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Interviews

PowderPeople | Valentin Rainer

Interview mit dem FWT-Toursieger 2023 und Viertplatzierten 2025

05.04.2025 von Timo Macvan
Im Dunstkreis des Freeride-World-Tour-Stopps in Georgien am ersten Märzwochenende konnte PowderGuide den Toursieger der Männer von 2023 und wieder Mitstreiter in der diesjährigen Saison, Valentin Rainer, interviewen. Der 26-jährige österreichische Rider gibt uns einen Einblick in sein Leben vor und während der Saison und nimmt uns mit durch seine Zukunftspläne. Ein spannender Einblick in das Leben eines Profi-Freeriders, der einfach die Ziele anstrebt, die ihn intrinsisch motivieren und die ihm am meisten Spaß bereiten.

Timo: Ich freue mich sehr, dass es mit dem Interview funktioniert. Wenn du magst, kannst du erstmal erzählen, wer du bist, was dich ausmacht, wo du herkommst und was auch immer du mit unseren PowderGuide-LeserInnen teilen magst.

Valle: Also, ich bin Valentin Rainer, aber eigentlich nennt mich jeder Valle. Ich wohne in Innsbruck, mein Lieblings-Skigebiet oder mein Home-Resort sozusagen ist aber der Arlberg. Man sieht es auch an meinem Kopfsponsor, St. Anton am Arlberg. Neben dem Freeriden, was meine größte Leidenschaft und meine Hauptaufgabe ist, bin ich noch Student an der Universität Innsbruck und studiere Sportmanagement.

Aber ich versuche eigentlich so viel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen, sei es beim Skifahren oder auch bei anderen actiongeladenen Sportarten wie Biken oder Surfen.

Timo: Wie bist du denn zum Skifahren und dann zum Freeriden gekommen?

Valle: Mein Dad hat mich schon mit drei Jahren auf die Ski gestellt. In Tirol, also bei uns zu Hause, ist das üblich, würde ich mal sagen. Ich war dann aber meine ersten 13 Jahre auf Skiern mit Ski-Racing unterwegs, bis ich 16 Jahre alt war. Dann hat mir jedoch das alpine Rennen fahren nicht mehr so viel Spaß gemacht und ich habe irgendwann entschlossen, ja, das war's jetzt mit dem Racen. Ich wollte aber weiterhin irgendwas im Wettkampf machen, weil ich mich sehr gerne mit anderen vergleiche und mich das auch pusht.

Und ja, dann habe ich online nachgeschaut, welche weiteren wettkampforientierten Schneesportarten es gibt, und dadurch die Junioren-Wettbewerbe der Freeride World Tour entdeckt. Und da habe ich mich eigentlich direkt für ein Event angemeldet. Das war der Anfang meiner, sagen wir mal "Karriere". Und es hat mich direkt überzeugt, denn die Szene ist einfach mega und auch deswegen bin ich bis jetzt dabeigeblieben.

Timo: Das bedeutet, du warst bis zum 16. Lebensjahr nur auf der Piste unterwegs oder hast du auch während deiner Rennfahrerzeit etwas abseits ausprobiert?

Valle: Ich bin auch damals schon mit meinem Dad relativ viel abseits von der Piste gefahren, so zwischen den Trainings mal, aber ja, hauptsächlich bin ich Stangen gefahren. Das Freeriden kam dann nach und nach immer mehr dazu – besonders nachdem ich meinen ersten Wettkampf gefahren bin. Zwei Jahre später zog ich nach Innsbruck, wo ich viele Freeride-Freunde kennengelernt habe, und so wurde das Ganze immer größer. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich mir gesagt habe: Ja, daraus kann ich wirklich eine Karriere machen.

Timo: Was bedeutet dir denn das Skifahren oder auch Freeriden?

