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Safety-Reports

Teilnehmerreport: risk'n'fun Next Level Kitzsteinhorn

Next Level am Kitzsteinhorn – Raus aus der Komfortzone

von Melanie Herrmann 01.03.2017
Die Session in Sölden ist bereits eine Weile her und der Winter hat sich bisher ein wenig geziert. Trotzdem hatte ich bei der heiklen Situation, die wir im Jänner in vielen Gebieten hatten, doch einige Möglichkeiten, das Gelernte auch in die Tat umzusetzen. Vor allem der Aspekt des „Wahrnehmens", der ja eine der drei Säulen des risk'n'fun Konzeptes bildet, ist bei mir nun viel stärker ausgeprägt als davor. Und nun also das „Next Level" am Kitzsteinhorn. Der Schwerpunkt hierbei liegt auf der eigenständigen Tourenplanung - darauf freue ich mich besonders. Ich hoffe, dass ich es nach den paar Tagen endlich hinbekomme, Karten richtig zu lesen!

Und nun also das „Next Level" am Kitzsteinhorn. Der Schwerpunkt hier liegt auf der eigenständigen Tourenplanung - darauf freue ich mich besonders. Ich hoffe, dass ich es nach den paar Tagen endlich hinbekomme, Karten richtig zu lesen!

Lehrbuchhafte Gefahrenzeichen

Bei 7 Grad und Regen fahre ich die A8 gen München entlang und bete regelmäßig vor mich hin: „Regen hier – Schnee dort." Da es in Zell am See immer noch regnet, hoffe ich einfach darauf, dass es oben im Bundessport- und Freizeitzentrum am Kitzsteinhorn etwas kühler ist - schließlich liegt die Unterkunft auf ca 2500 m. Oben angekommen, werde ich von feinem Schneewirbeln begrüsst - bei stürmischem Wind. Oha! Mal sehen wie das Wetter und die Lawinensituation die kommenden Tage werden.

Nach einem kurzen Kennenlernen am Mittag und dem gemeinsamen Auffrischen des Erlernten aus der Trainings Session geht es dann auch gleich raus in den Sturm zu einer kleinen LVS Übung.

Der zweite Tag beschenkt uns mit Sonne und unberührten Neuschneehängen. Das gemeinsame Einfahren auf der Piste zeigt, dass wir eine sehr homogene Gruppe sind, die sich gut versteht. Also ab in eine der zahlreichen Varianten, die das Skigebiet bietet, und den Neuschnee genießen! Durch den Schneefall und den Wind der vergangenen Nacht können wir fast lehrbuchhaft 3 der 5 typischen Gefahrenzeichen studieren: Windfahnen stehen an allen Gipfeln, Triebschneepakete hängen in den Mulden und Rinnen und wir sehen ein paar Lawinenabgänge - Ergebnis der Sprengarbeiten des Skigebiets.

Landkarte? Digital gehts zur Sache!

Nachdem wir nachmittags schon die erste Übung im Kartenlesen durchgeführt haben, besteht das Abendprogramm aus der Tourenplanung für den kommenden Tag. Beide Gruppen haben das gleiche Gipfelziel vorgegeben bekommen und planen die jeweilige Aufstiegsroute selbständig. Irgendwann muss ich schmunzeln: Die gute, alte Karte aus Papier hat offensichtlich völlig ausgedient oder dient maximal zur Groborientierung. Die digitalen Karten mit Hangneigungsdarstellung werden auf den Smartphones, Tablets und Rechnern durchgesprochen und Tourenberichte werden gegoggelt.

Da für den kommenden Tag keine Entspannung der Lawinensituation vorhergesagt ist, wählen wir eine konservative Tour – lieber ein paar Meter länger laufen als die Tour zu steil wählen. Schließlich hat es noch einen Dreier. Im Spaß steht die Behauptung im Raum, dass wir mit unserer flachen Routenwahl maximal 10 Spitzkehren brauchen...

Tag 3 begrüßt uns mit angenehmen 0 Grad und recht wenig Wind. Also Sonnencreme einpacken und los gehts! Unsere Guides Heli und der Jörg nehmen sich immer mehr zurück und die Gruppe übernimmt die Führung eigenständig. Offensichtlich haben wir ganz gut geplant – 3 Stunden später erreichen wir tatsächlich unser Ziel. Und beim nachzählen waren es dann nicht einmal 10 Spitzkehren.

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Ein wenig mehr Risiko, ein wenig mehr Spaß

Oben angekommen, heißt es Skidepot machen und zu Fuß die letzten Meter zum Gipfel. Äh – Gipfel? Hab ich erwähnt, dass ich nicht wirklich schwindelfrei bin? Mir werden die Knie etwas weich, aber dem Heli und dem Jörg ist das egal. Nun gut, ich habe sie gewarnt. Oben angekommen, bin ich sehr beeindruckt - was für ein Panorama! Der komplette Alpenhauptkamm bis hin zum Dachstein. Nur auf dem Gipfelfoto scheine ich mich doch sehr an das Gipfelkreuz zu klammern.

