J: Hallo Stef. Schön, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Lass uns direkt starten. Was hat dich dazu inspiriert, mit dem Bergsteigen anzufangen?
S: Das war lustigerweise eine Skitour, die mich ehrlicherweise aber nicht wirklich begeistert hat, weil ich fand, dass der Aufwand und der Ertrag nicht wirklich im Verhältnis standen. Es hat mich aber dann natürlich weiter ins Gebirge gebracht und mit 18 bin ich, während einer Skitour, dann das erste Mal zum Klettern und zum Abseilen gekommen und das hat mir dann gefallen. Also war es am Ende eher das Technische, was mir am Bergsteigen gefallen hat.
J: Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als du beschlossen hast Bergsteigen zu deinem Beruf zu machen?
S: Nein, das hat sich über die Jahre eher so entwickelt, weil es war schon mein Traum, aber ich hätte es mir nie träumen lassen. Vor 30 Jahren war die Sportindustrie noch gar nicht so weit, dass sie überhaupt jemanden finanziell hätten unterstützen können.
Ich weiß aber noch, ich war in der technischen Vorbereitung für meinen Beruf in der Schule und das hat mich dann ziemlich «angegurgt» und irgendwie hab ich mir dann gedacht: «Du musst deinem Herz folgen». Wobei mir alle gesagt haben: «Du hast keine Chance, das geht eh nicht, funktioniert eh nicht». Und ich muss auch sagen, ich habe wirklich sehr spartanisch gelebt, habe einfach mein Zeug im Gebirge gemacht und dann hat sich das ein oder andere so entwickelt, auch dank Fotografen, die dann Bilder gemacht haben. Dann wurden Sachen publiziert, Begehungen publiziert und so bin ich eigentlich hineingewachsen und es war nicht eine Entscheidung von heute auf morgen.
J: Faszinierend. Zurück zum Skifahren. Wo und wie bewegst du dich hauptsächlich?
S: Es ist witzig, auch das hat sich verändert. Ich fahre sehr gerne Ski, am Anfang hätte man denken können, ich fahre nicht gerne Ski, aber ich fahre vor allem gerne runter. Ich habe früh angefangen, mit 3 Jahren, und witziger Weise ist es eigentlich das, was ich heute führe als Bergführer. Ich habe seit 30 Jahren eine Familie, mit denen ich unterwegs sein darf und die gehen nur zum Skifahren, also im Sommer sind sie, zum Glück, nicht am Berg unterwegs. Und deshalb führe ich viel im Winter auf den Ski.
J: Wie gehst du mit den Gegebenheiten am Berg um, vor allem im Winter?
S: Ja also die Anpassungen auf die Veränderungen und die Vorbereitungen, vor allem wenn du noch Gäste hast, die warten, ist extrem mühsam. Mit den heutigen Erwärmungen ist es auf Höhen zwischen 1000 und 1500 Metern häufig so, dass Regen in die Schneedecke eindringt. Gleichzeitig gibt es auf über 3000 Metern oft starken Westwind, der es schwierig macht, wirklich guten Schnee zu finden.
Das macht die Situation im Vergleich zu früher deutlich anspruchsvoller, insbesondere wenn man es mit SkifahrerInnen zu tun hat, die eher unsicher sind oder nur bei perfekten Schneeverhältnissen fahren wollen.
J: Also so wie wir alle (lacht).
S: Ja, schon, aber das Problem ist, dass viele einfach keinen schlechten Schnee fahren können. Sie sind oft keine wirklich guten Skifahrer, und da steht man manchmal schon vor Herausforderungen. Das hat sich wirklich stark verändert.
Zum Glück hat es dieses Jahr schon ein bisschen Schnee gegeben. Aber in den letzten Jahren war es oft so, dass es zwar im November ein bisschen Schnee gab, aber nicht genug. Ich denke, es braucht ein Umdenken. Die Leute sollten flexibel sein und dann Skifahren gehen, wenn die Bedingungen gut sind, statt einen festen Termin zu setzen und dann perfekte Verhältnisse zu erwarten. So kann es schon auch passieren, dass alles grün ist.