Valle: Die Bedeutung hat sich und auch ich persönlich habe mich auf jeden Fall ein bisschen verändert über die Zeit hinweg. Anfangs war ich extrem motiviert, mich die ganze Zeit zu pushen. Ich habe immer versucht, der Beste zu sein in der Freundesgruppe, immer ein bisschen mehr zu machen als die anderen, weil ich das Ziel Freeride World Tour hatte. Und dann irgendwann hat es eben funktioniert mit der Freeride World Tour. Was bedeutet es jetzt für mich? (fragt er sich selbst und denkt für einige Sekunden nach.) Ich glaube, es ist immer noch das, woran ich generell am meisten Spaß habe. Einfach an einem nicen Pow-Day am Berg mit Freunden zu sein und dort die Sachen zu machen, die man liebt. An dem einen Tag einfach nur Powderturns fahren, wo einfach komplett das Skifahren an sich im Vordergrund steht. An einem anderen Tag dreht es sich mehr um die Sprünge und das sketchy Zeug. Das Ziel ist, sich hier so zu pushen und immer weiter, größer und in mehr Umdrehungen zu denken und diese dann auszuprobieren. Das ist schon das, wofür ich brenne, nicht nur beim Skifahren, sondern auch in anderen Sportarten, immer zu schauen, wie weit man seinen eigenen Körper pushen und wie weit man gehen kann.

Natürlich alles in safen Umständen. Das auf jeden Fall.

Timo: Du hast es gerade schon angesprochen, dass du dich auch verändert hast in deinem Skifahren und persönlich. Wie hat sich die World Tour oder vielleicht auch grundsätzlich das Contestfahren auf dich und auf dein Skifahren ausgewirkt? Wenn du magst, darfst du gerne positive und negative Seiten beleuchten.

Valle: Ich glaube, es hat mich sehr positiv beeinflusst im Sinne, dass ich viel smarter geworden bin. Ich habe durch das Contestfahren einiges darüber gelernt, einzuschätzen, was ich selbst kann und wo meine Grenzen wirklich liegen. Dadurch kann ich jetzt auch viel präziser beispielsweise meine Lines planen, was für das Contestfahren super hilfreich ist - in der Lage zu sein zu wissen, das lande ich, das oder das lande ich nicht. Wenn ich weiß, dass ich etwas landen kann, dann ergibt sich daraus ein Selbstbewusstsein, das dir dann die letzten Prozente freisetzt, die es braucht für die Landung.

Fragen wie: Ist das zu hoch? Ist die Landung gut genug? Ist der Schnee oder das Gelände für den einen oder anderen Trick geeignet? Die stelle ich mir einfach mittlerweile automatisch. Auch für das alltägliche Skifahren ist das super, weil man kaum stürzt, sondern immer relativ genau einzuschätzen weiß, wie weit man selber gehen kann.

 Timo: Neben der Komponente des Skifahrens. Wie fühlst du dich hier beeinflusst?

Valle: Ich bin sehr glücklich darüber, bei der Freeride World Tour mitfahren zu dürfen, denn es bietet mir die Möglichkeit, ständig neue Kulturen kennenzulernen, neue Orte zu sehen und mich inspirieren zu lassen. Die Bubble, die Menschen hier sind so nice, dass es einfach Spaß macht, mit ihnen unterwegs zu sein. Man kann auch ständig etwas Neues lernen.

Timo: Das klingt sehr positiv. Wie schaut es mit der anderen Seite aus?

Valle: Die gibt es bestimmt, aber ich finde sie nicht erwähnenswert gerade.

Timo: Du hast bereits erwähnt, dass dein Heimat-Gebiet der Arlberg ist, weil du auch eine besondere Nähe nicht nur wegen der Distanz, sondern auch in gewisser Weise emotional dazu hast. Trotzdem bist du jetzt schon viel herumgekommen, alleine schon wegen der Tour. Gibt es für dich noch einen weiteren besonderen oder einen Lieblingsort?

Valle: Wenn man in Tirol bleibt, dann ist es der Arlberg. Rund um Innsbruck gibt es auch einige coole Skigebiete. Von den Freeride-World-Tour-Stopps muss ich sagen, Val Thorens, also Frankreich, der neue Stopp, hat mich wirklich sehr überzeugt. Das Gelände dort ist mega. Supergeil zum Freeriden.

Timo: Geile Conditions in Val Thorens, oder?

