräts. Das zeigt das Barryvox S2 auch auf dem Bildschirm an, aber in der Hektik geht sowas eben dann doch mal unter.  

Aber wie schon erwähnt, soll dieser Artikel nicht zu detailliert auf die Handhabung des Barryvox S2 eingehen - ein ausführlicher Materialtest von PowderGuide folgt noch.

Als Nächstes testen wir die POC Obex Connect Helme. Den Sound habe ich am Vorabend schon gelobt, doch die Funk-Funktion stellt uns alle vor eine kleine Herausforderung. Wenn alle den Helm richtig bedienen, funktioniert die Verbindung einwandfrei und man hört die sprechende Person klar und deutlich. Leider schleichen sich bei einigen von uns Bedienungsfehler ein. Ich persönlich habe beispielsweise das Gefühl, dass meine Handschuhe etwas zu klobig sind, um die Knöpfe am Helm präzise zu bedienen. Außerdem vergesse ich ständig die richtige Tastenkombination und mute mal mich, mal die Gruppe – aber immer in der falschen Reihenfolge. Übung macht vermutlich die Meisterin! Leider hatten wir dafür nicht genügend Zeit, und mein Eindruck war, dass mich die vielen Funkverbindungen und die Möglichkeit, Musik zu hören, eher abgelenkt haben. Auf der Piste ist es sicherlich spaßig, mit Freunden und Familie zu plaudern, aber im Gelände bevorzuge ich dann doch eher die Ruhe, um meine Umgebung aufmerksam wahrnehmen zu können und greife wenn nötig auf die guten alten Funkgeräte zurück, die nur eine Taste haben.

Nach einem Tag in der Kälte, bei Wind, Wetter und Schneeregen gibt es eine Jause am Berg und im Anschluss einen spannenden Vortag von Nicolas Hale-Woods, dem Gründer der Freeride World Tour. Alles begann, als er beim Verbier Extreme den Snowbaordern zugeschaut hat und sich dachte: „Das kann ja nicht sein, dass das nur einmal im Jahr stattfindet!“ Gedacht, getan - 2007 startete in Kooperation mit Red Bull die erste Freeride Wold Tour. Seitdem ist Nicolas der Kopf hinter der Tour, die mittlerweile um die ganze Welt reist und wohl auch in China auf große Begeisterung stößt. Nicolas ist eigentlich Snowboarder, dass die Männer-Ski-Competitions eine deutlich höhere Einschaltquote haben, ärgert ihn ein wenig. Umso schöner, dass er sich dafür einsetzt, dass alle, unabhängig von Geschlecht oder Disziplin, die gleichen Preise für ihre Leistungen erhalten.

Er spricht auch davon, was ihn hinter den Kulissen bewegt: die Sicherheit des Events und seine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sie gegeben ist. Seit Beginn der FWT ist glücklicherweise noch kein schwerer Unfall passiert. Doch er betont, dass es sich hierbei um ein „numbers game“ handelt – auf gut Deutsch: Es ist eine Frage der Statistik, irgendwann wird bei so einem Extremsport etwas passieren. Dennoch sieht er es als seine Aufgabe, den Wettkampf so sicher wie möglich zu gestalten. Hierfür werden die Hänge, die sog. „Faces“, schon Tage und Wochen vorher beobachtet. Alle Rider bekommen zudem das Face aus unterschiedlichsten Perspektiven durch Drohnenaufnahmen gezeigt, um sich auf ihre Line vorzubereiten. Schutzkleidung wie Helm und Rückenprotector sind obligatorisch und unten wartet ein professionelles Rettungsteam, falls doch mal etwas passiert. Man merkt, dass das Thema ihm am Herzen liegt.

Unten wieder angekommen trifft sich die Gruppe nach kurzer Pause zum Schwedischen Dinner in der legendären Ski-Lodge. Jetzt blühen die Schweden erst richtig auf und zu jedem Kurzen wird ein Lied gesunden. Inhaltlich verstehe ich zwar nichts, aber es erinnert mich an Seefahrergesang und ich stimme summend mit ein. Gemütlich lassen wir den Abend an der Bar mit DJ ausklingen.

So vergeht die Zeit wie im Flug und am nächsten Morgen ist das Event auch schon wieder zu Ende. Ich hatte eigentlich noch viele Fragen, doch die hebe ich mir wohl für das nächste Mal auf.

Mein Fazit: Mammut hat sich ordentlich ins Zeug gelegt und ein wunderbares Event veranstaltet. Trotz der Wetterbedingungen wurde ein spannendes und vielseitiges Programm geboten. Der Fokus des Events lag darauf, am Anfang der Saison unser Lawinen-Wissen wieder aufzufrischen, eingerostete Handgriffe zu üben und sich physisch sowie mental wieder auf den Winter und die damit einhergehenden Gefahren einzustellen. Auch wenn wir dieses Mal nur von traumhaften Powder-Abfahrten träumen können und Engelberg ohne Powderlines verlassen müssen, ist die Kernbotschaft bei uns angekommen. Ein gelungener Mix aus neuem Wissen, Auffrischen von Bekanntem und ein ganzer Tag in der Anwendung. Das Barryvox S2 ist einfach zu bedienen, was es eben auch für Einsteigerinnen und Einsteiger zu einer guten Wahl macht. Die Suche funktioniert präzise und wird sowohl visuell als auch akustisch hilfreich unterstützt. Die klaren Anweisungen und verbesserte Feinsuche können im Ernstfall eine wertvolle Hilfe sein, um auch unter Schock schnell reagieren zu können. Ich nehme aus Engelberg eine ganze Menge wieder mit nach Innsbruck, physisch wie auch mental, und erinnere mich gerne an die Menschen und die Zeit zurück.

Danke an Mammut, für die Orga und das tolle Event!

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