Sobald die verschĂŒttete Person ausgegraben wurde, steht allerdings die nĂ€chste Herausforderung an: wie berĂŒhrt, kommuniziert und bewegt man die gefundene Person? Wichtig ist, dass die Person möglichst vorsichtig und langsam bewegt wird und auf keinen Fall aufstehen darf oder schnelle Bewegungen durchgefĂŒhrt werden. Das Problem ist der Blutfluss: wenn die verschĂŒttete Person zu lange in einer Position eingegraben war, staut sich das kalte Blut zum Beispiel in den FĂŒĂen und wenn dieses durch schnelle Bewegungen zum Herz flieĂt, kann es zum Herzstillstand kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, nach Verletzungen Ausschau halten oder wenn möglich direkt nachfragen und die gefundene Person nicht allein lassen. Alle Utensilien wie zum Beispiel der Rucksack, Skier etc. sollten nicht frei im Feld herumliegen, da bei einer Hubschrauberlandung alles Unbefestigte aufgewirbelt wird und entweder fĂŒr mehr Verletzungen sorgt, oder vom Wind verweht wird. Vor allem sollte der Rucksack mit dem Erste-Hilfe Set in der NĂ€he bleiben.
Nach einer kurzen Mittagspause geht das Programm direkt weiter. Nachdem wir den Ablauf der Feinsuche in der Gruppe Schritt fĂŒr Schritt langsam und mit Input der BergfĂŒhrer durchgefĂŒhrt haben, suchen wir in Teams auf eigene Faust tiefer vergrabene Sender, wenden das theoretische Wissen in der Praxis an und geben gegenseitig Feedback mit Chris und Axel an unserer Seite. Da Teamarbeit in einem Lawinenszenario das Wichtigste ist, wird dies auch direkt ausprobiert. Wenn mehrere Personen suchen, sollte zuerst Ausschau nach den VerschĂŒtteten oder Einfahr-/Ausfahrtspuren gehalten werden. Eine Person ĂŒbernimmt das Kommando und teilt eine andere Person ein, den Rettungsanruf durchzufĂŒhren. TIPP: Die SOS-EU-alp App vereinfacht diesen Ablauf und funktioniert EU-weit. Die Person mit dem Kommando sucht NICHT selbst (wenn genug Personen vor Ort sind), sondern behĂ€lt die Situation im Ăberblick. Es sollen nur so viele LVS-GerĂ€te/Personen suchen, wie Menschen verschĂŒttet sind (falls das ersichtlich/eindeutig ist) und die anderen GerĂ€te werden ausgeschaltet, um Störsignale zu verhindern (Voraussetzung: das Suchfeld ist sicher vor weiteren Lawinen).
Es beginnt die Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche und die KameradInnen-Rettung. In der Theorie: klar, macht Sinn! In der Praxis: ĂŒben, reflektieren, ĂŒben, Feedback, ĂŒbenâŠ
Als Tagesabschluss wird das RECCO-System vorgefĂŒhrt und ausprobiert. Wusstest du, dass RECCO auch fĂŒr Sommerabenteuer in den Bergen wichtig ist? Eine Lokalisierung bei einer organisierten Rettung kann durch die Reflektoren lebenswichtige Zeit sparen. Um 14 Uhr wird das Lager zusammengepackt und nach einer Feedbackrunde geht es bei gefĂŒhlten 20 Grad auf der Mugelpiste Richtung Tal. Das Arcâteryx Freeride Village erwartet uns schon mit Goodies, Drinks und Essen. Was fĂŒr ein spannender und gelungener Tag!
NatĂŒrlich hoffen wir darauf, dass wir nie in eine solche Situation kommen, aber wir sollten uns den Gefahren im GelĂ€nde bewusst sein und uns stets zum Beispiel auf www.Lawinen.report informieren, das Gelernte jede Saison wiederholen und ein Lawinenkurs ist egal, ob fĂŒr BergexpertInnen oder AnfĂ€ngerInnen, immer spannend und jeder Kurs beinhaltet ein neues Aha-Erlebnis. Die Schritt-fĂŒr-Schritt-Herangehensweise, die kleine GruppengröĂe, das Wissen der BergfĂŒhrer und die Mischung aus Theorie und Praxis der Arcâteryx Freeride Academy Clinic fĂŒr Lawinenkunde und -sicherheit ist eine wunderbare Option, das Wissen aufzufrischen - nĂ€chste Saison also ein Fixtermin!