LR: Die Lawinenwarnung in Österreich ist Ländersache. In sieben von neun Bundesländern gibt es einen Lawinenwarndienst. Seit wann gibt es euren LWD eigentlich und wie ist er entstanden?
AS: In der Steiermark gibt es den Lawinenwarndienst seit 1975 – gleichzeitig mit dem Katastrophenschutzgesetz. Einen großen Innovationsschub lieferte jedoch der Lawinenwinter 1999, nicht nur bei uns sondern im gesamten Alpenraum. Dadurch wurde intensiv am Aufbau der automatischen Wetterstationen gearbeitet und der tägliche Lawinenlagebericht eingeführt. Einen ähnlichen Impuls bewirkte Anfang Februar 2006 eine prekäre Lawinensituation und eine Nassschneesituation 2009 mit einer weiteren Forcierung des Stationsausbaus.
Beim Lawinenwarndienst in der ZAMG in Graz gibt es sechs Lawinenwarner und zwei Techniker. Seit 2006 übernehmen wir auch die Lawinenwarnung für Niederösterreich. Es sind immer zeitgleich zwei Lawinenprognostiker im Dienst. Die restlichen können sich in der Zwischenzeit unter anderem auf wissenschaftliche Projekte konzentrieren, in die wir sehr intensiv eingebunden sind.
Seit der Saison 2020/21 treten die Lawinenwarndienste von Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten im selben Gewand auf. Die grafische Darstellung wurde vereinheitlicht und die Lawinenberichte in mehreren Hinsichten auf ein neues Niveau gehoben. Damit schlagt ihr genau in die aktuell viel diskutierte Kerbe der Annäherung von Lawinenwarnprodukten über politische Grenzen hinweg. Seit wann arbeitet ihr an diesem Projekt, welche Hürden gab es dabei und was sind für die Vorteile für die Wintersportler?
Die gemeinsame Lawinenwarnung entstand aus einem Vorgängerprojekt mit Kärnten und Slowenien das bereits 2017 startete. Vor dem ersten Corona-Lockdown 2020 haben wir dann mit dem Fokus auf die Vereinheitlichung innerhalb der österreichischen Bundesländer begonnen.
Die Vorteile sind die Mehrsprachigkeit sowie der grafisch einheitliche Auftritt. Aber auch der Blick über den Tellerrand für die Wintersportler: Bereits auf der Seite des oberösterreichischen LWDs sieht beispielsweise ein Linzer auf den ersten Blick, dass es derzeit im Lungau eine bessere Lawinensituation gibt. Es gibt damit keine harten Grenzen mehr zwischen den Lawinenwarndiensten über Verwaltungsgrenzen hinweg, da die Gefahrenstufenkarten der Nachbar-Bundesländer mit eingebunden werden.
Außerdem können wir nun verschiedene Kleinstregionen zu einer gemeinsamen Warnregion täglich neu aggregieren. Je nach Wetterlage und Lawinensituation kann die Lawinenwarnung für jede einzelne Kleinstregion feiner abgestimmt werden.