Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Diese Seite ist auch verfügbar auf English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Events

PartnerNews | Arc'teryx Freeride Academy 2024: IT’S A WRAP!

Arc’teryx Freeride Academy: Lawinen-Notfall Training und Recco

07.02.2024
Antonia Paulus
Bei der Arc’teryx Freeride Academy vom 1. bis 4. Februar 2024 standen mehr als 40 verschiedene Kurse auf dem Programm. PowderGuide durfte bei Sonnenschein und wolkenlosem Himmel die Clinic Lawinenkunde & Sicherheit am Berg mit Recco bei der Arc‘teryx Freeride Academy am Son(nen)tag besuchen. In einer Gruppe von sechs TeilnehmerInnen plus zwei Bergführern fand der Lawinenkurs im Gelände vom Skigebiet St. Anton am Arlberg statt. Der Kurs war für alle Level, Ski/SnowboarderInnen ausgelegt und trotzdem konnte jede Person individuell ihr Wissen und Können erweitern. Das genaue Tagesprogramm der Arc’teryx Clinic und die wichtigsten Aspekte und Abläufe bei einer Lawinenverschüttetensuche, erfahrt ihr hier.

Der Lawinenkurs startet, wie alle anderen Freeride Clinics auch, um 8.30 morgens im Arc’teryx Village im Herzen von St. Anton. Im Village geht es frühmorgens schon wild zu und von SnowboarderInnen bis SkifahrerInnen, Guides, AthletInnen und TeilnehmerInnen findet man gespannte, motivierte und grinsende Gesichter vor. Langsam finden sich die TeilnehmerInnen bei den Kursschildern als Gruppe zusammen und nach einer kurzen Kennenlernrunde und Vorstellung des Tagesplans der Guides geht es schon Richtung Berg.  

Wir sind eine Gruppe von sechs internationalen TeilnehmerInnen und haben Chris und Axel als unsere lokalen Bergführer dabei. Nach der ersten Liftfahrt werden auf 1850 Meter die persönlichen Erfahrungen, der Wissensstand zum Thema Lawinensicherheit und die Erwartungen der KursteilnehmerInnen für den Tageskurs im Plenum geteilt und besprochen. Das Wichtigste zuerst: der LVS Check: haben alle Mitglieder das LVS-Gerät angeschaltet? Befindet sich das Handy mindestens 20 cm entfernt vom LVS-Gerät? Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Set und Snacks sind dabei? JA, los geht’s!

Wir schlagen nach zwei Aufwärmfahrten unser Lager im Gelände neben der Piste der Arlenmähderbahn auf und legen vorerst Ski und Snowboards auf die Seite. Das erste Thema des Tages ist die Funktion und Wichtigkeit von einem 3-Antennen LVS-Gerät. Bei manchen LVS-Geräten sind die Antennen durch das Gehäuse sichtbar: zwei etwas größere Antennen auf der x- und y-Achse und eine Kleinere für die z-Achse. Im Sende Modus gibt es zwischen dem 2- und dem 3- Antennen Gerät keinen Unterschied, da nur die längste Antenne auf der x-Achse sendet. Im Suchmodus allerdings schon: die zwei horizontalen Antennen suchen das Signal in die jeweilige Richtung und die dritte Antenne ermittelt die genaue Punktortung. Das heißt also, die dritte Antenne ist essenziell für eine exakte Lokalisierung, unabhängig von der Sendertiefe und Lage, der verschütteten Person. Somit kann entscheidende Zeit in der Feinsuche (Sondieren und Schaufeln) gespart werden. Das heißt also, sobald es ins Gelände geht: NUR mit einem 3-Antennen LVS-Gerät.

Es wird nach dem kurzen Theorieinput wieder aktiv: in Teams werden drei verbuddelte LVS-Geräte (Sender) gesucht. Zuerst wird ein Signal gesucht, dann geht es in die Grobsuche, mit ca. 50 Meter Entfernung folgt man den Pfeilen auf dem Bildschirm des LVS-Gerätes in schnellen Schritten und kommt entlang der Frequenzlinien dem verbuddelten Sender immer näher. Sobald die Zahl am Bildschirm größer wird, dreht man sich um 180 Grad und versucht die andere Richtung, dann sollte die Zahl wieder kleiner werden und bei einer Nähe von 10 Metern zu dem verschütteten Sender sollen die Schritte langsamer werden. Bei rund zwei bis drei Meter Entfernung geht man mit dem LVS Gerät auf die Schneeoberfläche und die Feinsuche beginnt: Sobald das kleinste Signal geortet wurde, wird der Punkt mittels der Schaufel oder ähnlichem markiert. Nachdem drei Signale gefunden worden sind, gibt es internes Feedback: Was funktioniert schon gut, wo gibt es Schwierigkeiten, was sollte schneller ablaufen?

