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Events

TeilnehmerReport | risk'n'fun FREERIDE - Trainingssession in Sölden

"Der didaktische Ansatz hat absolut überzeugt!"

von Lisa Hempfer 21.12.2017
Auch dieses Jahr haben wir gemeinsam mit risk'n'fun wieder einen Ausbildungsplatz für die r'n'f Camps Trainingssession, Next Level und für das Chillout vergeben. Lisa, die diesjährige Gewinnerin, berichtet von der Trainingssession in Sölden. Die nächsten freien Plätze gibt es übrigens beim Camp am Hochkönig im Februar!

Als mir mein Skitour-Buddy erzählte, dass man bei PowderGuide die 3-stufige Ausbildung mit risk’n’fun gewinnen konnte, habe ich nicht lange gezögert und mich beworben. Die Trainingssession, das Next Level Camp und als Sahnehäubchen das Chill Out passten ziemlich gut in meine Planung für diesen Winter.

Nachdem ich das letzte Jahr in Chile verbracht habe und dort meine Liebe zum Klettern entdeckt habe, sowie auch einiges an Skitouren und anderen Bergexpeditionen unternommen habe, stehen diesen Winter ziemlich ehrgeizige Projekte auf dem Programm: Entgegen dieser bösen Stimmen, die besagen, ein Splitboard sei alpinistisch nicht wertvoll, möchte ich anfangen, Hochtouren zu gehen sowie mich langsam an anspruchsvollere, alpinistischere Touren herantasten. Dazu war es mir super wichtig, als Basis mein Know-how über Lawinen und das sichere Verhalten im Gelände auf den neuesten Stand zu bringen. Dieses ist in den letzten Jahren leider etwas lückenhaft geworden, da ich relativ wenig unternommen habe, um es aufzufrischen.

Praktische Übung für den routinierten Umgang

Nun habe ich mich seit Winterbeginn schon sehr viel mit der Theorie auseinandergesetzt und auch schon versucht, diese auf einigen Touren (Danke Petrus für diesen genialen Winterauftakt!) anzuwenden. Doch gerade praktische Übungen zum routinierten Umgang mit der LVS Ausrüstung und dem richtigen Verhalten im Notfall waren Inhalte, die mir noch fehlten und die ich mir von der Trainingssession erhoffte.

Also ging es top motiviert nach Sölden, wo am Samstagabend erst einmal Kennenlernen und eine kleine Einführung in die Thematik folgten. Dabei wurde schnell klar, dass wir eine total durchgemischte Gruppe sein würden, manche Teilnehmer schon mit beachtlichem Wissen und Erfahrung, aber eben auch totale Neulinge auf dem Gebiet, jedoch alle mit relativ ähnlichen Erwartungen an das Camp: Wichtig war der Gruppe vor allem, den Umgang mit der Notfallausrüstung zu üben, den Ernstfall zu simulieren und natürlich sollten schlicht auch der Spaß und die Powderlines nicht zu kurz kommen!

Wie unterschiedlich doch die Wahrnehmung ist!

Der erste Tag auf dem Board stand dann ganz im Zeichen des Wahrnehmens. Dabei nahmen wir erst uns selbst, dann die Gruppe und schließlich auch unsere Umgebung, das Gelände, in den Fokus. Letzteres war bei der schlechten Sicht sowieso gar nicht mal so einfach. Erste Übungen mit der LVS-Ausrüstung wurden durch eine risk’n’fun-typische Softskill-Übung ergänzt. Hier wurden wir ziemlich überrascht, wie unterschiedlich unsere Wahrnehmung ist, obwohl wir ein und dasselbe sehen. Umso wichtiger ist deshalb die Kommunikation, um Missverständnisse in der Gruppe zu verhindern.

Abends stand dann die dazugehörige theoretische Session auf dem Programm, wobei es um die „Stop or go“ Methode des Österreichischen Alpenvereins ging. Diese wurde uns jedoch nicht als Frontalunterricht präsentiert, sondern wir mussten sie uns selbst aktiv erarbeiten und das wichtigste für uns herausfiltern, immer mit den Guides und Trainern zur Stelle, wenn Fragen aufkamen oder es Diskussionsbedarf gab.

Routine und Übung für einen kühlen Kopf

Am zweiten Tag übernahmen dann wir Teilnehmer als Zweierteams abwechselnd die Leitung der Gruppe, wieder unterstützt von Bergführer und Trainer. Das führte bei der mäßig guten Sicht und den noch nicht ganz ausgeprägten Ortskenntnissen schon zu ersten Unsicherheiten. Danach stand wieder eine Softskill Übung auf dem Programm, bei der wir uns über unsere eigene Risikobereitschaft klar werden sollten.

Später am Tag kamen wir dann vollkommen unvorbereitet zu einer simulierten Mehrfachverschüttung, bei der die Guides nicht darauf verzichtet hatten, alle erdenklichen Schwierigkeiten und Fallen einzubauen. Auf einmal wurde gefühlt alles in der Theorie Gelernte über den Haufen geworfen, und der Suchvorgang, der am Anfang noch ruhig und koordiniert ablief, wurde mit voranschreitender Zeit immer chaotischer.

