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Events

TeilnehmerReport | Mit risk'n'fun beim „Next Level“ am Kitzsteinhorn

Im zweiten Teil der r'n'f Freeride Ausbildung werden Touren selbstständig geplant und durchgeführt.

von Lisa Hempfer 02.03.2018
Lisa Hempfer, Gewinnerin der diesjährigen risk'n'fun Campausschreibung auf PowderGuide.com, berichtet vom Next Level Camp am Kitzsteinhorn. Nachdem sie sich bei der Trainingssession Anfang der Saison am Knie verletzt hatte, konnte sie nach einer schneller Genesung zum Glück auf an der zweiten Ausbildungsstufe teilnehmen. Beim Next Level Camp geht es in erster Linie um eigenständige Tourenplanung und -durchführung.

Nachdem sich meine Verletzung bei der risk’n’fun Trainingssession in Sölden als etwas unglücklicher als erwartet entpuppt hatte, war nicht ganz klar, ob ich in dieser Saison überhaupt nochmal snowboarden können würde. Doch nach sechswöchiger Turbogenesungsphase gab es schließlich grünes Licht, mich wieder auf’s Board zu stellen. Die Freude war also riesig, als ich Dani von risk’n’fun mitteilen konnte, dass ich am Next Level teilnehmen würde. Denn diesmal sollte Tourenplanung und -durchführung im Mittelpunkt stehen, genau das Gebiet, auf dem ich mich weiterentwickeln wollte. In der Zwischenzeit konnte ich dann auch schon wieder ein paar feine Touren gehen und mich langsam an anspruchsvollere Aktionen herantasten.

In Kaprun angekommen ging es direkt mit Sack und Pack in die Gondel, um zu unserer Unterkunft zu gelangen. Diese befand sich genialerweise auf 2400 m mitten im Skigebiet. Wir legten nach einem kurzen Kennenlernen auch sofort mit dem Programm los und brachten uns nochmal auf den neuesten Stand im Umgang mit der LVS-Ausrüstung, da die Trainingssession bei manchen Teilnehmern doch schon ein paar Jährchen zurück lag. Schnell zeigte sich aber, dass noch einiges hängen geblieben war und ein erstes einfaches Suchszenario funktionierte sicher und zügig.

Die Trainingssession (Level 1) als inhaltliche Grundlage für das Next Level

Da am Sonntag beim Blick aus dem Fenster nichts als Weiß zu erkennen war, starteten wir ziemlich gemütlich in den Tag. Unsere Freeridestrategien vom ersten Camp wurden nochmal durchgesprochen, dem Rest der Gruppe präsentiert und gemeinsam diskutiert. Dann ging es trotz der mäßigen Aussicht endlich nach draußen, um uns locker warm zu fahren. Die Gipfelstation ragte aber schon ganz knapp aus dem Nebel, sodass wir erste Beobachtungen im Gelände zur aktuellen Lawinensituation und vorherrschenden Gefahrenzeichen anstellen konnten und auch direkt mit einer feinen Powderabfahrt starten konnten. Den Rest des Tages verbrachten wir in einem Wechselspiel aus Sonne und Whiteout, wobei letzteres leider eindeutig die Oberhand hatte.

Das Programm wurde kurzerhand angepasst und größere Aktionen im Gelände ersetzten wir durch eine ausgiebige Schneedeckenanalyse mit Rutschblocktest und eine kleine Softskillsübung. Als wir nachmittags mal wieder über dem Nebel angekommen waren, hatten wir die Wahl zwischen einer ziemlichen Buckelpiste zu unserer Rechten und einem unverspurten Traumhang zu unserer Linken, wo es allerdings einen kurzen Aufstieg zurückzulegen galt. Das passte uns sowieso super ins Programm und der erste kleine Hike wurde mit einer genialen Powderabfahrt über den Wolken belohnt, mit welcher wir den Tag dann auch beendeten.

Die gute alte Alpenvereinskarte 

Direkt im Anschluss ging es mit einer Theoriesession zur Kartenkunde weiter, die ich persönlich besonders spannend fand. Es gab nochmal einen Haufen hilfreiche Tipps und Infos rund um das Lesen von topografischen Karten und wie man diese zur Planung heranzieht. Dabei zeigte sich auch, dass, trotz all des technischen Fortschritts, die gute alte Alpenvereinskarte aus Papier noch lange nicht ausgedient hat. Apps und Online-Karten vereinfachen mit Features wie eingeblendeter Hangneigung das Lesen zwar ungemein und sind super, um sich einen Überblick über die Tour und das Terrain zu verschaffen. Doch bei der genaueren Planung kommen diese recht schnell an ihre Grenzen. Bei einer topografischen Karte kann man die Geländeform doch deutlich genauer herauslesen. Und außerdem ist es ja auch ganz nett, nicht vollkommen verloren zu sein, falls das Handy am Berg mal schlapp macht.

Nach dem Abendessen gab es von unseren Bergführern noch einen kurzen Vortrag zur Tourenplanung, den wir direkt im Anschluss selbst in der Praxis anwenden konnten, indem wir in Dreierteams unterschiedliche Varianten für eine Tour am morgigen Tag durchplanten.