Wichtig ist, dass die Sonde DIREKT neben der Schaufel im 90 Grad Winkel zum Hang in den Schnee gestochen wird. Im 20 bis 25 cm Abstand wird in Schneckenhausform sondiert - nutze hierfür auch die Metermarkierung auf der Sonde - und der Körper folgt der Sonde. Es gibt unterschiedliche Sondierarten: Welche du wählst, ist egal, Hauptsache du hast ein System! Durch Sondieren von unterschiedlichen Objekten wie Ski, Rucksack oder Schnee, bekommen wir ein Gefühl für das richtige Sondieren und auch hierfür heißt die Hausaufgabe: üben, üben, üben. Sobald die Sonde auf einen Widerstand stößt, der deutlich ein Mensch / Equipment ist, wird geschaufelt.

Beim Schaufeln ist nicht die Schnelligkeit entscheidend, sondern die Technik: Sobald es mehrere Suchende gibt, schaufelt eine Person an der Sonde vertikal Richtung Boden, die zweite und dritte Person schaufeln entweder wie in einem Dreieck den Schnee weg, oder die Personen bilden eine Kette hintereinander. Die Schaufelposition an der Spitze des Dreiecks, direkt bei der Sonde, muss allerdings bei allen Variationen durchgewechselt werden, um Kraft und Zeit zu sparen.

Grobsuche, Feinsuche, Markieren, Sondieren, Schaufeln und dann?

Sobald die verschüttete Person ausgegraben wurde, steht allerdings die nächste Herausforderung an: wie berührt, kommuniziert und bewegt man die gefundene Person? Wichtig ist, dass die Person möglichst vorsichtig und langsam bewegt wird und auf keinen Fall aufstehen darf oder schnelle Bewegungen durchgeführt werden. Das Problem ist der Blutfluss: wenn die verschüttete Person zu lange in einer Position eingegraben war, staut sich das kalte Blut zum Beispiel in den Füßen und wenn dieses durch schnelle Bewegungen zum Herz fließt, kann es zum Herzstillstand kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, nach Verletzungen Ausschau halten oder wenn möglich direkt nachfragen und die gefundene Person nicht allein lassen. Alle Utensilien wie zum Beispiel der Rucksack, Skier etc. sollten nicht frei im Feld herumliegen, da bei einer Hubschrauberlandung alles Unbefestigte aufgewirbelt wird und entweder für mehr Verletzungen sorgt, oder vom Wind verweht wird. Vor allem sollte der Rucksack mit dem Erste-Hilfe Set in der Nähe bleiben.

Nach einer kurzen Mittagspause geht das Programm direkt weiter. Nachdem wir den Ablauf der Feinsuche in der Gruppe Schritt für Schritt langsam und mit Input der Bergführer durchgeführt haben, suchen wir in Teams auf eigene Faust tiefer vergrabene Sender, wenden das theoretische Wissen in der Praxis an und geben gegenseitig Feedback mit Chris und Axel an unserer Seite. Da Teamarbeit in einem Lawinenszenario das Wichtigste ist, wird dies auch direkt ausprobiert. Wenn mehrere Personen suchen, sollte zuerst Ausschau nach den Verschütteten oder Einfahr-/Ausfahrtspuren gehalten werden. Eine Person übernimmt das Kommando und teilt eine andere Person ein, den Rettungsanruf durchzuführen. TIPP: Die SOS-EU-alp App vereinfacht diesen Ablauf und funktioniert EU-weit. Die Person mit dem Kommando sucht NICHT selbst (wenn genug Personen vor Ort sind), sondern behält die Situation im Überblick. Es sollen nur so viele LVS-Geräte/Personen suchen, wie Menschen verschüttet sind (falls das ersichtlich/eindeutig ist) und die anderen Geräte werden ausgeschaltet, um Störsignale zu verhindern (Voraussetzung: das Suchfeld ist sicher vor weiteren Lawinen).

Es beginnt die Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche und die KameradInnen-Rettung. In der Theorie: klar, macht Sinn! In der Praxis: üben, reflektieren, üben, Feedback, üben…

Als Tagesabschluss wird das RECCO-System vorgeführt und ausprobiert. Wusstest du, dass RECCO auch für Sommerabenteuer in den Bergen wichtig ist? Eine Lokalisierung bei einer organisierten Rettung kann durch die Reflektoren lebenswichtige Zeit sparen. Um 14 Uhr wird das Lager zusammengepackt und nach einer Feedbackrunde geht es bei gefühlten 20 Grad auf der Mugelpiste Richtung Tal. Das Arc’teryx Freeride Village erwartet uns schon mit Goodies, Drinks und Essen. Was für ein spannender und gelungener Tag!

Natürlich hoffen wir darauf, dass wir nie in eine solche Situation kommen, aber wir sollten uns den Gefahren im Gelände bewusst sein und uns stets zum Beispiel auf www.Lawinen.report informieren, das Gelernte jede Saison wiederholen und ein Lawinenkurs ist egal, ob für BergexpertInnen oder AnfängerInnen, immer spannend und jeder Kurs beinhaltet ein neues Aha-Erlebnis. Die Schritt-für-Schritt-Herangehensweise, die kleine Gruppengröße, das Wissen der Bergführer und die Mischung aus Theorie und Praxis der Arc’teryx Freeride Academy Clinic für Lawinenkunde und -sicherheit ist eine wunderbare Option, das Wissen aufzufrischen - nächste Saison also ein Fixtermin!

Fotogalerie

Ähnliche Artikel

Kommentare