Dass der einzige Unverschüttete seinen Pieps noch immer auf Senden geschaltet hatte, fiel uns erst nach 10 Minuten auf, teilweise wurde bei einem Treffer mit dem Pieps gleich geschaufelt, ohne überhaupt zu sondieren und erst nach Beenden der Übung kam die Frage auf: "Hat überhaupt wer den Notruf gerufen?"

Das hat uns allen nochmal eindrucksvoll demonstriert, wie wichtig Routine und Übung sind, um im Ernstfall einen kühlen Kopf zu bewahren. Und auch, wie schnell Fehler passieren, die fatale Folgen haben können. Ich für meinen Teil war dann auch durchaus betroffen, dass die letzten zwei Verschütteten, die wir ausgegraben haben, in der Realität schon relativ geringe Überlebenschancen gehabt hätten.

Lernen aus Fehlern

In der Abendsession wurde die Verschüttetensuche noch einmal reflektiert und es wurde besprochen, was wir hätten besser machen können. Heli, einer unserer Bergführer, hat uns dann aber in unserem Gefühl, ziemlich versagt zu haben, aufgemuntert und betont, dass man eben genau aus diesen Fehlern lernt. Beim nächsten Mal macht man es dann definitiv besser.

Lawinen sind eben doch nicht die einzigen Risiken, die der Berg so für uns bereit hält

An Tag drei war die Freude am morgen direkt riesig: Endlich Sonnenschein und wir konnten auch mal sehen, welche Hänge wir da bisher so gefahren waren und was es noch alles für Möglichkeiten gab. Perfekt für den Tag der Entscheidungen!

Die am Vortag entwickelten Freeridestrategien wurden umgesetzt und auf ihre Alltagstauglichkeit geprüft. Beim Lagecheck im Lift hat sich auch schnell gezeigt, dass von den letzten Tagen tatsächlich sehr viel hängen geblieben ist: Die Windzeichen, die am ersten Tag noch für große Verwirrung gesorgt hatten und wo die Deutung doch eher einem fröhlichen Ratespiel galt, konnten wir mittlerweile zuverlässig lesen. Und auch der Scan nach Gefahrenzeichen sowie günstigen Faktoren ging schnell und präzise.

Der erste Überblick war also geschaffen, die Gebiete, in die wir uns begeben wollten, ausgewählt und die erste Line schon von unten bewertet. Vorherrschende Lawinenwarnstufe, kombiniert mit geschätzter Hangneigung, Geltungsbereich und Alarmzeichen haben uns zu der Entscheidung gebracht: Machbar. Gesagt, getan.

Und dann, vor lauter Endorphinüberschuss, habe ich mir bei einer verkorksten Landung das Knie so verdreht, dass ich nicht weiterfahren konnte. Somit war mein Tag leider schneller beendet, als ich POWDER sagen konnte. Lawinen sind eben doch nicht die einzigen Risiken, die der Berg so für uns bereit hält.

Für mich ging es also auf dem Skidoo statt im Tiefschnee Richtung Tal. Der freundliche Herr von der Pistenrettung, dessen spontane Diagnose war: „Das Innenband ist ab. Ganz klar.“, hat dann auch nicht gerade zu einer Moralsteigerung meinerseits geführt. Doch beim Arzt gab es Gott sei Dank Entwarnung: das Band ist zumindest nur gezerrt. Der entspannte letzte Abend mit der schon liebgewonnenen Truppe und nicht wenigen Lachtränen haben mich dann auch recht schnell über den verpassten Tag auf dem Board hinweggetröstet.

Anderes Lernen bei risk'n'fun

Alles in Allem waren die fünf Tage der Trainingssession in Sölden wahnsinnig lehrreich, und haben meine Erwartungen nochmal übertroffen. Der didaktische Ansatz von risk’n’fun, bei dem sich die Teilnehmer ihr Wissen und ihre Erfahrung selbst aneignen, hat absolut überzeugt. So bleibt einfach viel mehr hängen. Und durch die Übungen zu den Softskills haben wir alle auch nochmal etwas über uns selbst dazugelernt. Dieser Faktor wird bei der ganzen Sicherheits- und Lawinenthematik viel zu oft übergangen. Meiner Meinung nach ist es wahnsinnig wichtig zu wissen, welche Faktoren einen beim Treffen einer Entscheidung beeinflussen, gerade auch wenn dies in der Gruppe passiert.

Eine Hammer gute Zeit mit einer genialen Gruppe

Neben all dem Gelernten und all den neuen Eindrücken war es aber auch einfach eine Hammer gute Zeit mit einer genialen Gruppe. Danke an unsere Guides Heli und Lisa, die uns in jeder Situation mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind, sowie an Herbi und Berni. Nicht zu vergessen natürlich auch die anderen Teilnehmer und besonders meine Girlpower-Fraktion Babs und Tatjana, ohne die das Ganze nur halb so viel Spaß gemacht hätte!

Die kommenden Weihnachtstage werden für mich nun wohl etwas besinnlicher als ich es eigentlich geplant hatte. Und wenn das Knie wieder hält, freue ich mich schon, das Gelernte im Gelände anzuwenden und habe auch schon wahnsinnig Lust auf den nächsten Termin am Kitzsteinhorn!

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