Valle: Ja, total! Aber auch allein die Form der Berge, das Gelände, das Terrain – das hat mich wirklich... Sowas habe ich noch nicht so oft gesehen. Und Georgien, Georgien ist auch richtig cool.

Timo: Was findest du hier in Georgien grundsätzlich besonders?

Valle: Es ist auf jeden Fall der Spot, der am remotesten ist. Also wo man sich in ein paar Sachen umstellen muss. Alles läuft ein bisschen anders da.

Timo: Mich wundert sowieso, dass ihr Strom habt. Wir haben die letzten zwei bis drei Stunden im Dunklen gesessen.

(beide lachen)

Valle: Ja, das meine ich. Es ist nicht so, wie es daheim ist. Kanada, Spanien, das sind alles Länder, die ähnlich sind wie daheim. Und wenn man dann nach Georgien kommt, dann ist man erstmal so, boah, da laufen die Sachen ein bisschen anders. Also im positiven Sinne.

Erstmal ist die Anreise schon ein großer Act, würde ich sagen. Und die Berge hier sind schon auch gewaltig und massiv. Es gibt so viel spannendes und zum Teil entspanntes Gelände, aber dann gibt es halt trotzdem nur zwei kleine Skigebiete.

Bei uns würde hier auf jedem Berg ein Skigebiet stehen. Aber hier ist es anders – man sieht so viele Berge vom Skigebiet aus, die erreichbar wirken, aber gleichzeitig in weiter Ferne liegen. Genau das macht das Ganze so spannend!

Timo: Letzte Frage, dann lasse ich dich dein Billard-Match zu Ende austragen (lacht). Du hast dein Studium erwähnt und viel übers Skifahren gesprochen. Wo siehst du dich in fünf Jahren? Welche Ziele verfolgst du auf Skiern?

Valle: Also neben Skifahren mal auf jeden Fall das Studium fertigbringen. Ich habe mir jetzt keine Deadline gesetzt, weil es so nichts bringt. Solange ich Profi-Freerider bin, macht es keinen Unterschied, ob ich mit dem Studium fertig bin oder nicht. Dementsprechend mache ich das nebenbei, aber das will ich natürlich fertigbringen.

Und auf Ski: Nächstes Jahr finden die World Champs zum ersten Mal statt, dort möchte ich definitiv mitfahren. Das ist ein Ziel, wofür ich mich jetzt auch mittlerweile schon qualifiziert habe durch die Ergebnisse von den ersten drei Stopps auf der World Tour. Dann natürlich weiterhin Competitions fahren, weil es mir einfach sehr viel Spaß macht.

Und unabhängig von den Wettbewerben: Auf jeden Fall in den nächsten Jahren mal ein großes Filmprojekt auf die Beine stellen. Das ist der Punkt, den ich noch unbedingt abhaken will. Ich hoffe, das wird in den nächsten ein bis zwei Jahren passieren.

Timo: Gibt es da schon Ideen? Oder einen Favoriten?

Valle: Es gibt jede Menge Ideen. Und ja, schon auch einen Favoriten, aber mal schauen, was dann im Endeffekt umgesetzt wird.

Timo: Okay, ja cool - Danke dir für deine Zeit und Offenheit. Das war's schon von mir und du kannst deine Fähigkeiten beim Billard unter Beweis stellen.

Nachdem die Ski-Herren – und damit auch Valle – beim letzten Stopp in Fieberbrunn nicht an den Start gehen durften, war die Spannung vor dem Finale am legendären Bec des Rosses umso größer. Jeder war heiß darauf, eine starke Performance abzuliefern.

Für Valle stand besonders viel auf dem Spiel, denn trotz seines Sturzes in Georgien lag er noch in absoluter Schlagdistanz zum Gesamtführenden Marcus Goguen. Der zweite Weltmeistertitel war greifbar, also ging er „All In“. Doch am Ende seines spektakulären Runs stürzte er beim Versuch eines Cork 720° – ein spektakuläres Ende eines hochspannenden Wettkampfs.

Ab Minute 16 gibt es einen Einblick in seinen Run.

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