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Gear of the week

Gear of the Week | Merinosocken

Bekommst du deine Socken noch geschenkt, oder bist du schon erwachsen?

von Lea Hartl 28.01.2017
Skisocken sind ein wichtiges Thema, das zu wenig Beachtung findet. Ein Ski- oder Skischuhkauf bedarf längerer Recherche und Vorlaufzeit, in der wir uns über Rocker, Flex, Canting, Inserts und Wechselsohlen Gedanken machen. Socken dagegen hat man einfach irgendwie. Da ist das Paar mit den Löchern in der Ferse, das schon noch eine Saison geht, das durchgescheuerte Paar mit den Silber-Ionen, die in Zeiten vor Merinowolle Gestank verhindern sollten, sowie die Nachfolger aus stylish-kuschelig-buntem, geruchsneutralem Merino. Wir glauben: Unser Verhältnis zu Skisocken sagt mehr über uns aus, als gemein hin vermutet wird. Einige Gedanken zu Socken und dem Leben an sich.

Das Erwachsenwerden - beziehungsweise das Alt- aber nicht Erwachsenwerden - ist seit jeher ein beliebtes Thema in Literatur und Feuilletons. Wie definiert man Erwachsensein? Erwachsenwerden in Büchern für sogenannte junge Erwachsene hat oft mit Widerstand gegen das Regime in fiktionalen Dystopien oder dem Kampf gegen das Böse an sich zu tun – wahlweise mit Pfeil und Bogen, Zauberstab, oder handzahmen Drachen. Im Spiegel und auf Zeit online sind dagegen eher Bausparverträge und private Altersvorsorge das Maß der Dinge. Man liest gefühlt alle zwei Wochen, dass Millennials aus verschiedensten Gründen einfach nicht richtig erwachsen werden wollen. Oder alternativ, dass sie sich angesichts der unsicheren Zeiten doch wieder auf traditionelle Werte besinnen, Bausparverträge abschließen und bevorzugt in weiß heiraten.

In der Ski- und Outdoorbranche ist das alles viel einfacher. Wie erwachsen man ist, kann verlässlich daran gemessen werden, wo man seine Socken her bekommt. 

Als wir Kinder waren, empfanden wir Socken unter dem Weihnachtsbaum fast schon als Beleidigung, erhalten von wohlmeinenden aber vollkommen weltfremden Erwachsenen. Gemeinsam mit der Leidenschaft fürs Skifahren wuchs über die Jahre langsam auch unser Verständnis von adäquaten Socken als Dingen der Notwendigkeit.

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Als spätpubertärer Millennial mit Mitte-Ende Zwanzig (Hauptsache nicht Mitte Dreissig!) schätze ich die Fußklima regulierende Funktion tierethisch-korrekt produzierter Merinowolle. Die Vorstellung, tatsächlich in einen Laden zu gehen und dort selbst Geld auszugeben für die Skimountaineeing Socken mit intelligenter Passform und besonderer Polsterung für den Einsatz im Hochgebirge, ist allerdings kaum attraktiver als die Aussicht auf ein Gespräch mit dem Bankberater über den Abschluss einer privaten Rentenversicherung.

Umso schöner ist es, wenn die Großeltern fragen, was man sich zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünscht und man ihnen guten Gewissens das genaue Modell und die Farbe der Lieblings High-End Outdoorsocken sagen kann. Beiden Generationen ist damit geholfen: bemühte Großeltern müssen keine unpersönlichen Gutscheine schenken und wir können uns weiterhin einbilden, dass wir noch zu jung sind, um uns ernsthaft Gedanken machen zu müssen über Socken und Altersvorsorge.

Jedoch ist anzunehmen, dass auch Millenials früher oder später vollends erwachsen werden müssen. Ich vermute, dass auch ich irgendwann ganz von selbst den Weg zum Sockenhändler finden werde. Ich werde mich ausführlich von einer Fachperson beraten lassen zu den Standards der Schafzucht in den Herkunftsländern, Wollstärken und einsatzspezifischer Polsterung und dann eine wohl überlegte Entscheidung treffen. Auf dem Weg nachhause wird mir plötzlich klar werden, wie meine Steuererklärung funktioniert.

Ich werde mich endlich so richtig erwachsen fühlen.

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