PG: Welche RĂĽckschlĂĽsse deiner Forschung flieĂźen in die Risikovorhersage mit ein?
Unsere Ergebnisse zu den Schwachschichten, Windverfrachtung oder Wechtenbildung werden in Zukunft immer mehr ĂĽber den Weg von Computermodellen in die Risikovorhersage einflieĂźen. Wind zum Beispiel ist allgemein als Baumeister von Lawinen bekannt, da er dazu fĂĽhrt Schnee an Wind abgewandten Bergseiten, Rinnen oder Mulden abzulagern. Wo diese Ablagerungen stattfinden und welche Dichte der Schnee haben wird, beeinflusst die Schneebrettlawinengefahr und ist somit ein wichtiger Baustein fĂĽr die Lawinenwarnung.
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PG: Deine Forschung und Erkenntnisse werden in der Praxis genutzt. Was sind deine nächsten Ziele bzw. woran arbeitest du aktuell?
Aktuell arbeiten wir an einem neuen, optischen Messgerät namens „SnowImager“, welches wir zusammen mit einer lokalen Firma entwickeln. Der SnowImager ist eine schwarze Box, mit der man ein Schneeprofil mit nahinfrarot Licht beleuchten und das reflektierte Licht mit einer speziellen Kamera fotografieren kann. Mit diesem Instrument ist es möglich die Dichte und Korngröße der unterschiedlichen Schichten in einem Schneeprofil zu bestimmen. Zudem sind wir gerade dabei eine Forschungsarbeit zu veröffentlichen, bei der wir zum ersten Mal nachweisen konnten, dass Schneekristalle beim Transport mit dem Wind nicht nur fragmentieren, sondern dass sie auch aufgrund von Verdampfung und wieder Aufdampfen von Wassermolekülen an der Oberfläche der Schneekristalle sogar wachsen können und rundlichere Formen annehmen.
PG: Ist der Klimawandel auch in deiner Forschungsgruppe ein Thema?
Definitiv. Wir haben immer mehr Projekte in den Polarregionen. Der Klimawandel zeigt sich dort leider am stärksten. Ich war einmal auf einer Expedition auf Grönland und konnte mich vor Ort von dem drastischen Rückgang des Eises überzeugen. Wir möchten besser verstehen, wie sich die Schneedecke in diesen Regionen verändert. Wenn man in Zukunft z.B. größere Schneekörner oder mehr Feinstaub auf der Schneeoberfläche haben sollte, vermindert das die Reflexion von Sonnenstrahlung. Dies zusammen mit einer generell stark abnehmenden Schneebedeckung der polaren Regionen ist ein großes Thema. Kurz und bündig: Durch weniger Schneeoberflächen auf der Erde wird mehr Sonnenstrahlung absorbiert, was somit die Erderwärmung noch stärker vorantreibt. Man nennt dies einen positiven Klimaeffekt, auch wenn er so gesehen nicht „positiv = gut“ für das Erdklima ist.
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PG: Wir sind mit powderguide.com eine Seite für den Wintersport. Lass uns da mal ein bisschen noch über dich persönlich sprechen. Du siehst nicht gerade aus wie ein Nerd. Bist du selbst auch viel unterwegs in den Bergen?
Ich kann aber manchmal schon recht nerdig sein, frag mal meine Kollegen (lacht). Ich finde Nerd-Sein nicht generell negativ, fĂĽr mich bedeutet es auch mit Herzblut bei der Arbeit zu sein oder sich fĂĽr etwas sehr zu interessieren. NatĂĽrlich bin ich aber auch gerne in den Bergen unterwegs, doch mit zwei kleinen Kindern habe ich einfach weniger Zeit dafĂĽr. GlĂĽcklicherweise lebe ich in Davos und habe die Berge vor der HaustĂĽre, dann sind es eben manchmal auch nur 2 StĂĽndchen.
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PG: Wo trifft man dich an? On- oder Offpiste?
Beides. Mittlerweile habe ich aber nicht mehr so Lust auf groĂźe Menschenmengen, daher bin ich lieber Offpiste unterwegs, am besten tief und unverspurt (lacht).
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PG: Was sind denn deine „Tools“ für den Schnee? Welche Ausrüstung ist immer mit dabei?
Im Laufe der Jahre entwickelt man einige „Marotten“. Ich bin zum Beispiel absoluter Verfechter von Softboots mit normalen Schnürsenkeln. Zudem habe ich immer Gaffa-Tape, Kabelbinder sowie ein Buff-Tuch dabei.
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PG: Bist du durch deinen Beruf und Wissen ĂĽber Schnee eher defensiv unterwegs?
Ich würde sagen ja. Ich sehe den Schneedeckenaufbau auch immer mit „beruflichen“ Augen. Das lässt sich nicht mehr trennen.
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PG: Wie verhältst du dich in einer Gruppe beim Touren? Wird von dir erwartet, dass du die Verhältnisse beurteilst?
Seit ich nicht mehr so viel am Berg unterwegs bin wie früher stufe ich mich mittlerweile eher als mittelmäßig erfahrener Tourengeher ein. Es fehlt die letzten Jahre einfach die Entwicklung eines Gespürs für die Bedingungen. Daher halte ich mich in der Gruppe eher zurück, was Empfehlungen angeht, wenn deutlich erfahrenere Kollegen dabei sind.
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PG: Hast Du selbst schon Bekanntschaft mit Lawinen gemacht?
Ja, mit kleineren Schneebrettern durfte ich schon Bekanntschaft machen, wurde aber nie verschĂĽttet. Leider musste ich mal einen Kollegen ausgraben, welcher mit etwas Sluff in einer schmalen Rinne mitgerissen wurde, als er ungĂĽnstig ĂĽber einen Felsen gestĂĽrzt ist. Die Ski haben glĂĽcklicherweise noch herausgeschaut. Es hat aber 10 lange Minuten gedauert, bei ihm zu sein und ihn auszugraben. Es ist alles nochmal gut gegangen, war aber eine heftige und lehrreiche Erfahrung.
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PG: Benni, vielen Dank für das Gespräch.