Wir wagen den Selbstversuch …
Eine Schönwetterphase steht vor der Tür. Die Schneegrenze ist bereits sehr hoch, aber darüber liegt immer noch viel Schnee. Skitouren benötigen bereits eine hohe Starthöhe, wenn man nicht auf Skitragen steht. Die Skitourendatenbank in meinem Kopf liefert für die aktuellen Bedingungen ein klares Ergebnis: Es sind perfekte Bedingungen für eine Durchquerung der Ötztaler Alpen mit hohem Start im Kaunertal auf 2.750 m, einem Abstecher ins hintere Ötztal und mit Ende am Pitztaler Gletscher, der Skiweg könnte noch bis weit ins Tal schneebedeckt sein und beide Täler sind öffentlich gut angebunden. Was für eine perfekte Skidurchquerung noch fehlt, sind Freunde, die Mitte Juni immer noch motiviert für Skiabenteuer sind und die sich nicht vor Öffis fürchten, aber daran fehlt es mir zum Glück selten. Teresa und Dani waren sofort von meiner Idee begeistert. Die grobe Route war schnell geplant, die Detailplanung wird auf die Anreise im Zug verlegt, da ist noch genügend Zeit dafür. Eines der Dinge, die ich an den Öffi-Touren mag: Man startet ganz entspannt ins Abenteuer.
Los geht’s …
Als Team sind wir perfekt eingespielt, sodass die Packliste und die Aufteilung von Material und Verpflegung schnell organisiert sind. Unsere unterschiedlichen Anfahrtsrouten führen am Bahnhof Innsbruck zusammen. Als erfahrene Öffi-Fahrerinnen haben wir bereits unsere Stöcke mittels Stripe auf die Ski gespannt und Schuhe und Helm fest am Rucksack verstaut, um möglichst kompakt unterwegs zu sein. Bei Durchquerungen versucht man ohnehin, möglichst gewichtssparend zu packen. Das Argument des schweren Gepäcks ist somit entkräftet. Wir ernten überraschte Blicke, vermutlich wegen unserer Skiausrüstung bei den frühsommerlichen Temperaturen, dabei ist es doch jetzt am schönsten und die Chancen auf Einsamkeit am Berg sind hoch.
Während der Fahrt finalisieren wir noch die Tourenplanung und überlegen uns mögliche Varianten, falls sich die Lawinen- oder Schneelage vor Ort anders zeigen als erwartet. Essenziell ist die offline Speicherung der Busfahrpläne für alle Varianten, denn am Berg kann Internetempfang Mangelware sein. Ein Akkupack im Rucksack zu haben, ist bei mehrtägigen Touren ohnehin kein Fehler. Sorgen bereitet uns noch die Gewittermeldung für den Nachmittag, da sollten wir aber schon auf der Hütte sein.