Mit immer noch weichen Knien genießen wir dann die Abfahrt – und studieren nun auch das vierte Gefahrenzeichen – die Durchfeuchtung. Und leider darf ich es auch gleich am eigenen Leib erfahren. Bei der Einfahrt in den letzten Hang rutsche ich plötzlich weg und frage mich, warum ich denn nun den Halt verloren habe. Ein paar Meter später sehe ich, dass mir der Hang mitgerutscht ist. Auch wenn die Stelle nicht steil war, hat es trotzdem ausgereicht, um eine kleine Nassschneelawine auszulösen. Die letzten Meter kämpfe ich mich mit noch weicheren Knie und im Pflug zum Sammelpunkt. Das war mir eigentlich schon genug Abenteuer für einen Tag und ich brauche dringend irgendwas zum Essen. Und ein Radler.

Das Radler findet allgemeine Zustimmung und wir verbringen die Mittagspause entspannt in der Sonne und fühlen uns alle wohlig erschöpft. So stimmen wir dann auch dem Vorschlag zu, zum Abschluss doch noch die Standseilbahn hoch zum Kitzsteinhorn zu nehmen. Nicht ahnend, dass unser Guide statt zum Ausgang zu gehen, sportlich seine Ski über das Geländer wirft, über das Geländer kraxelt und 2 Meter auf das untere Plateau springt, um dann in die Rinne unterhalb des Liftes einzufahren. Wow...das hat schon ein wenig Chamonix Style.

Heil unten angekommen, bin ich dankbar für den Tag außerhalb meiner Komfortzone. Aber vielleicht geht es genau darum. Ein wenig mehr Risiko. Ein wenig mehr Spaß.

Die Entscheidung liegt bei der Gruppe

Der vierte Tag beginnt anders als er enden würde: Irgendwie Trüb. Es ist windig und die Sicht ist schlecht. Also üben wir ein Notfallszenario mit mehreren Verschütteten. Die Übung ähnelt der von der Session – jedoch next level: mit viel höherer Verschüttungstiefe. Nach Abschluss der Übung sind wir uns alle einig: Das kann man gar nicht oft genug üben. Bei der simulierten Lawinenverschüttung versuchen wir so viel Wissen wie nur möglich aus unserem Bergführer herauszusaugen.

Da das Konzept von r'n'f darauf beruht, dass die Gruppe gemeinsam Ihre Punkte entscheidet, stehen am Mittag zwei Themen zur Option: Schneeprofil graben und Rutschtest, oder ein wenig Fahren – trotz schlechter Sicht. Schließlich liegt ja etwas Neuschnee. Das Argument "man lernt nur richtig gut Skifahren, wenn man wenig sieht," überzeugt uns und wir fahren mit dem Lift hinauf ... und genießen noch einen absolut gigantischen Powder Nachmittag. Statt trüb, endet der Tag mit einem fetten Grinsen und schweren Beinen.

Der letzte unverspurte Hang gehört: uns!

Den letzten Abend verbringen wir damit, den kommenden Vormittag zu planen. Der erste Plan steht auch schnell - schließlich hatten wir in den letzten Tagen genügend Zeit, das Gelände auszukundschaften und entsprechenden Lines zu wählen. Je später der Abend wird, desto mehr Pläne und Alternativen werden zusätzlich entwickelt, so dass am kommenden Morgen niemand mehr weiß, was wir nun mit dem Tag eigentlich anfangen wollen.

Aufgrund des Schneefalls der letzten Nacht entscheiden wir uns für ein paar erste Lines von den Liften aus. Nachdem die pistennahen Hänge jedoch in kürzester Zeit verspurt sind, unternehmen wir dann noch einen Hike und erarbeiten uns eine traumhafte Powderabfahrt. So angeheizt, entscheidet sich die ganze Gruppe nach Ende des offiziellen Programms dann noch, eine der am Abend vorher geplanten Touren zu machen – und steigt gemeinsam in einen der letzten unverspurten Hänge auf. Ein Traum!

Abschließend lässt sich sagen, dass wir aus den fünf Tagen sicher das Beste gemacht haben. Das Wetter hat uns von Sturm, Neuschnee, Sonne, Nebel, Wärme und Kälte alles geboten und wir haben die Bedingungen optimal genutzt. Vielen Dank an das ganze Team von risk'n'fun für die tolle Organisation und die tolle Stimmung. Und Danke auch an die „Buddies" aus dem Franken- und dem Mixed Team. Das war eine Wahnsinns Woche mit Euch! Ich freue mich schon auf das Chill Out in Fieberbrunn im März!

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