Unterschiedliche Voraussetzungen

Da sich schon beim Frühstück ein Traumtag abzeichnete, entschieden wir uns, die ausgedehnteste unserer drei Varianten in die Tat umzusetzen. Bei genialen Bedingungen ging es also topmotiviert los, nur um uns direkt beim Auffellen mit der ersten Komplikation konfrontiert zu sehen. Der liebe Sven konnte seine Felle trotz aller Bemühungen nicht dazu bewegen, auf dem frisch gewachsten Splitboard kleben zu bleiben. In vorbildlicher Gruppenleistungen wurden diese dann mit einer beachtlichen Menge Kabelbindern plus der Skifix unseres Bergführers provisorisch befestigt, sodass wir uns mit etwas Verzögerung alle gemeinsam auf den Weg Richtung Gipfel machen konnten.

Waren wir in der Abfahrt noch eine total homogene Gruppe, kristallisierten sich beim Aufstieg schnell unterschiedliche Voraussetzungen heraus. Für die meisten von uns eine volle Genusstour, musste sich der einzige Teilnehmer mit Schneeschuhen schon deutlich mehr anstrengen. Und unser Alleinunterhalter Dimitri konnte sich nach eigener Aussage „allein durch Willenskraft“ bis zum Gipfel durchkämpfen. Schließlich stand er auch zum ersten Mal überhaupt auf einem Splitboard. Dafür klappten die Spitzkehren aber schon ganz gut und die Strapazen wurden mit einer herrlichen Aussicht sowie einer traumhaften Abfahrt belohnt.

Die Tipps zu Spuranlage, optimaler Geländeausnutzung und wie wir typische Geländefallen vermeiden, waren total hilfreich und unser Bergführer Herwig hat auch aufmerksam darauf geachtet, dass sich niemand, egal wie erschöpft, um die Spurarbeit drücken konnte, lernt man dabei doch deutlich mehr, als wenn man nur blind hinterher stapft. Den Tag beendeten wir mit einer kurzen Reflexion zur Tour, der selbstständigen Planung für den nächsten Tag und einer kleinen Übung zur eigenen Risikobereitschaft.

Bei schlechter Sicht: VERZICHT!

Aufgrund der nicht ganz eindeutigen Wettervorhersage hatten wir vorsichtshalber zwei Pläne gemacht. Beim ersten Blick aus dem Fenster war es zwar bewölkt, aber die Sicht war eigentlich ganz passabel. Doch als wir unsere Müslischüsselchen ausgelöffelt hatten, war die Unterkunft schon wieder von Nebel verhüllt. Objektiv betrachtet sprachen natürlich einige Faktoren gegen unseren Plan A, eine recht kurze und einfache Skitour. Trotz allem war unsere Motivation ungebrochen. Wir dachten uns, es könnte ja eine ganz nette Orientierungsübung mit Karte und Kompass werden, und einen Bergführer hatten wir schließlich auch dabei. Als wir diesem unseren Plan vorstellten, teilte er uns mit, dass er es für ziemlichen Schwachsinn hielt, bei den Bedingungen die geplante Tour zu starten.

Um den Lerneffekt zu verstärken, ging es dann gleich mal auf die Skiroute um auszutesten, wie man sich im Gelände ohne jegliche Sicht fühlt. Wir tasteten uns also im Schneckentempo und definitiv nicht auf dem Höhepunkt unseres fahrerischen Könnens von Markierung zu Markierung. Die Vorstellung, diese Aktion im freien Gelände ohne künstliche Anhaltspunkte und mit allerlei alpinen Gefahren zu starten, kam uns dann tatsächlich nicht mehr sehr durchdacht vor. Fazit des Tages war also: „Bei schlechter Sicht WIRKLICH Verzicht.“ Langweilig wurde uns aber trotzdem nicht und wir konnten den Tag perfekt für das erneute Üben und die Simulation des Ernstfalls in Form einer Mehrfachverschüttung und einer Lawinengasse nutzen.

Am letzten Tag stand uns offen, welche Inhalte wir vertiefen und wie wir den Tag nutzen wollten. Die zwischenzeitlich ganz gute Sicht hätten wir eigentlich gerne genutzt, um nochmal einen Aufstieg zu machen. Ein Mitglied unserer Gruppe hatte dann aber mal wieder mit (diesmal unlösbaren) Materialproblemen zu kämpfen, sodass wir unseren Plan kurzerhand anpassten, um nochmal mit allen gemeinsam so viel wie möglich vom Tag zu haben. Dann gab es eben ein paar feine Variantenabfahrten, einige Entscheidungssituationen und mit Schneelupe bewaffnet den vertieften und nun selbstständigen Blick in die Schneedecke.

Alles in allem war es wieder ein wahnsinnig lehrreiches Camp mit super viel neuem Input, neuen Erfahrungen und einer genialen Truppe, wobei wir definitiv das beste aus den wechselhaften Bedingungen herausholen konnten. Es ist wirklich beeindruckend zu beobachten, was für Fortschritte wir im Lauf der ersten beiden Camps gemacht haben, sowohl jeder Einzelne, als auch als Team. Dafür geht ein fettes „Danke“ an unseren Bergführer Herwig und unsere Trainerin Gitti, die neben dem Input zu den Softskills auch noch mit super Techniktraining für uns Snowboarder zur Stelle war. Und natürlich auch an Eva und Matthias, sowie alle Teilnehmer. Ich freue mich jetzt schon auf das Chill-Out im März. Und der Plan für zwischendurch: So viel Zeit am Berg wie möglich und dabei natürlich immer fleißig: wahrnehmen, beurteilen und entscheiden.

Alle weiteren Infos und Anmeldung zu risk´n´fun FREERIDE I KLETTERN I BIKE unter www.risk-fun.com

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